Von Bali bis zur Grenze von Osttimor - ein Wettlauf mit dem Visum

 

Bali, Lombok, Sumbawa, Flores und west Timor

 

07.08 bis 02.09.2014

Als wir auf Bali ankommen sind schon 4 Tage unseres neuen Visums vorbei, und es ist noch ein weiter Weg bis nach Osttimor. Uns bleibt also nirgendwo wirklich viel  Zeit. Bali und Lombok – die nächst Insel in der Kette – haben recht gute Fährverbindungen und sind auch nicht so groß, aber danach wirds kniffelig. Sumbawa und Flores sind beide wieder ziemlich lang, also nicht mal eben in einem  Tag zu durchfahren und was die Fähren anbelangt angeblich etwas schwieriger erreichbar beziehungsweise zu verlassen. Na ja – das werden wir wohl dann sehen,  wenn wir soweit sind.

Die Fähre von Java nach Bali ist jedenfalls unerwartet häufig und luxuriös (für hiesige Verhältnisse) Es gibt alle halbe Stunde ein Boot und das den ganzen Tag und obwohl es natürlich ziemlich voll ist gibt es trotzdem einigermaßen Luxus. Man kann Instantnudelgerichte und Getränke kaufen (zusätzlich zu den fliegenden Händlern, die mit Körben voller Essen, Getränke, Zigaretten, Nüssen und was weis ich sonst noch auf jedem Deck zu finden sind) es gibt sogar einen Flachbildschirm und es werden Musikvideos gezeigt – hier sitze ich wie festgenagelt und hoffe auf eine ruhige Überfahrt (ich war schon so oft Seekrank, dass ich mich auf Booten immer unwohl fühle) und lenke mich ab indem ich mich auf den Fernseher konzentriere – obwohl ich natürlich auch das bunte Rahmenprogramm des Gewusels auf dem Schiff dafür nutzen könnte.

Ich bin schon sehr gespannt auf diese Insel, hat sie doch ihren Ruf als Ferienparadies, der ihr vorauseilt….

Eine von Hanni’s Freundinnen lebt auf Bali und sie hat uns diverse Orte als „Sehen–Muss-Ziele“ genannt, so dass wir eine ungefähre Vorstellung haben, in welche Richtung wir als erstes fahren wollen wegen der noch immer anhaltenden Völkerwanderung nach den Ramadanfeiertagen haben wir im Hafen drei Fähren lang warten müssen, bis wir endlich selbst aufs Schiff fahren dürfen und nun ist der Tag schon relativ weit fortgeschritten – wahrscheinlich werden wir also nicht allzu weit kommen bevor wir uns ein Quartier für die Nacht suchen müssen. Gemeinsam mit hunderten von Rollern quetschen wir uns vom Boot und müssen zu unserem Erstaunen unsere Pässe im vorzeigen, bevor wir das Hafengebiet verlassen dürfen – scheint aber mehr eine Routineangelegenheit zu sein und schon bald sind wir unterwegs. Statt dem Gros der Fahrzeuge in Richtung Denpasar – der Hauptstadt der Insel – zu folgen biegen wir an der ersten Möglichkeit links ab und folgen der Nordküste.

Wahnsinn – hier herrscht fast kein Verkehr und die Straßen sind trotzdem in einem unglaublich guten Zustand! Das haben wir schon ewig nicht mehr erlebt und die Fahrt macht richtig Spaß. Welch ein Unterschied zu Java und das nicht nur, was den Verkehr anbelangt, auch die Architektur ist extrem anders – Hindu halt…. Es gibt jede Menge Tempel und dann wieder Opfertische für die Götter – hier unter kunstvollen Schirmen aufgestellt – und wir können auch wieder Räucherstäbchen riechen, erst jetzt fällt mir auf, dass ich das vermisst habe…

Wir folgen der Küstenstraße eine ganze Weile bis irgendwann ein Weg ins Gebirge führt und uns mit Kurven ins Landesinnere lockt. Nachdem die Orte an dem Küstenstreifen ganz offensichtlich nicht touristisch waren sind sie hier wieder voll mit Hotels und Homestays, alles wirkt ungewohnt professionell – so langsam schleicht sich die Befürchtung ein, dass wir uns das Meiste nicht leisten können, aber eines fällt schon jetzt auf: Bali ist mit Abstand der best riechendste Ort seit langem…

Überall blüht etwas – jede Menge Frangipani, Engelstrompeten, Nelken und dann natürlich die Räucherstäbchen. Alles zusammen mischt sich zu einer unwiderstehlichen olfaktorischen Symphonie, die noch dadurch unterstrichen wird, dass die Luft ungewohnt sauber ist.

Es dämmert schon, als wir beschließen anzuhalten und finden ein Ferienhaus auf dem Berg das wir Dank der Tatsache, dass es nun so spät ist, dass sonst sicher niemand mehr kommt, der mehr bietet in den äußeren Bereich unseres Budgets handeln können. Wir haben hier neben einem Fernseher Bad und super Aussicht übers Tal sogar eine kleine Küche wo wir uns ein paar Nudeln und Kaffees kochen können – somit liegen wir dann insgesamt wieder ganz gut im Schnitt. Nach der Enge und Überbevölkerung der letzten Monate genießen wir die Illusion, etwas Ruhe und Einsamkeit gefunden zu haben und das auch noch mit relativ viel Luxus.

Obwohl wir das Angebot einer weiteren Nacht zum  gleichen Preis haben zieht es uns am nächsten Tag allerdings weiter …. Wir haben eben nicht viel Zeit und unsere persönliche Planung verspricht erst wieder eine Pause wenn wir nach Lombok kommen.

Wir beschließen also als Erstes in Richtung Padang Bai zu fahren, um herauszufinden, wo und wie wir Bali wieder verlassen können – das sollte uns dann einen Anhaltspunkt liefern, wie viel Zeit wir hier verbringen können.

Zwei Dinge werden recht schnell klar: nichts ist hier wirklich weit weg und der südliche Teil der Insel (wo die meisten Touristen zu finden sind) ist Staugebiet (also zu meiden).

Wir sind schon recht früh in Padang Bai angekommen und eigentlich wollten wir hier gar nicht bleiben, aber dann finde ich heraus, dass es hier eines von Bali’s besten Schnorchelgebieten gibt und der Ort ist außerdem gar nicht so übel, also beschließen wir zu bleiben.

Wir kommen in einer billigen Absteige genau gegenüber vom Fährhafen in Richtung Lombok unter und dann nehmen wir den Ort unter die Lupe – ist schnell geschehen, denn groß ist er nicht. Wir finden allerdings einen Laden,  in dem wir uns endlich unsere eigene Schnorchelausrüstung kaufen können und dann schlendern wir umher und schauen, was es hier sonst noch so alles gibt, ich finde tatsächlich endlich ein paar passende Schlabberhosen und ein buntes T-shirt dazu und dann studieren wir die Menüs der kleinen Restaurants entlang der Promenade und gönnen uns leckeren frischen Fisch zum Abendbrot bevor wir uns in der Hoffnung auf eine erholsame Nacht in unsere Bleibe verziehen.

Da gibt es eine witzige Sache, die ich mal erwähnen muss, was Indonesien und Übernachtungsmöglichkeiten anbelangt: man kann allein vom Preis einer Unterkunft nie sagen, was für einen Service man bekommt – wir haben schon in den billigsten Absteigen  eine Klimaanlage und Frühstück mit im  Preis gehabt und in den teureren die man nicht immer vermeiden kann, war manchmal alles versüfft und nichts hat funktioniert. Wenn man hier für einen Fernseher oder Klimaanlage bezahlt, bedeutet das lediglich, dass sie im Zimmer sind, nicht aber das sie auch funktionieren. Hier haben wir für ca 8 € ein eigenes Bad – sogar mit kalter Dusche und nicht Eimer – einen Ventilator, wenn er auch recht schwach und wackelig ist und Frühstück - dafür allerdings die ganze Nacht Fährengetute und LKW-gebrumm und das obwohl man uns eigentlich versichert hat,  dass die letzte Fähre um 22 Uhr geht. Kev stört das nicht weiter, sein Schnarchen ist der Beweis und ein weiterer Faktor, der dafür sorgt, dass meine Nacht alles andere als schlafreich wird. Ich bin am Morgen völlig gerädert, aber die Aussicht,  endlich mal wieder schnorcheln zu können treibt michtrotzdem aus den Federn.

Wir bekommen ein relativ reichhaltiges Frühstück: Rührei mit Toast und dann packen wir auch gleich die Badehose bzw. Schnorchelsachen ins Moped und machen uns auf die Suche nach der erwähnten Bucht. Herr Google meinte, man soll mit dem Boot hinfahren, sie sei nicht leicht zu finden und wegen der starken Brandung wäre es einfacher vom Boot aus ins tiefere Wasser zu springen, als hinein zu waten … alles Mumpitz. Wir finden die Bucht sofort und sind auch recht flux im Wasser – die Flut hat gerade gedreht und dass Wasser steht recht hoch am Sandstrand.

Dies ist unser zweites Schnorchelerlebnis und obwohl ziemlich viele Boote draußen dümpeln und alles voller Schnorchler ist macht es einen riesen Spaß. Wir verbringen Stunden im Wasser und nachdem wir uns beim letzten Mal schon so sehr den Pelz verbrannt haben, dass wir uns wie die Schlangen gehäutet haben, sind wir diesmal schlauer und haben beide ein T-Shirt und lange Hosen an. Leider ist das zwar gegen die Sonne gut, aber zusätzlich zu der tatsächlich relativ starken Strömung erfordert es auch mehr Kraft – aber dies merken wir erst Stunden später, als wir endlich wieder aus dem Wasser wollen …..

Die Korallen hier sind wesentlich gesünder – auch wenn sie scheinbar öfter von den Schwimmflossen abgeschlagen werden wie wir beobachten. Wir sehen zum ersten Mal einen kleinen Stachelrochen in freier Natur und jede Menge der merkwürdigsten Fischarten das Tollste ist ein Tintenfisch – er sendet Lauflichter aus und ändert blitzschnell seine Farben (leider kommt das hinterher auf den Bildern nicht so raus).

Irgendwann beschließe ich dann doch, dass ich  jetzt genug habe und versuche wieder an den Strand zu kommen, doch nun ist die Ebbe schon recht weit fortgeschritten und der Strand besteht nicht mehr aus weichem Sand, sondern aus scharfen Korallen und ich habe mich so verausgabt, dass ich kaum gegen die Wellen ankomme und werde immer wieder in die Korallen geworfen, wobei ich mir ziemlich Hände und Füße aufschürfe und meine einzige und außerdem neue Hose, die noch keine Löcher hat wird an vielen Stellen zerrissen … na toll. Und dann werde ich auch gleich am Strand (nachdem ich es endlich geschafft habe aus dem Wasser zu kommen) von Nippesverkäufern überfallen – nein, ich möchte weder eine Sonnenbrille, noch eine Perlenkette und auch keinen Sarong ….. obwohl, die sind echt schön … und so praktisch: man kann sie als Strandtuch, Bettdecke, Rock, Kleid, Tischdecke und was weis ich sonst noch gebrauchen. Mein Argument, dass ich kein Geld dabei habe wird schnell vom Tisch gewischt, man wird mich abends zum Bezahlen schon finden!  Na ja und 5 € für so einen schönen und praktischen Fummel… als Kevin endlich blutüberströmt ebenfalls auftaucht will sich die Verkäuferin schon beinah geschlagen geben, denn ich konnte sie fast überzeugen, dass ich nichts kaufen werde. Nun müssen wir ihn beide erst mal bemuttern und verarzten und dann sagt er auch noch, die Sarongs seien schön! So da hab ich mir dann doch einen geleistet.

Zurück in unserer Bleibe wird dann erst Mal geduscht und dann die Bilderausbeute auf dem Computer gesichtet – ganze 10% taugen halbwegs was. Es ist aber auch nicht einfach unter Wasser mit Schnorchelmaske und ohne Brille zu photographieren.

Wir sind beide völlig ausgehungert und steif und Kevin hat sich nicht nur alles zerschnitten, sondern auch noch 2 Finger verstaucht.

Wir machen uns auf den Weg zum Strand, wo wir Gestern ein nettes und vor allem günstiges Restaurant gefunden haben (frischer gegrillter Fisch mit Pommes und Gemüse kostet hier 3 €)

Unterwegs machen wir noch Halt beim Frisör, denn im Gegensatz zum Bart müssen die Haare immer schön kurz sein! Verspeisen lecker Barrakudasteaks vom Grill, dann noch ein bisschen bei Facebook schmökern und vielleicht bin ich ja heute Nacht müde genug, um den Krach nicht zu hören.

 

Am nächsten Tag wollen wir uns die berühmten balinesischen Reisterrassen anschauen, aber die die wir finden sind irgendwie nicht besonders erwähnenswert – Reisfelder halt – nicht anders als in Kambodscha, Thailand und anderswo und definitiv unter ferner liefen wenn man sie mit Vietnam vergleicht, aber irgendwann finden wir sie dann doch – beziehungsweise das, was davon übrig ist – hinter 3 Reihen von Touristenbuden. Wahrscheinlich waren sie einmal wirklich sehenswert, aber nachdem wir uns durch die Verkaufsangebote gewühlt haben fühlen wir uns nur vom Kommerzrummel genervt und sehen nach ein paar obligatorischen Fotos zu, dass wir wieder Land gewinnen. Vielleicht lohnt es sich ja wenigstens, den Vulkan Batur anzuschauen, zu dem wir gelangen, wenn wir diese Straße weiterverfolgen?!

Also machen wir uns auf den Weg und als wir dort ankommen gibt es tatsächlich eine wunderschöne Aussicht auf den Vulkan, der in einem tiefen Talkessel liegt.

Mein Navigationsprogramm zeigt ein paar kleine Straßen, von denen eine in das Tal führt und auf der anderen Seite wieder hinauszugehen scheint und so beschließen wir spontan, diesen Weg zu nehmen.

Die Abfahrt ist extrem steil und mit Haarnadelkurven gespickt. Dann führt der Weg durch kleine Orte und hier sind wir definitiv nicht im  Tourismusgebiet – schade, dass es hier keine Übernachtungsmöglichkeiten zu geben scheint. Wir werden überall neugierig betrachtet, aber die Menschen scheinen alle sehr beschäftigt zu sein. An jedem Tempel herrscht Hochbetrieb und alle sind in ihren prunkvollsten Trachten bekleidet und mit Körben voller Früchte und anderen Esswaren bepackt. Ich wüsste zu gerne, was heute für ein Festtag ist – da werde ich später Herrn Google mal wieder befragen müssen. Im Hauptort herrscht dann auch eine komplette Blockade um den Tempel herum – die einzige Kreuzung ist völlig verstopft und das in jede Richtung – es dauert ewig, bis wir uns durchgequetscht haben und als wir dann die Straße finden, die auf der anderen Seite des Tales hinausführt haben wir ein Problem: sie ist so steil, wie die, die wir hinuntergekommen sind – wenn nicht gar steiler – aber voller Löcher und Sand und wir kommen mit Hängen und Würgen bis zur ersten Kehre aber keinen Millimeter weiter,  denn  dass Gespann fängt an seitlich zu drehen und rutscht dann unaufhaltsam wieder nach unten.

Wir versuchen mehrere Anläufe, aber irgendwann geben wir dann doch auf, denn Kevin macht eine Erkundungstour zu Fuß die bestätigt, was ich befürchte: nach der ersten Kurve wird es noch steiler, die Straße noch schlüpfriger und kaputter und für uns nicht zu bewältigen. Nun müssen wir uns wieder durch den Flaschenhals um  den Tempel im Ort stauen und als wir wieder auf der anderen Seite des Tales angelangen geht die Sonne unter. Im letzten Dämmerlicht kämpfen wir uns nach oben und dann sind wir wieder im dicksten Stau, denn hier befindet sich einer der Haupttempel der Insel und auch hier ist alles voller opferwilliger Hindus, die scheinbar alle dringend noch zum  Tempel müssen. Wir beschließen, auf jeden Fall weiterzufahren, bis wir aus dem Staugebiet heraus sind, bevor wir uns ein Zimmer suchen und so wird es dann auch schnell stockdunkel. Solange wir im Verkehr feststecken ist das nicht weiter tragisch, aber urplötzlich sind wir allein unterwegs,  die Straßen sind schlecht, kurvig unbeleuchtet und unser Licht am Motorrad scheint mal wieder nur auf Parkleuchte zu funktionieren. Immer wieder kommen wir durch kleine Ortschaften, aber wie immer wenn man es unbedingt will findet man nichts – das scheint einfach ein ungeschriebenes Gesetz zu sein also tasten wir uns bergauf, bergab – Kilometer um  Kilometer – na ja am Ende werden wir dann doch noch fündig, wir sind wieder an der Küste angekommen und auf Bali ist der Tourismus ja nie so wirklich weit…

Wir finden ein nettes Homestay/Ferienwohnung am nordöstlichen Teil der Küste wo wir die letzten 2 Nächte verbringen. Eigentlich haben wir ja das Gefühl, dass wir auf Bali  alles gesehen haben, was für uns interessant ist, aber eine Sache ist für mich zu einer fixen Idee geworden.

Es gibt auf Bali Spanferkel – angeblich an jeder Ecke und nachdem wir Ramadan auf Java mit all seinen Auswüchsen zur Genüge erlebt haben –muss ich das einfach haben und zwar zusammen mit einem Bier – jawoll – sozusagen als Ausgleich.

Aber es ist wie verhext, am Tag, wenn wir noch satt vom Frühstück sind sehen wir das knusprige Borstentier überall brutzeln … und wenn wir dann soweit wären, dass wir Hunger haben nix mehr!

Wir fahren in den Ferienort Lovinia, denn wir denken uns, hier zwischen all den westlichen Touristen müsste es doch möglich sein, dass Gewünschte zu finden und am Ende erfahren wir dann, dass wir zur falschen Tageszeit suchen …. Spanferkel wird morgens gebraten und wenn es alle ist dann fertig…

Wir finden nach ausgiebigem Fragen und Suchen dann aber wenigstens einen chinesischen Imbiss, der Gerichte mit Spanferkelfleisch anbietet und dass muss dann eben langen – wenigstens ist es so richtig lecker und es gibt sogar ein kaltes Bier dazu.

Nun können wir Bali und den Touristenrummel verlassen – na Gott-sei-Dank.

Irgendwie hat diese Insel uns weniger fesseln können, als so mancher andere Ort auf unserer Reise, aber dies galt für die meisten Gebiete, die von Touristen überlaufen waren – die Einheimischen sind meist nur am Geschäftlichen interessiert und ansonsten froh wenn sie die westlichen Eindringlinge von hinten sehen (na ja – ich kann es ihnen ja auch nicht wirklich verübeln)

 

Von Bali nach Lombok ist es entfernungsmäßig nur ein kleiner Sprung biogeographisch werden die beiden Inseln allerdings durch die sogenannte Wallace-Linie getrennt und Lombok zählt somit was Fauna und Flora anbelangt nicht mehr zum asiatischen sondern zum australischen Kontinent ….. aber das nur so nebenbei – auf jeden Fall ist diese Insel im Moment da es zum Ende der Trockenzeit geht extrem staubig und gelb.

Lombok ist außerdem (mittlerweile nicht mehr geheim, aber dafür viel Tipp) in und viele, denen Bali nun schon zu überlaufen ist schwappen nun auf dieses Eiland und so sind auch hier die Fährverbindungen häufig, regelmäßig und relativ gut. Wir schaffen es leicht, von der Fähre aus in die nächste größere Stadt zu kommen, und am nächsten Tag ist es von hier bis zu dem kleinen Ort von wo die Boote zu den Gili Inseln gehen nur ein Katzensprung …..

Wir halten einmal an einem malerischen Aussichtspunkt über die Bucht und wir überlegen zweimal, ob wir wirklich anhalten wollen, denn hier ist alles voll mit unseren speziell kleinen Freunden, den Affen. Sie werden von Einheimischen und Touristen gefüttert, aber auffallend ist, das diese Tiere hier so gar nicht aggressiv zu sein scheinen im Gegenteil, selten haben wir die kleinen haarigen Lausebengel so zahm und friedlich erlebt – sie nehmen das dargebotene Futter aus den Händen der Touristen und zanken noch nicht einmal untereinander – unglaublich.

Einer der einheimischen Reiseführer kommt zu uns herüber und nach einer kurzen Unterhaltung stehe ich mit mindestens 10 seiner Visitenkarten da (obwohl ich ihm versichere, dass wir definitiv keinen Fahrer brauchen werden) und als Schmankerl klärt er mich darüber auf, das der Name Lombok  in der hiesigen Sprache Chilli bedeutet und die Insel deshalb so heißt,  weil diese spezielle Chillisorte hier angepflanzt wird hat und außerdem das Essen so scharf ist …..Hmmm also ein wenig Nachforschung in diese Richtung (ich glaube nämlich nicht alles so einfach) hat ergeben, das lombok in Bahasa Indonesia (der indonesischen Amtssprache) zwar wirklich Chilli bedeutet, der Name in der Inselsprache aber eher als geradeaus zu übersetzen wäre – es konnte mir zwar keiner sagen, warum eine Insel geradeaus heißt, aber ich kann auch nicht bestätigen, dass das Essen hier schärfer wäre, als anderswo in Indonesien …. Ich für meinen Teil muss dann aber auch wieder gestehen, das mein Ehrgeiz, die Forschung hier weiter zu betreiben nicht so wirklich groß ist – man könnte mit einer ähnlichen Logik behaupten, das Hamburg Ham (Schinken) burg heißt…..

Ich habe allerdings die einschlägigen Reiseseiten die das Internet hergibt zu Rate gezogen um herauszufinden welche der 3 Gili Inseln wir wohl am besten besuchen sollten und dank der erhaltenen Informationen haben wir beschlossen, Gilli Air zu wählen. Trawangan ist die größte Insel, hat aber den Ruf, Backpackerliebling und Partyzone zu sein und um diese Ecken machen wir ja bekanntlich einen Bogen, wenn wir können und Meno wird als kleine Insel mit wenig Unterkunftsmöglichkeiten beschrieben – dies wiederum bedeutet wahrscheinlich, dass alles teurer ist, weil ja die Nachfrage auch das Angebot regelt.

Auf Air habe ich einen Campingplatz gefunden und nachdem ich mich dort schriftlich gemeldet habe wurde mir versichert, dass wir unser eigenes Zelt mitbringen können. Das einzige Problem ist, das wir unsere Liza zurücklassen müssen das wiederum heißt, dass wir mit ziemlich viel Handgepäck auf ein schaukliges kleines Boot klettern müssen und dann hinterher schwerbeladen auf der Insel herumirren bis wir den Campingplatz gefunden haben – na ja – wird schon wenn auch genau so, wie ich mir das von vornherein gedacht habe ..

Obwohl die Insel definitiv mindestens doppelt so viele Urlauber beherbergt, wie Einheimische, nur aus Hotels, Pensionen, Ferienhäusern, Restaurants, Bars, Souvenirläden und Tauchschulen zu bestehen scheint und obwohl es hier außer Tauchen, Schwimmen und Schnorcheln nicht viel zu tun gibt (spätestens in 2 Stunden ist man um  die gesamte Insel gewandert) ist es trotzdem angenehm. Neben den teuren Nobelwillen und Restaurants gibt es auch kleine Warungs, wo selbst der westliche Tourist eine Mahlzeit zu normalen Preisen bekommen kann. Wir stellen unser Zelt auf dem Campingplatz von Sissi – einer Französin, die hier lebt- auf und kommen so vergleichsweise günstig unter. 3 Tage lang bleiben wir hier und entspannen, schnorcheln und tauschen mit Reisenden aus aller Herren Länder Geschichten, Infos und Musik aus. Aber wie das halt immer so ist, die Visalaufzeit hängt uns im Nacken und wir müssen so langsam etwas Gas geben, damit wir rechtzeitig in Osttimor ankommen. Also eisen wir uns nach der kurzen Verschnaufpause wieder los und fahren weiter nach Kuta ….. oh Wunder, auch hier ist alles völlig überlaufen mit Touristen – die meisten von der coolen Surfersorte, denn hier gibt es angeblich einige der besten Surfs (so nennt man hohe Brecher die das Schwimmen unmöglich machen im Fachjargon) auf der Welt und das obwohl wir unterwegs eine verführerische Einladung zu einem Rollertreffen an einem der beiden berühmten und wohl auch schönen Wasserfälle bekommen.  Nach einer kurzen Zeit der Versuchung haben wir die Einladung doch ausgeschlagen – man kann sich ja selbst nicht trauen und dann wären wir am Ende länger hängengeblieben, als gut für uns wäre.

Am 17. ist Nationalfeiertag in Indonesien – man feiert die Unabhängigkeit von holländischer Kolonialherrschaft in 1945 und so beschließen wir, ein wenig in der Gegend herumzufahren, um zu sehen, ob nicht irgendwelche Feierlichkeiten zu diesem Anlass zu finden sind (wir hatten auf Bali überall schon die ganze Woche marschierende Kinder und Bands gesehen, die sich hierauf vorbereiteten und Sissi hat uns empfohlen, auf eine solche Feier zu gehen). Zuerst geht es entlang der Küste, aber hier finden wir zwar nette Strände, aber ansonsten nur klitzekleine Dörfer, wo es so gar nicht festlich ausschaut. Die Strände sehen einladend aus, haben aber meist mehr Riffe als sonst was und wir sind ja eben keine coolen Surfer – alleine der Gedanke, wie ich auf so einem wackeligen Brett mit meinem ewig verdrehten Knie stehe bringt mich zum Lachen.

Nach einer Weile an der Küste entlang und einem Blick aufs Navi, der uns keinen größeren Ort in dieser Richtung verspricht drehen wir um und fahren ins Landesinnere bis wir irgendwann eine bunte Menschenmenge erblicken und laute Musik hören. Wir halten an und schauen uns die Sache näher an, sind uns aber nicht sicher, ob es sich um ein öffentliches oder privates Fest handelt und so stehen wir etwas dumm rum. Ein weiteres deutsches Pärchen gesellt sich dazu und wir rätseln gemeinsam bis einer der Einheimischen uns herein winkt und meint: OK!

Am Zaun hängt ein blutiger mit Fliegen übersäter Rinderkopf, die meisten Anwesenden sind in der typischen Hindutracht, die wir von Bali kennen und viele haben Instrumente dabei.  Wir werden eingeladen uns dazu zu setzen und regelrecht angefeuert, Bilder zu machen – dafür brauche ich nun wirklich keine größere Aufforderung. Nach einer Weile findet sich jemand, der uns erklärt, dass wir auf einer Hochzeitsfeier sind – super die Hochzeitspartycrasher aus Jerman sind da…

Wir erfahren außerdem, dass alle ohne das eigentliche Hochzeitspaar hier feiern und darauf warten, dass die Beiden entweder um halb vier oder um halb fünf mit allen Gästen in einer Prozession irgendwohin gehen. Dann wird Essen verteilt, auch wir bekommen jeder einen Teller mit Reis und dann stehen noch andere Teller mit unterschiedlichen Soßen und Fleischbrocken in der Mitte. Die Musiker versorgen uns mit allem und dann versuchen wir Ausländer unter den amüsierten Blicken aller Anderen möglichst so wie es sich gehört mit den Fingern zu essen. Wir sind ja jetzt schon ziemlich lange in Indonesien und haben uns so einiges abgeschaut und so bekommen Kev und ich auch bald ein grinsendes Daumen hoch, während Ulrich und (leider habe ich Ihren Namen schon wieder vergessen) ein paar Demonstrationen benötigen, bis unsere Gastgeber zufrieden sind. Dann gibt es einen musikalischen Wettbewerb (ich glaube eine Band vertritt die Brautseite und eine die des Bräutigams)  und wir dürfen als Ehrengäste in der Mitte sitzen bleiben und Knipsen und filmen.  Wir versuchen herauszufinden, ob wir irgendwie ein Hochzeitsgeschenk für die unerwartete Einladung machen können und befragen eine der Frauen, die genügend Englisch spricht - solche Sachen sind heikel und man kann nicht einfach hingehen und jemanden einen Geldbetrag in die Hand drücken – das muss nach Tradition geschehen, denn wir wollen ja schließlich niemanden beleidigen. Am Ende bekommen wir gesagt, dass wir nichts schenken sollen, denn unsere Anwesenheit sei Ehre genug!  Und wir dachten, die Ehre sei auf unserer Seite!

Es ist das erste Mal, dass wir unterwegs an einer Hochzeitsfeier teilnehmen können und wir genießen es ein Fest zu erleben, dass uns normalerweise verschlossen geblieben wäre. Wir bleiben bis zur Prozession und werden dann auch prompt aufgefordert, mitzukommen. Alle fahren mit LKW, Autos und Mopeds los und wir hinterher. Der Rest der Feier ist eigentlich recht kurz – alle laufen mit Braut und Bräutigam von seinem Elternhaus zu ihrem und wir erfahren unterwegs, dass sie vor 2 Wochen traditionsgemäß von ihm entführt wurde. In den darauffolgenden 14 Tagen darf die eine Familie nicht mit der anderen in irgendeiner Form verkehren, dann muss der Mann für die Frau bezahlen – mindestens 3 Kühe (die werden bei den Feierlichkeiten verspeist) und nun mit dieser symbolischen Wiedergutmachung und Versöhnung ist dann die Hochzeit gültig – so verstehen wir jedenfalls das Ganze. Nach Erreichen ihres Elternhauses ist dann auch die Feier ganz schnell beendet und alle Gäste, Musiker und das frisch gebackene Ehepaar verabschieden sich und wir enden vom halben Dorf umringt, denn Touristen sind nach ihren Angaben zum ersten Mal hier (obwohl das Dorf nur ca. 1,5 Km von der Hauptverkehrsstrecke zwischen Kuta und Flughafen liegt) – und dann auch noch welche mit einem solch ungewöhnlichen Gefährt. Eine der Frauen aus dem Dorf macht sich einen Spaß daraus damit zu drohen, Kevin’s Bart mit einem rostigen Teppichmesser abzuschneiden und ich suche in meiner Handtasche nach meinem Schweizermesser, dass ich (wie sich herausstellt zum Glück) nicht finden kann. Statt dessen hole ich mein Campingbesteck aus der Tasche um zu demonstrieren, das man den Bart damit viel besser abschneiden kann – die Frau nimmt es mir mit leuchtenden Augen aus der Hand und sagt: Terima Kasih (Dankeschön). Oh Mist – das war eigentlich nicht Sinn der Sache, aber was solls – wir hatten einen super Tag und wollten ja denn auch eh was zur Hochzeit schenken ….Jetzt heißt es gute Mine machen und ich erkläre ihr dann auch, wie alles funktioniert – wir wollten uns ja sowieso in Australien neue Bestecke kaufen, weil diese Rost angesetzt haben und der Gedanke, das diese Frau unser altes Campingbesteck von nun an in Ehren halten könnte ist auch ein netter.

Wir schaffen es dann, uns von den neugierigen Leuten zu verabschieden – was für ein schöner Tag – auch wenn wir vom Nationalfeiertag so gar nichts mitbekommen haben.

Auch hier müssen wir uns schnell wieder verabschieden, denn Gerüchten zufolge sind die Fährverbindungen nach Lombok als schwierig einzustufen und ich habe Probleme die Zeiten und den Hafen zu lokalisieren … habe ich eigentlich schon Mal erwähnt, das mein Navigationsprogramm in Indonesien so richtig blöd ist?

Die Zeit verfliegt nur so und von unseren 30 (extra) Tagen in Indonesien sind nur noch 15 übrig. Immer wieder frage ich mich, wie manche Leute es schaffen, in nur 60 Tagen Von Medan bis an die timoresische Grenze zu kommen, aber dann fällt mir ein, das die Wenigsten 2 Wochen wegen einem defekten Zündsteuergerät und dann noch mal fast 2 Wochen für eine Visumverlängerung verplempern müssen – der Chaosfaktor muss bei uns ja bekanntlich immer eingerechnet werden.

Wir umrunden das südöstliche Ende von Lombok – hier wird überwiegen Tabak angebaut und die Felder sind endlos. Von Kuta aus schaffen wir es spielend und in einem Rutsch bis zur Fähre in Labuhan und dann auf der nächsten Insel – Sumbawa – kann man sich nicht großartig vertun, denn es gibt eigentlich nur eine Straße, die von einem Ende der Insel bis zum anderen führt – allerdings ist die recht lang.

Von hier gibt es allerdings nicht so sehr viel zu berichten, denn wir fahren wirklich nur von einem Ende zu Anderen und brauchen dazu 2 volle Tage.

Sumbawa war einst eine reiche Insel, die vom Sandelholzhandel lebte, aber nach einem katastrophalen Vulkanausbruch ein wenig ins Abseits geriet. Touristisch gesehen ist die Insel ebenfalls eher ein unbekanntes Land und die meisten, die es durchqueren sind so wie wir auf dem Weg von Lombok nach Flores. In der Trockenzeit ist es hier wirklich überwiegend braun und staubig, es gibt kaum Infrastruktur und wenige Übernachtungsmöglichkeiten und wenig Anstrengungen, dies zu ändern. Es gibt allerdings Surfstrände, und auch Treckingtourismus.

Was mich etwas sauer macht ist die Tatsache, das wir wohl die falsche Inselbeschreibung gelesen haben – wie oft habe ich mir nun schon vorgenommen, keinem mehr irgendeine Landesbeschreibung zu glauben, denn wie oft kommt es vor, dass wir deshalb mit völlig unzutreffenden Erwartungen an einen Ort kamen weil auch die Autoren vom Lonely Planet letztendlich Menschen sind, deren Wahrnehmung von vielen Dingen abhängt Wenn sie sich irgendwo frisch verlieben ist selbst der langweiligste Hinterhof ein Paradies oder vielleicht wurden sie bestochen oder sie waren lange unterwegs und wollen nur noch nach Hause und haben deshalb keinen Blick mehr für Schönheiten übrig ….. manches Mal habe ich mich schon gefragt, ob die Autoren der Reiseliteratur wirklich selbst an den Orten gewesen sind, oder einfach nur abgeschrieben haben, was vor 10 Jahren der letzte erlebt hat, der sich darüber ausließ …. Jedenfalls wurde diese Insel als unglaublich arm dargestellt mit einer verzweifelten und hungernden Bevölkerung, weshalb sie angeblich zu Kriminalität aus ihrer Notsituation heraus neigen.

Natürlich ist Sumbawa keine reiche Insel, aber während wir sie überqueren und nach den Zeichen der verzweifelten Situation Ausschau halten stellen wir einmal mehr fest, dass es doch immer besser ist, sich seine eigene Meinung zu bilden. Wir erleben eigentlich nur freundliche Menschen, (die kein bisschen verhungert aussehen) und die nötigen Vorsichtsmaßnahmen sind nicht anders als man sie vernünftigerweise an jedem X-beliebigen Ort walten lassen sollte…

Eine weitere Fehlinformation, die ganz Indonesien und die Fähren anbelangt ist, dass man seine Tickets vor Erreichen der Häfen in Reisebüros besorgen sollte, damit man nicht irgendwelchen Betrügereien am Hafen zum  Opfer fällt – unsere Erfahrungen ergeben eigentlich das Gegenteil, es ist eher möglich falsche Tickets in Reisebüros zu bekommen als an den offiziellen Hafenbüros – dort haben wir immer und überall den korrekten Preis bezahlt dies kann man auch entsprechend kontrollieren, den überall hängen Preistafeln. Einmal unterhalten wir uns mit einem Pärchen, dass in Begleitung ihres Tourguides zur Fähre kam, der nette Mann bot dann freundlicherweise an, die Tickets zu besorgen und die beiden bezahlten als Fusspassagiere 200000 Rupien mehr, als wir zusammen mit dem Fahrzeug. Die Beiden haben den Guide zwar gefragt, warum es so teuer war (sie hatten die Preisliste schon auch gesehen), bekamen aber erklärt, das diese aufgeführten Preise nur für Einheimische gelten …..

Unsere Auskünfte, was die Fähre nach Flores anbelangt lautet, das es eine Schiff pro Tag gibt, das um 8 Uhr morgens losfährt. Wir kommen gegen Mittag im Fährhafen an und wollen uns eigentlich nur einmal umschauen, damit wir am folgenden Morgen alles gleich finden, erfahren hier aber nun, dass es zumindest zur Zeit zwei Fähren am Tag gibt und die nächste um 16 Uhr abfährt.

Das passt uns extrem gut in den Kram, denn damit habe wir eine Übernachtung hier gespart und damit einen Tag mehr in Labuan Bajo zur Verfügung – von dort aus gehen  die meisten Ausflüge in den Komodo Nationalpark.

Wir drücken uns also 4 Stunden lang im Hafen herum und finden ein kleines Cafe, wo wir sitzen dürfen, ein einfaches Gericht verspeisen und ich außerdem noch meine Computerbatterien aufladen kann, damit ich vielleicht auf der langen Überfahrt ein wenig Schreibtischarbeit erledigen kann. Man bietet uns als wir aufs Schiff kommen eine Kabine an, aber wir setzen uns dann doch mit den Einheimischen  in einen Aufenthaltsraum. Am Ende dürfen wir  dann aber doch einen Platz im Erste Klasse Teil belegen, obwohl wir auch nur ein ganz normales Ticket bezahlt haben – ich nehme an, denn hier gibt es bessere Tische, wo ich mich mit meinem Computer breit machen kann.

Am Ende schreibe ich dann aber trotzdem nicht viel, denn ich kann mich einfach nicht konzentrieren.

Wir kommen recht spät in der Nacht in Labuan Bajo an und alle Hotelrezeptionen sind geschlossen.

Wir irren umher – mein Navi schickt uns zu ein paar Hotels, aber dort verlangt man 1 Million Rupies für eine Übernachtung – na das ist ja so was von außerhalb unseres Budgets…

Nach einigem Hin-und-Her finden wir dann ein halbwegs erschwingliches Zimmer für 300 000 – immer noch mehr, als wir sonst irgendwo bezahlt haben, aber für Heute müssen wir es wohl nehmen. Morgen können wir dann im Hellen und mit Muße etwas anderes suchen.

Das tun wir dann auch und außerdem suchen wir zwischen den vielen Angeboten ein günstiges, das uns zum Komodo Nationalpark bringen soll, mit einem Schnorchelstop an Manta point, eine Empfehlung eines Ehepaares, das wir in Malaysia getroffen haben – normalerweise sieht man die riesigen Mantas nur beim Tauchen, aber hier gibt es eine Stelle, wo man bei Flut die riesigen Rochen beobachten kann …

Anfänglich wandern wir von einem Touranbieter zum anderen und werden überall abgewimmelt, man macht nur Tauchtouren. Irgendwann nimmt sich dann doch jemand die Zeit, mir zu erklären, wo und wie man hier Tagesausflüge mit Schnorchelgelegenheiten bucht und nun bin ich bald dabei die kleinen Büros abzuklappern, die solche Touren anbieten und nun werden wir auch fündig – die Preise sind überall weitestgehend die gleichen und auch das dazugehörende Programm. Es wird nicht billig, aber wann bekommen wir noch einmal die Möglichkeit Komodowarane zu beobachten und die Korallenriffe rund um den Nationalpark sollen mit zu den schönsten der Welt gehören – es ist fraglich, ob wir diese Chance in unserem Leben noch einmal bekommen und wenn man es recht bedenkt, 100 € für uns Beide - den ganzen Tag unterwegs auf einem Boot mit Essen, Besuch des Nationalparks und 3 unterschiedlichen Anlaufstellen zum Schnorcheln ist nicht wirklich soo teuer.

Um pünktlich zur Flut an Mantapoint zu sein, müssen wir um 5 Uhr morgens ablegen, was mir nicht leicht fällt, aber immerhin habe ich ausreichenden Anreiz, um den Wecker zu stellen – ich bin total aufgeregt, weil ich heute vielleicht Komodowarane und Mantarochen sehen werde – Wesen, die ich sonst nur in Naturfilmen zu Gesicht bekommen könnte…..

Wir sind pünktlich am Reisebüro, aber dort ist noch niemand zu sehen und so suchen wir uns ein Plätzchen, wo wir uns hinhocken können – wir sind in Indonesien, da kann man nicht erwarten, dass Termine in Stein gemauert sind, das ist einfach so, selbst wenn man uns Gestern eingeschärft hat, dass wir unbedingt früh ablegen müssen, damit wir zur richtigen Zeit an Manta Point sind…..

Mittlerweile hat sich noch ein junger Amerikaner zu uns gesellt, der ebenfalls an diesem Ausflug teilnimmt und irgendwann kommt Leben in die Szenerie, so langsam scheint man drinnen aus den Federn zu kriechen – bis wir allerdings endlich in Richtung Boot marschieren – mit mehr Begleitern als Teilnehmern vergeht noch eine weitere Stunde. Wir machen uns auf die 3 stündige Überfahrt nach Komodo. Manchmal schlenkert das kleine Boot ganz schön auf und ab, so dass ich zumindest für den Moment einfach nur still sitzen bleibe, die Inselwelt um uns herum im frühmorgentlichen Dunst ist allerdings wirklich wunderschön. Wir erreichen die Insel und ich bin ein wenig verwirrt – wollten wir nicht eigentlich erst mit Mantas schnorcheln? Ich bekomme erklärt, dass die Wellen dort zu hoch waren und unsere Begleiter der Ansicht waren, dass das Schnorcheln einfach zu gefährlich gewesen wäre – man verspricht uns, auf der Rückfahrt zu schauen, ob wir vielleicht mehr Glück haben – schade, aber ich bin’s zufrieden.

Wir haben allerdings bei unserem Rundgang durch den Nationalpark extrem viel Glück – wir sehen 6 Komodowarane. Wenn man sich vor Augen führt, dass diese Tiere aus dem Stand auf 20 km/h beschleunigen können, ihre Beute dann beißen und anschließen über Tage verfolgen, bis sie an der Vergiftung sterben, den die Reptilien haben giftige Bakterien in ihrem Speichel, für die es kein Gegenmittel gibt, dann wird einem bei ihrem Anblick schon ein wenig mulmig. Wir beschließen, dass unser Guide bestimmt genau weis, was er tut und als er bei einem besonders großen Exemplar, das träge in der Sonne liegt vorschlägt, das er ein Bild von uns zu machen, wie wir uns vorsichtig dahinter hocken nehmen wir die Gelegenheit beim Schopf -  hoffentlich weis das Muskelpacket auch, dass es im Moment keinen Hunger hat … wie man feststellen kann, wir sind noch da und können die Geschichten zum Besten geben.

Mittlerweile steht die Sonne hoch, es ist sehr heiß mit strahlendblauem Himmel und immer wieder habe ich das Gefühl, mich kneifen zu müssen denn eigentlich kann ich das Ganze doch nur träumen. Ein Waldaubacher Mädel sieht solche exotischen Tiere normalerweise entweder im Zoo (ich weis nicht, ob es wirklich einen Zoo gibt, der Komodowarane beherbergt) oder im Fernseher.

Nachdem wir hier so viel Glück hatten geht es wieder ins Boot und unsere jungen Begleiter scheinen wirklich sehr zufrieden zu sein, als ob sie persönlich dafür gesorgt hätten, dass zum Ausgleich für die verpassten Rochen wenigstens überdurchschnittlich viele Warane unterwegs sind.

Von hier geht die Fahrt zu Pink Beach, eine Strand auf Komodo und der ist wirklich Pink. Als wir losschnorcheln sehen wir auch warum – die Bucht ist voller Korallen und die meisten in allen möglichen Pinktönen – einfach nur atemberaubend. Ganz ehrlich, so etwas Schönes sieht man nicht oft im Leben und wir haben schon jetzt das Gefühl, für unser Geld mehr als genug geboten bekommen zu haben, aber der Tag ist ja eben erst halb vorbei.

Es geht zurück aufs Boot und erneut steuern wir Manta Point an, die See ist nun recht ruhig hier, dafür herrscht allerdings Ebbe, und deshalb sind auch keine Rochen da, die brauchen nämlich ein bisschen Tiefgang – also ich bin trotzdem immer noch mehr als zufrieden mit unserem Tag.

Als nächstes steuern wir Kanawa island an und ich bin völlig hin und weg – hier würden wir Beide zu gerne mindestens eine Woche lang Urlaub machen. Die Insel ist nur klein, und entlang des Strandes gibt es vielleicht 10 Bambushütten, die man mieten kann, viele mit Hängematten auf der Veranda. Vom Sandstrand aus kann man direkt ins Korallenriff schnorcheln – leider ist das bei Ebbe nicht ganz so toll, denn das Riff geht nun an vielen Ecken bis kurz unter die Wasseroberfläche und es ist so gut wie unmöglich darüber hinweg zu schnorcheln, trotzdem ist es Klasse.

Auf der Insel gibt es einen Berg, den wir auch erklimmen (die Jungs vom Boot sind rührend besorgt, das ich heil hoch und wieder runter komme) und von hier aus sehen wir zu, wie die Sonne sp langsam untergeht, doch dann wird es allerhöchste Eisenbahn, das wir uns auf den Rückweg machen, denn in diesen Breiten ist es extrem schnell stockdunkel und auf dem Boot gibt es keine Beleuchtung. Während wir am Nachmittag am Bug sitzen konnten und die Füße ins Meer baumeln ließen müssen wir nun an der Seite sitzen, denn zum  Einen ist es wieder recht schauklig und zum Anderen müssen die Jungs das Meiste aus dem bisschen Sicht machen, dass sie noch haben.

Natürlich kommen wir heil an und hatten einen der besten Tage der Reise bisher.

Wir enden den Tag mit einem köstlichen Mix aus Fischgerichten und ein oder zwei Bintang (indonesisches Bier)und wissen, wie privilegiert wir sind, das wir dies alles erleben dürfen.

Am nächsten Morgen packen wir unsere Liza und es geht weiter. Flores ist eine der größeren Inseln und wir müssen bis ganz ans andere Ende – nach Larantuka (nein – nicht Takatuka), denn von dort aus geht die Fähre nach Timor und das nur 2-mal die Woche und wir wissen auch nicht, an welchen Tagen, denn das ist einfach nirgendwo herauszufinden.

Wir  lassen uns Zeit, denn Flores ist schon jetzt unser absoluter Favorit unter den indonesischen Inseln. Es ist wunderbar grün, die Straßen in gutem Zustand und sie winden sich auf und ab durch Regenwald, Reisfelder, an Vulkanen vorbei, es gibt kaum Verkehr und die Menschen sind fröhlich und freundlich und ganz offensichtlich bisher nicht vom Tourismus überrollt oder verdorben. Es ist Zeit für die Nelkenernte und die liegen überall zum trocknen und riechen so gut!

Einmal werden wir unterwegs von einem Pärchen auf einem Roller angesprochen und sie laden uns auf einen Kaffee (aus eigener Ernte) zu sich nach Hause ein.

Dort lebt die ganze Familie und alle vom  Großvater über Tante bis hin zu den zahlreichen Kindern sind mit dem lesen der Nelkenernte beschäftigt. Wir unterhalten uns prächtig, wenn auch überwiegend mit Händen und Füßen und am Ende laden sie uns ein, über Nacht zu bleiben, aber wir wissen, dass hier jemand auf sein Bett verzichten und auf dem Boden schlafen müsste und wir bringen es einfach nicht übers Herz auch wenn wir sie damit wahrscheinlich ziemlich endtäuschen – wir reden uns damit heraus, dass es wirklich pressiert und wir zur Fähre gelangen müssen.

Wir winden uns weiter über Ruteng und dann einer Küste entlang, die voller wunderschöner grüner Kieselsteine ist bis nach Ende (das ist eine Stadt und nicht DAS Ende). Überall sehen wir Menschen, die die Kieselsteine sammeln – wahrscheinlich werden sie verkauft, denn sie sind überall nach Größen sortiert aufgehäuft. In Ende könnten wir eine Fähre nach Timor nehmen, aber zum Einen wissen wir das zu diesem Zeitpunkt nicht und zum Anderen wollen wir uns ja auch noch den Kelimutu Nationalpark anschauen. Hier gibt es 3 unterschiedlich farbige Kraterseen nebeneinander, die durch vulkanische Aktivität ihre Farbe verändern. Im Moment ist einer Braun, einer Türkis und einer tief Blau. Nach dem Glauben der Einheimischen gehen die Seelen der Ahnen in diese Seen. Junge Seelen gehen in den blauen See, alte in den Türkisen und schlechte Menschenseelen enden in dem braunen Kratersee.

Am Fuße des Kelimutu ist eine kleine Ortschaft, die unerwartet voll mit Touristen und dem dazugehörenden Rattenschwanz an Souvenirläden und was der Urlauber sonst noch braucht ist aber da wir uns ziemlich lange im Nationalpark aufgehalten haben suchen wir uns hier eine Bleibe für die Nacht, bevor wir am nächten Morgen in Richtung Maumere weiterfahren.

Hier finden wir irgendwie nichts, was uns zum Verweilen animiert und so halten wir einfach erst 30 km weiter an und wollen hier an einem kleinen Beachresort eine der Palmhütten mieten, aber leider sind sie alle belegt, obwohl es auf den ersten Blick so aussieht, als sei hier keine Menschenseele (die tauchen alle erst so nach und nach auf). Wir rätseln etwas rum und schließlich bietet man uns an (nachdem wir erzählen, was sich so alles auf unserem Gespann türmt), unser Zelt für eine Nacht aufzubauen und dann Morgen in eine der dann freiwerdenden Hütten zu ziehen. Ein Engländer, der eine der Hütten bewohnt bietet uns an, dass wir sein „Bad“ mitbenutzen können – das besteht aus einem kleinen Anbau mit einem Wasserkübel, einem Hockklo und einem Abfluss im Boden für die Eimerdusche, was braucht man mehr?

Wir bleiben an diesem kleinen Paradies für zwei Nächte. Es ist himmlisch ruhig und es gibt eine Art überdachte Gemeinschaftsveranda, wo man sich aufhalten und abends wenn der Generator für 2 Stunden angeschmissen wird seinen Computer aufladen kann und außerdem wird jeden Tag ein Gericht gekocht, das man hier zu sich nehmen kann.

Es ist ein Familienunternehmen und es werden auch Bootstouren zu einer benachbarten Insel angeboten – dort leben nur noch wenige Menschen, die von der Fischerei leben, denn die Insel ist vor einigen Jahren nachdem ein Teil eines Berges ins Meer gerutscht ist von einem Tsunami getroffen worden, bei dem viele ihr Leben verloren.

Wir buchen also für den nächsten Tag die Bootstour. Zuerst werden wir zu einem Riff gebracht, wo wir schnorcheln können, man warnt uns zwar, dass es hier eine starke Strömung gibt und wir nicht versuchen sollen, dagegen anzukämpfen – man wird uns am anderen Ende einfach wieder einsammeln, aber was das bedeutet verstehe ich erst, als wir schon im Wasser sind – wir werden sofort in einem unglaublichen Tempo vom Boot weggezogen, aber fürs Erste beschließe ich, mir darüber keine weiteren Gedanken zu machen und lasse mich, den Kopf unter Wasser einfach treiben.

Natürlich ist es nach den Riffen in und um Komodo schwer, hier beeindruckt zu werden, denn von dem angekündigten Korallenriff ist nicht wirklich viel übrig und nach einer Weile beginne ich mir doch Sorgen zu machen, denn wir entfernen uns mit einer bedenklichen Geschwindigkeit immer weiter von unserem Boot. Irgendwann lösen die Jungs dann doch den Anker und kommen hinter uns her. Sie werfen einen Rettungsring an einer langen Leine ins Wasser und er landet so ca. 10 m von mir entfernt. Ich versuche darauf zu zu schwimmen, werde aber immer weiter weggezogen und obwohl ich mir die größte Mühe gebe reichen meine Kräfte dazu nicht aus – ich bekomme Panik und strenge mich noch mehr an und erst nach einer ganze Weile in der ich mich schon mitten im Meer von Haien umzingelt treiben sehe dringt Kev zu mir durch – er redet auf mich ein, klaren Kopf zu bewahren und zu warten, bis der Ring wieder auf mich zutreibt und nun höre ich auf zu kämpfen und trete nur noch Wasser bis siehe da – das blöde Teil von ganz alleine und direkt auf mich zu treibt – Ich bin schon ziemlich erleichtert, als man mich am Ende wieder ins Boot zieht…..

Als nächstes ankern wir in der Nähe der besagten Insel –allerdings ist uns das zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Wir springen wieder ins Meer und sind ….. absolut endtäuscht.

Der Meeresboden weist einige Risse auf und in denen ein paar Korallen wachsen, ansonsten ist alles wie leergefegt. Wenn man etwas weiter heraus schwimmt kommt man an einen tiefen Abgrund, wo man das Ende noch nicht einmal erahnen kann – hier wachsen an den Seitenwänden ebenfalls schöne Korallen und es gibt die wunderbarsten Fische, aber irgendwie ist mir nicht danach, mir diese Unterwasserwüste lange anzuschauen – ich habe die Fischer im Verdacht, alles mit Dynamit plattgesprengt zu haben - ich entschuldige mich nicht für diese Annahme, auch wenn sie sich am Ende als falsch erweist, denn leider ist das Dynamitfischen in Indonesien noch kein Relikt aus der Vergangenheit sondern wird noch immer und oft praktiziert. und Wörter wie Naturschutz kommen in diesem Land am ehesten in kniffeligen Kreuzworträtseln vor. Hier jedoch – so klärt man mich später auf, nachdem ich meine Vermutung äußere – ist das Riff von dem Tsunami einfach weggerissen worden.

Wir fahren noch bis zur Insel, wo wir unsere mitgebrachte Mahlzeit verzehren und uns dann noch eine Weile am Strand lümmeln, bevor die lange Fahrt zurück geht.

Leider können wir uns nicht mehr länger aufhalten, denn wir erfahren, dass Übermorgen die Fähre nach Timor in Larantuka ablegt und die zu verpassen können wir uns auf keinen Fall leisten, denn von unserem Visum sind nun nur noch 5 Tage übrig – das könnte eng werden, wenn wir diese  Überfahrt verpassen.

Es ist nicht wirklich weit bis nach Larantuka, aber wir sind doch froh, dass wir genug Zeit haben, das verlassene Nest auszukundschaften und herauszufinden, wo unsere Fähre abfährt, denn es gibt 2 oder 3 verschiedene Hafen, die Einheimischen sprechen so gut wie kein Englisch und es ist etwas verzwickter, den richtigen Hafen zu finden. Zumal das Gelände und die dazugehörenden Gebäude außerhalb der Stadt sind und auch noch ausschauen, wie ein völlig verlassenes Fabrikgebäude, das kurz vorm Abriss steht – wir fragen denn auch mindestens 3 Mal nach, ob wir hier auch wirklich richtig sind und wann wir Morgen hier sein müssen (fährt die Fähre auch wirklich Morgen und von hier? Nach Kupang? … Wir müssen nach Kupang! Ok also dann  bis Morgen?! Hier?!)

Nun steht uns also unsere letzte Fähre bevor und dann auch noch eine, vor der es mir graut, denn die Überfahrt dauert um die 18 Stunden und dieses Stück Meer kann es ganz schön in sich haben (da ist schon mehr als nur eine Fähre untergegangen)  und wenn das Boot nur 2 Mal die Woche geht ist außerdem anzunehmen, dass es proppenvoll sein wird…..

In Larantuka gibt es nicht viel, womit man sich die Zeit vertreiben kann – es besteht aus einer langen Einbahnstraße, die einen Kreis vollführt, an dem es ein paar Geschäfte gibt und sonst nicht viel. Das einzig Erwähnenswerte hier ist, dass es hier ziemlich viel Verbrecher zu geben scheint, denn an jeder Straßenecke stehen Polizisten und einer hält uns sogar an, als wir an ihm vorbeilaufen, um uns nach unserem Woher und Wohin zu befragen und das in richtigem Verhörton. Bisher waren unsere Begegnungen mit den hiesigen Freund und Helfern freundlicher….

Als wir am nächsten Tag am Fährhafen ankommen, sieht es hier ganz anders aus: überall sind kleine Verkaufsstände, Menschen und Fahrzeuge aller Art.

Es dauert nicht lange, bis wir auf die Fähre fahren können – wir werden einmal mehr Augenzeugen asiatischer Ladekunst. Es ist einfach unfassbar am Ende sind ca. 2000 Menschen plus alle möglichen Fahrzeuge an Bord. Das Schiff sieht genau so aus, wie man sich eine indonesische Fähre vorstellt …. völlig veraltet und überladen. Auf dem Fahrzeugdeck wird eine Form von Tetris gespielt, die nichts für Anfänger ist und jedes verfügbare Plätzchen wird genutzt. Roller werden in die Lücken gehoben– es ist faszinierend, aber nur Entfesslungskünstler und die schlanken Asiaten schaffen es jetzt noch, sich zwischen den Fahrzeugen hin und her zu bewegen – übergewichtige Deutsche mit Arthritis  haben hier so ihre Probleme und ich sehe zu, dass ich so schnell wie möglich aufs Personendeck komme, bevor die Lücken, die jetzt noch da sind auch gefüllt werden…. und zwar mit Gepäck aller Art.

Wir quetschen uns durch Menschenmassen, die sich auch hier schnell wir ein Puzzel zusammenfügen und nur noch wenig Platz für die letzten Teilchen lassen, bis wir ganz oben ankommen, wo es noch ein Paar Plätze gibt, sogar zwei freie Stühle an einem Tisch. Hier lassen wir uns nieder und meine Hoffnung, dass man uns eine Kabine anbietet - die ich hier mit Kusshand bezahlt hätte - kann ich begraben. Mir ist schon recht mulmig bei dem Gedanken an die Überfahrt und ich beschließe von nun an nicht mehr viel zu mir zu nehmen, damit ich bloß nicht zur Toilette muss, denn es gibt nur 2 für 2000 Leute und die ist auf dem Deck unter uns – ich sehe keine Chance für mich, dort noch einmal heil hin und wieder zurückzukommen. Um uns herum sitzen Studenten einer landwirtschaftlichen Universität – ein paar von ihnen sprechen drei bis fünf Brocken Englisch und so finden wir heraus, dass das Schiff außerplanmäßig eine weitere Insel anlaufen wird, um dort einen Laster mit Kühen aufzunehmen bevor es wieder zurück und zum eigentlichen Zielort geht. Ich hoffe, ich habe das falsch verstanden, denn dies wird die verhasste Überfahrt nach Timor noch einmal um 2 Stunden mindestens verlängern (wo soll denn hier noch ein LKW voll mit Kühen Platz finden?) Leider stellt sich die Information als zutreffend heraus – der Prozess des Umparkens für den Viehtransport dauert natürlich auch seine Zeit und so springen viele der Passagiere von Bord und nutzten die Gelegenheit, sich an Land mit etwas Essbaren zu versorgen oder einen Plausch mit Freunden und Familien hier zu halten, oder ganz einfach nur eine Runde im Meer zu planschen. Die Kinder machen sich einen Spaß daraus, am Schiff entlang zu schwimmen und einige der Passagiere werfen kleine Geldmünzen und Noten ins Wasser, die die jungen Kleinunternehmer flugs einsammeln, keine Münze schafft es bis zum Meeresboden.

Irgendwann haben sich alle wieder an Bord sortiert und dann sind wir endlich auf dem eigentlichen Weg nach Kupang und ich bin so was von glücklich, dass meine Gebete erhört wurden und wir eine sehr ruhige Überfahrt haben. Ich sitze wie festgenagelt auf meinem Stuhl und beobachte das Treiben um uns herum. Irgendwann geht die Sonne unter und es wir ruhig auf der Fähre. Außer uns und ein paar anderen Ausnahmen hat jeder es irgendwie geschafft, einen Platz zu finden, wo er liegen kann und nun ist es zumindest für mich unmöglich, noch irgendwohin zu kommen ohne Schaden anzurichten. Kev schafft es einmal bis zur Treppe, die zum Autodeck geht. Er berichtet, dass dort unten Menschen auf Ladeflächen liegen und andere zwischen den LKWs sitzen und kochen … es ist genauso unmöglich das Gesamtbild mit Worten einzufangen wie Fotos vom Hochgebirge zu machen, die wirklich wiedergeben, wie hoch die Berge sind und wie steil die Abgründe.

Wir wickeln uns in unsere Motorradjacken und dösen mit dem Kopf auf dem Tisch bis endlich die Sonne wieder aufgeht. Und nun beobachten wir, wie so langsam Leben in das Stillleben aus Körpern, Decken und Matten kommt und dann ist auch endlich wieder Land in Sicht.

Während die Fähre im Hafen von Kupang ankommt versuchen wir einen passierbaren Weg zu unserem Motorrad zu finden. Es ist ein bisschen wie durch einen ungepflegten Irrgarten laufen, in dem die Hecken wild durcheinander wachsen  – und es gibt immer wieder unpassierbare Sackgassen.

Dann sind wir soweit, die Luke öffnet sich, alles steht in den Startblöcken, um an Land zu fluten, aber draußen befindet sich eine Wand von Menschen, die gleichzeitig auf die Ladefläche drängen – wie durch ein Wunder schaffen wir es tatsächlich, von Bord zu kommen ohne größeren Schaden anzurichten – vielleicht fahren wir über den ein oder anderen Fuß und rammen ein paar Ellbogen, aber da wir auf dem weiteren Weg kein Martinshorn hören nehme ich an, das alle mit dem Leben davongekommen sind.

Jetzt sind wir also in Kupang, wo wir uns sofort und so schnell wie möglich eine Unterkunft suchen – nach einem kurzen Blick auf das hiesige Backpackerhostel nach der unbequemen letzten Nacht bin ich allerdings mehr als Willens, 5 € mehr für den Komfort eines sauberen Zimmers mit Doppelbett und eigenem Bad zu investieren. Das Hotel, das diese Anforderungen erfüllt ist auch bald gefunden und nachdem wir eingecheckt haben gibt man uns sogar ein paar Scheiben Toast mit Marmelade und ein Kännchen Kaffee und nachdem wir unser Woher/wohin erzählt haben macht uns der nette Portier darauf aufmerksam, dass wir für die Einreise nach Osttimor einen Visaberechtigungsbrief brauchen, den die Botschaft hier ausstellt und der normalerweise 3 Tage braucht. Da Heute allerdings Samstag ist hat die Botschaft geschlossen und wir müssen nun bis Montag warten, bis wir das Schriftstück beantragen können – na Klasse, am Dienstag läuft unser Indonesienvisum aus…

Wir verbringen ein faules Wochenende hier und holen jede Menge verpassten Schlaf nach und machen ein paar Erkundungsspaziergänge durch die Stadt, die zwar nicht wirklich schön ist, aber irgendwie eine angenehm entspannte Atmosphäre verbreitet. Auffallend hier in Kupang sind die Dekorationen der Bemos (Kleinbusse), die zum überwiegenden Großteil aus sehr katholisch anmutenden Christusbildnissen bestehen. Die Bevölkerung dieser Insel besteht nur zu 8% aus Muslimen, ansonsten teilt sich die Glaubenszugehörigkeit hier in die Religionen der ehemaligen Besatzer Niederlande (protestantisch) und Portugal (katholisch) auf.  Abends öffnet der Nachtmarkt, wo man so alles Mögliche findet – Kevin kann sich endlich seine Moslemkappe kaufen –es gibt Stände mit den allerköstlichsten Fischgerichten und in unserem Hotel kann man sogar ein kaltes Bier bekommen…… wir haben definitiv schon schlechter gelebt.

Montag Morgen sind wir in aller Frühe an der osttimoresischen Botschaft, wo man Verständnis mit unserer Lage zeigt und völlig ohne Bestechung das notwendige Formular gleich ausstellt und so sind wir noch vor Auscheckzeit zurück in unserem Hotel, zahlen und packen und dann machen wir uns auf, die letzten 350 Km in diesem Land in Angriff zu nehmen.

Da wir es Heute eh nicht bis zur Grenze schaffen werden nehmen wir uns Zeit, halten für viele Fotos – wir wollen gerne ein besonders schönes Exemplar der traditionellen Wohnhäuser finden, die es uns angetan haben, denn sie sind ungewöhnlich weil rund. Es fällt auf, das es hier noch viele Einheimische zu geben scheint, die Betelnuss kauen. Ähnlich wie Cocablätter in Südamerika bewirkt der Genuss dieser Frucht eine geringere Ermüdbarkeit, ist Appetitdämpfend und außerdem Stimmungsaufhellend. Da der Betelnusskonsum nicht ungefährlich ist – eine Überdosis kann leicht zum Tod führen und außerdem über einen längeren Zeitraum Krebs in Mund und Rachenraum verursachen – sind die Regierungen der asiatischen Länder bemüht, die Menschen von dieser Gewohnheit abzubringen – scheinbar in den meisten Gegenden relativ erfolgreich, denn wir haben bisher nur selten die blutroten Lippen und Zähne gesehen, die verräterisch auf das Betelnusskauen hinweisen. Timor ist mit eine der ärmsten Gegenden, die wir in Indonesien durchfahren haben – sehr trocken und nicht wirklich fruchtbar. Es gibt viele Mittelgebirge, so dass sich unsere Fahrt in Richtung Grenze auf und ab schlängelt.

Eine Sache, die mich etwas verwirrt ist, dass es hier viele Menschen gibt, deren Körpersprache und Mimik ich einfach nicht lesen kann – sie ist ungewöhnlich unbestimmbar fast unbeteiligt wirkend, oft habe ich das Gefühl, dass man uns fast ablehnend gegenüber steht, aber dann zeigt sich gleichzeitig unerwartete Hilfsbereitschaft, die mit den ausgehenden Signalen kollidiert und das Gegenteil vermittelt … sehr merkwürdig und fremd.

Nach einer letzten Übernachtung in Kefa erreichen wir dann Osttimor – mit ungefähr 4 Stunden Visum im Pass übrig.