Sumatra Zwei Chaoten im indonesischen Dschungel

05.06. – 27.06.2014

 

Der Flug nach Medan ist kurz und ereignislos (wahrscheinlich weil mein Sitznachbar bei Start und Landung inbrünstig betet) und schon sind wir in Indonesien und stehen am Ende einer endlosen Schlange vor 3 geöffneten Schaltern und als wir endlich an der Passkontrolle ankommen stellt sich heraus, dass wir vergessen haben, eine Arrival-/Departurekarte auszufüllen. Typisch!

Nachdem wir eine gefunden, die Taschen nach Kugelschreibern durchforstet und die Formulare ausgefüllt haben sind alle Schalter unbesetzt und wir stehen blöd da. Kevin wettert los, dass er schon jetzt die Nase voll hat und will einfach losmarschieren, aber es hilft ja nix – ohne Stempel werden wir zwar im Land keine Probleme haben, aber definitiv wenn wir wieder raus wollen.

Irgendwann fällt es dann doch wem auf, dass da zwei Ausländer verloren rumstehen und er hat Erbarmen mit uns und gibt uns schnell ein paar Stempel – dem wird wahrscheinlich nun die Mahlzeit kalt – obwohl – bei der hier herrschenden Hitze wohl eher welk.

Wir schleppen unsere schweren Rucksäcke aus dem Gebäude und dann haut mir irgendwer ein heißes Handtuch vor den Schädel. Malaysia war ja schon extrem schwül und heiß, aber dadurch, dass wir die letzten Stunden nur in klimatisierten Räumen verbracht haben kommt es uns nun so vor, als ob es hier noch heißer wäre. Sofort werden wir von Taxifahrern überfallen, die uns alle irgendwohin bringen wollen und ich fummele hektisch den Computer raus (dummerweise habe ich dort notiert, wo wir hin wollen) und natürlich ist die Batterie leer als ich das Teil einschalte. Ich versuche aus der Schusslinie der Taxifahrer zu gelangen, um mich in Ruhe irgendwo hinzusetzen, die Ersatzbatterie zu finden und damit die Adresse, eine Zigarette zu  rauchen und dann eins nach dem anderen den besten Preis zu erfragen, aber zwei der Fahrer sind nicht abzuhängen und reden dauernd auf mich ein. Als ich dann die Straße gefunden habe erwähnt einer auch gleich das Guesthouse, das bei Wikitravel und Konsorten öfter erwähnt wurde und nach etwas Handeln einigen wir uns auf einen Preis und wir werden in die Stadt gebracht.

Was wir aus den Fenstern beobachten erscheint uns wie pure Straßenanarchie – dagegen wirkt die Erinnerung an Saigon fast geordnet aber das kommt wohl daher, dass es hier so viele Autos zusätzlich zu den Rollern gibt und dann Rollergespanne aller Art – sogar die Tuktuks sind Roller mit Beiwagenkutsche – ich bin gleichzeitig begeistert und eingeschüchtert.

Nach 3 Monaten erst in Thailand und dann im recht fortschrittlichen Malaysia müssen wir uns nun wieder an das asiatische Gewusel, die dauernden Verkaufsangebote und das Handeln gewöhnen, aber die Hitze macht uns schwer zu schaffen.

Als wir im Blue Angel ankommen, ist es schon dunkel und so nehme ich hier gleich ein Zimmer für 2 Nächte, damit wir morgen in Ruhe einen Schlachtplan ausarbeiten können.

Man versucht sofort, uns eine zwei Tage Trekkingtour im Dschungel für 60 € zu verkaufen, aber das werden wir uns wenn überhaupt dann gewiss nicht zu dem Preis antun.

Nach einem schnellen Abendbrot verziehen wir uns in unserem Zimmer, dass zwar einen Fernseher verspricht, der aber nicht funktioniert, denn er hat einen 3-Pin-Stecker für 2 Pin Steckdosen – das ist mal wieder typisch und ich muss laut lachen – na wenigstens das Internet funktioniert – wenn auch sehr langsam.

Medan bei Licht ist keine große Sehenswürdigkeit – außer vielen Moscheen  gibt es fürs Auge wenig, aber wir müssen bis Montag bleiben, wenn wir wieder mit unserem eigenen Transport vereint sind .. also beschließen wir, heute erst mal ein paar Besorgungen zu machen. Aber gaaaaanz langsam – denn wir haben nicht so viele Klamotten dabei, wie wir hier vollschwitzen.

Unsere erste Aufgabe besteht darin, einen Schneider zu finden, denn schon seit China sind die Reisverschlüsse unserer Motorradjacken kaputt – was für lange Zeit nicht schlimm war, aber seit uns der Monsun eingeholt hat brauchten wir sie dann doch immer mal wieder –bei dem sintflutartigen Regen  sind die ständig aufplatzenden Reisverschlüsse mehr Zeitverschwendung als sonst was.

Der erste Schneider ist in der Nachbarschaft, aber als er unsere Jacken sieht winkt er gleich ab und so wandern wir weiter und fragen uns mit näh-imitierenden Handzeichen zum nächsten Schneider durch – der ist am Ende der Schweißerstraße (es scheint, als ob sich immer alle Handwerker einer Zunft  zusammenrotten) und der schaut wenigstens schon mal gründlicher  nach – er hat zwar Reisverschlüsse, aber die sind alle zu kurz und so beschließen wir kurzerhand, dass ¾ zu besser ist als gar nichts , machen ihm das verständlich und er macht sich gleich an die Arbeit.  Währenddessen wandern wir ein wenig in der Gegend herum und werden überall genauso neugierig bestaunt, wie wir es im Gegenzug tun. Man ist sehr freundlich, jeder, der ein wenig English spricht bietet uns Hilfe an und so langsam fangen wir an, uns hier wohl zu fühlen. Wir trinken einen extremsüßen Tee an der Ecke, beantworten neugierige Fragen der Einheimischen und schlendern dann zurück – unsere Jacken sind fast fertig und der Schneider ist ganz stolz auf das Resultat seiner Arbeit und hat auch nichts gegen ein Erinnerungsfoto.

Die Jacken bringen wir gleich zurück in unser Zimmer, wo wir uns erst mal ein wenig abkühlen und dann geht es weiter zur nächsten Mission: Geldautomaten finden, Rupien kaufen, und dann ein Kaufhaus finden, wo wir ein paar dringende Besorgungen machen können.

So langsam zerfallen meine Klamotten – die Hosen habe ich schon 3 mal geflickt und die Unterwäsche hat schon mehr Löcher als moderne Reizwäsche – das Material ist so dünn wie Brüsseler Spitze aber nicht so schön und ein Deo wäre bei der Hitze auch ganz nett. Außerdem hätte ich gerne eine Simkarte für unseren Internetstick, denn bald hat meine Mutter Geburtstag und da würde ich schon gerne mit ihr skypen und natürlich unser treuer Freund Martin, der sich so bemüht hat, uns mit Carnet und Ersatzteilen zu versorgen hat zumindest einen Anruf zu seinem Wiegenfest verdient.

Wir finden alles in einem klimatisierten Kaufhaus nicht weit von unserer Herberge – wie nett ist das denn? Neue Hose und Unterwäsche für mich, Simkarte mit je 5 Gig für 3 Monate und Deo. Das finde ich nun wieder witzig - das Deospray ist in einem abgeschlossenen Schrank und wird von einer Angestellten an die Kasse gebracht, wo wir sie mit einem Abholzettel erstehen können – es sind diese kleinen Dinge, die beim Reisen so dermaßen spannend sind.

Während wir hier so rumschlendern werden wir mehrmals von herumziehenden Schulkindern angehalten und beantworten gutmütig 4 Mal den gleichen Fragebogen mit unterschiedlichen Jugendlichen – da sind wir wenigstens mal für den Englischunterricht gut.

Im Kaufhaus gibt es auch ein Mac D und ein Texas Chicken Restaurant und so ganz plötzlich überrascht mich Kevin mit dem Wunsch, dort essen zu gehen – verschmitzt meint er, er müsse nun doch dringend endlich mal wieder Kartoffel statt Reis essen – auch hier werden wir von einem Teil der Schulklasse gefunden und beantworten noch einmal alle Fragen …. Was tut man nicht alles für die Völkerverständigung.

Zufrieden, unser selbstauferlegtes Tagespensum geschafft zu haben suchen wir uns ein Plätzchen im Schatten und gönnen uns noch einen Eistee, aber ich muss sagen, den mochte ich in Malaysia lieber – hier ist alles so extrem süß.

Den Rest des Tages drücken wir uns in unserem Zimmer rum, viel ist davon ja auch nicht mehr übrig. Wir lauschen den Gesängen der Muezzine, die sich aus allen Richtungen zu einem Chor vereinen  und finden. So schlecht klingt das gar nicht.

Auch die nächsten Tage halten wir uns meist in unserem kühlen Zimmer auf – wir haben ein anderes bekommen und hier gibt es sogar einen funktionierenden Fernseher und wir warten ungeduldig darauf, dass endlich Montag wird.

Als es endlich soweit ist, sind wir schon früh wach, haben alles gepackt und hoffen, die Zollformalitäten im Hafen schnell erledigt zu haben, damit wir diese verstopfte schmutzige Stadt schnell verlassen können.

Susi’s Mann hat schon mehrere Gäste zu der angegebenen Adresse gefahren, die dort ebenfalls ihre Motorräder abgeholt haben und so beschließen wir, dass er auch uns dorthin bringen kann –ich schätze zwar, ein Taxi wäre billiger aber wer weis, ob sie uns zum richtigen Ort bringen.

Vor lauter Aufregung habe ich vergessen, das Handy eine Stunde zurückzustellen und nun hat es uns anstatt um Sieben schon um sechs geweckt, also müssen wir Zeit totschlagen, bis wir endlich loskönnen und hundsmüde sind wir außerdem.

Die Fahrt von der Stadtmitte aus zum Hafen von Belawang dauert ca. 1 Std. und ich habe mich noch nie so sehr in einem langsam fahrenden Auto gefürchtet – unser Fahrer ist ganz offensichtlich völlig bekifft, seine Wahrnehmung kommt nicht mit der Realität mit und so ist er nicht in der Lage dosiert Gas zu geben und zu bremsen, was zur Folge hat, dass wir mehr hopsen als fahren, dann bremst er wieder während er gerade jemanden überholt aus unerfindlichen Gründen, einmal bleibt er auf dem schraffierten Teil einer Abfahrt stehen, weil er denkt wir seien schon da und anstatt einfach nach rechts zu ziehen (wir waren eben noch nicht da)fährt er ab, bezahlt Maud, dreht um und muss ein neues Maudticket ziehen er erklärt uns dabei, dass er sich in der Ausfahrt vertan hat und abfahren musste, weil man auf dem Highway ja nicht zurückfahren darf.

Wir kommen heil an, aber wir sind froh, aussteigen zu dürfen und warten nun im leeren Büro unseres shiping agents auf dessen Eintreffen – Geduld ist nicht unbedingt eine meiner natürlichen Tugenden, aber die lange Zeit, die wir nun schon in Südostasien verbringen hat mich tatsächlich das Zen des Wartens ohne zu hinterfragen gelehrt und nur noch selten rege ich mich deswegen auf – immerhin ist es besser hier still zu sitzen als in dem hüpfenden Auto….

Nach einer Weile erscheint ein netter Herr auf seinem Roller und er will auch gleich mit Kevin zusammen losfahren, um die Formalitäten zu erledigen, da fällt dem glücklicherweise ein darauf hinzuweisen, dass das Fahrzeug auf mich angemeldet ist und nun muss ich auf den ebenfalls hopsenden Roller klettern (hier sind es allerdings die Stoßdämpfer und nicht die Fahrweise) und es geht erst einmal zum Zollgebäude, wo der Mann die Papiere abgibt, mich auffordert in der Wartezone Platz zu nehmen und dann wortlos verschwindet. Da sitze ich nun wieder dumm rum und mehrmals kommt ein Angestellter, der mich fragt, wo mein Agent sei, was ich nur mit Schulterzucken kommentieren kann – ich suche ihn draußen, aber sein Roller ist auch weg und so hocke ich mich zu ein paar Leuten an einem Straßenstand während ich eine rauche und warte. Nach einer Weile taucht er ohne Erklärung wieder auf, wir holen die fertigen Papiere ab, laufen in ein anderes Gebäude um dort ein Formular zu erhalten und dann zu den Jungs von Zoll und Rauschgiftabteilung, die mich in ein Auto verfrachten und mit mir zu Hafen kutschieren, wo wir dann eine ganze Weile ergebnislos nach dem Motorrad suchen, bis sich endlich herausstellt, dass sie noch immer auf dem Schiff ist – und nun müssen wir wieder warten, weil die Jungs, die fürs Abladen zuständig sind haben nämlich gerade Mittagspause – die beiden netten jungen Männer verabschieden sich also von mir und fahren zurück in ihr rauchiges kleines Kabuff und mein Agent schwingt sich auf seinen Roller und verschwindet ebenfalls – allerdings nicht, ohne mir vorher einzuschärfen, mich nicht vom Fleck zu bewegen. Na wenigstens ist einer von den Hafenarbeitern so nett, mir eine Bank in den Schatten zu stellen und mich mit Wasser, Erdnüssen und Zigaretten zu versorgen, nachdem er festgestellt hat, dass ich nur noch 3 Krümel Tabak in meiner Dose habe.

Einer fragt mich: „you smoke Marihuana?“ was ich verneine worauf er meint:“why not?“…..!!

Nach und nach kehrt die Schiffsentlademannschaft aus der Mittagspause zurück und hin und wieder schauen sie sich schädelkratzend das schwere Gespann an, einer holt schon mal ein paar Taue , aber ich frage mich, wann denn wohl der mit dem  Krahnfahrzeug kommt, denn selbst ich brauche  kein Fachmann zu sein um zu sehen, dass der schiffseigene Holzkrahn mit Flaschenzug dieser Aufgabe nicht gewachsen ist . Irgendwann ist die Mannschaft vollzählig und auch mein Agent erscheint wieder und nach viel hin und her erklärt mir nun, dass es nur ein Fahrzeug gibt, dass unsere Liza entladen kann, dieses aber erst abends um  6 für uns zur Verfügung steht, da es bis dahin ausgebucht sei und er würde mich nun zurück in sein Büro bringen, wo ich mit meinem Mann warten kann, bis er wiederkommt. Das Carnet hat er abstempeln lassen und so müssen wir später auch nicht mehr zum Zoll – mit denen hat er geklärt, dass er stattdessen ein paar Bilder vom Fahrzeug macht.

Im Büro liegt Kevin fest schlafend mit dem Oberkörper auf einem der Schreibtische, an dem anderen sitzen 2 Frauen, die nicht viel wacher ausschauen. Ich wecke Kev und erkläre ihm die Situation, der Agent verabschiedet sich mal wieder, verspricht aber pünktlich um 18 Uhr zurück zu sein und so beschließen wir beiden, wenigstens einen Teil der nächsten 3 ½ Std damit totzuschlagen, dass wir uns was Essbares suchen und einen Geldautomaten – danach gammeln wir wieder im Büro – zusammen mit den beiden Frauen herum, deren Arbeit in nicht allzu großer Tätigkeit zu bestehen scheint: eine nimmt einmal ein Telefonat an, Kev sagt, die andere hätte wohl einen Brief getippt und um 4 Uhr machen die beiden Feierabend und wir sitzen allein im Büro herum bis es endlich soweit ist und der Agent (ich weis halt seinen Namen nicht) mich wieder abholt um nun endlich unsere Liza abzuholen – unnötig zu erwähnen, dass sie noch immer auf dem Schiff steht, als wir dort ankommen und der Krahn nicht in Sicht ist. Selbst unser Agent fängt an sich darüber zu wundern, dass ich noch immer Lachen kann….

Es kommt langsam Leben in die Szenerie – zumindest ein Haufen Publikum rottet sich so langsam zusammen und endlich sehe ich auch das Krahnfahrzeug nahen, von dem ich schon anfing zu befürchten, dass es gar nicht existiert.

Nun geht alles recht schnell und ich habe noch nicht mal viel Zeit, mir die Fingernägel abzukauen (sind seit dem Beladen in Penang eh keine mehr da) – bevor ich vom Luftanhalten blau anlaufen kann steht sie schon auf dem Land und ich muss nur noch einige Hände schütteln und es schaffen dem Roller durch den verrückten Feierabendverkehr zum Büro zu folgen.

Wir müssen nun noch unseren Weg zurück nach Medan finden und dort das Gusthouse – denn nach Bukit Lawang kommen wir heute nicht mehr.

Wir tanken also erst mal und schaffen es auch, uns durch den verrückten Verkehr und das noch verrücktere Einbahnstraßensystem ohne Licht (da scheint wohl ein Kontakt korrodiert zu sein) bis ins Zentrum von Medan, aber wir können die Straße unseres Guesthouses nicht finden – wir halten also irgendwann und ich versuche mit meinem Internetstick und Google maps etwas zu erreichen, da hält ein netter junger Mann neben uns und fragt, ob wir Hilfe brauchen …. Kann man wohl sagen! Zum Glück kennt er das Blue Angel und führt uns über tausend Wendungen die wir nie gefunden hätten dorthin. Unterwegs ist er dauernd und an jeder Ampel am telefonieren und als wir dann vor unserem Guesthouse stehen wird klar, warum – er hat die Jungs von seinem Hondaclub zusammengetrommelt und die trudeln nun einer nach dem anderen ein, um  sich dieses tolle Gefährt anzuschauen, mit uns ein Bier zu trinken und dann die üblichen Daumenhoch-Fotos zu machen.

Es wird wenigstens noch ein recht lustiger Abend.

Am nächsten Morgen können wir wenigstens ausschlafen und verabschieden uns dann endgültig von der Stadt – Medan ist nicht wirklich ein Ort, an dem man freiwillig zu viel Zeit verbringen möchte. Es ist mal wieder extrem heiß und schwül und die ersten 40 von 86 Km bestehen aus Verkehrsgewühl, Stau, Einbahnstraßen und viel Gehupe, aber obwohl unser Navi hier in Indonesien streikt und dauernd behauptet, es gäbe keine Straßen wo wir gerade sind, schaffe ich es, das Gerät zu überlisten und uns auf die richtige Strecke zu lotsen. Hier kommt man nun zwar nicht sehr viel schneller voran als in der Stadt, aber die endlosen Palmölplantagen entlang der durchlöcherten Straße sind trotzdem angenehmer als der Stadtverkehr – selbst wenn auch hier alles durcheinander überholt und man alle Augen und Hühneraugen aufhaben muss, um zu überleben.

Bukit Lawang is ein purer Touristenort, der zu über 90% aus Hotels, Guesthouses, und Läden mit der typischen Touristenware besteht und auch zu diesem Zweck entstanden ist. Der Ort bildet den Eingang zum Gunung Leuser Nationalpark, einem riesigen Gebiet, das als Refugium für einige bedrohte Tierarten, wie den Sumatra Tiger, -Elefanten, Rhino und vieler Affenarten dient – unter anderem werden hier Orang Utans, die aus illegalem Tierhandel gerettet wurden wieder aufgepäppelt und schrittweise ausgewildert.  Die Tiere kommen aus den unterschiedlichsten Orten  - teils werden sie einfach traditionell hier als Haustiere gehalten, denn ein Orang Utan Baby ist dank der großen genetischen Übereinstimmung zum  Menschen fast wie ein Kind und wird wenn auch oft liebevoll gehalten. Um allerdings ein Orang Utan Baby zu bekommen muss immer erst die Mutter getötet werden – es gibt nur diesen Weg, um einem Weibchen das Junge zu entreißen – oft werden bis zu 6 erwachsene Tiere getötet, um ein Jungtier zu bekommen, doch dies ist nicht der einzige Grund, weshalb diese Tiere für den illegalen Tierhandel so begehrt sind, (ein Geschäft, dass mittlerweile nur kurz hinter Waffen- und Drogenhandel rangiert). Orang Utans sind international begehrte Ware – für Zoos, Tiershows (wegen ihrer Intelligenz und Stärke werden sie als Gogogirls oder gar für Thai Kickboxingshows trainiert und selbst vor Zwangsprostitution macht der kranke Menschenverstand nicht halt). Ein weiterer „natürlicher“ Feind dieser Tiere ist der Handel mit Organen für medizinische Zwecke (die Chinesen mal wieder) und natürlich die Palmölindustrie, die Prämien dafür zahlt, dass dieses Ungeziefer ausgerottet wird. Auch als Delikatesse in versteckten Gourmetläden  kann man Teile von toten Tieren erstehen. Die Gründe für das langsame Aussterben vieler Tierarten sind ebenso vielfältig wie widerwärtig und wenn es einen Ort wie Bukit Lawang braucht, um dem wenn auch noch so gering entgegenzuwirken, dann hat er schon allein dafür verdient, besucht zu werden.

So – das war mal wieder mein Plädoyer des Tages – wir sind hier und kämpfen uns durch das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten – aber erst nachdem wir einen Parkplatz für Liza beim Touristbüro gefunden haben und uns provisorisch für eine Nacht im erstbesten Guesthouse einquartiert haben, um dann in Ruhe, ohne Gepäck und was das Wichtigste ist, ohne Einheimische am Rockzipfel, die uns Zimmer, Dschungeltrecks, Kanufahrten und was auch immer zu horrenden Preisen andrehen wollen die netteste und günstigste Bleibe für uns zu finden. Die ist wider Erwarten gleich nebenan und so reservieren wir uns ein Zimmer hier für den nächsten Tag und flüchten dann ins Bett, denn die Dschungelguides finden uns überall.

Wir genießen die nette und ruhige Atmosphäre im Indah Bukit Lawang für die nächsten Tage und versuchen ein für uns machbares Angebot zu finden. Am ersten Tag wandern wir auf eigene Faust mit Eintrittskarten und Photogenehmigung  (die ist teurer als die Eintrittskarten) zum Eingang des Nationalparks, wo 2-mal täglich auf einer Plattform Futter für die noch nicht ganz ausgewilderten Tiere ausgelegt wird. Der Marsch ist schon recht anstrengend, denn das Dorf zieht sich und am Ende wird man mit einem  Schlauchboot über den Fluss gebracht und muss dann noch ein gutes Stück den Berg hoch wandern, bis man die Plattform erreicht – dort sitzen wir nun mit einer Horde aus den verschiedensten Ländern und alle hoffen, dass ein Orang Utan hungrig genug ist, um aufzutauchen – ich mach’s kurz: wir alle haben Pech und müssen im beginnenden Tropenschauer unseren Weg unverrichteter Dinge wieder zurückmarschieren, wobei ich nicht umhin komme, mich königlich über eine Truppe schlechtgelaunter junger Australierinnen zu amüsieren, die scheinbar ein Problem damit haben, dass ihre Designerturnschuhe schmutzig werden ….  Leute gibt’s!

Unterwegs zurück zu unserer Bleibe treffen wir mal wieder auf einen geschäftstüchtigen Guide, der uns zu einem Dschungeltreck zu überreden versucht und ich sage ihm unverblümt, das ich definitiv nicht 25 € pro Person für einen 3 Stundenmarsch bezahlen werde - die einzige Option des Dschungelangebotes, zu dem ich mich in der Lage fühle – die Pfadfindervariante, sich über mehrere Tage durch den heißen Regenwald zu schleppen, um Nachts bei Lagerfeuer unter Planen zu schlafen überlasse ich dann doch lieber den jungen Leuten und das nicht nur, weile die Kosten dafür ins astronomische steigen. Er senkt den Preis auch gleich um die Hälfte und ich verspreche, es mir durch den Kopf gehen zu lassen. Wir unterhalten uns noch ein wenig und er versucht uns den Mund mit Elefanten waschen und Raflesia Arnoldii (die größte Blume der Welt) anschauen wässrig zu machen, aber das Einzige, worauf wir uns einlassen ist eine Verabredung für den Abend zu Musik und Palmwein probieren.

Nachdem wir es allerdings über die wackelige Hängebrücke, die ich wie die Pest hasse zurück zu unserer Herberge geschafft haben, wo wir uns erst mal kalt duschen und dann zum Abendbrot niederlassen merke ich, dass keine 10 Pferde mich heute noch mal dazu bringen, a) überhaupt noch irgendwohin zu gehen und b) erst recht nicht über diese Brücke und so überrede ich Kevin, mich einfach nur hier sitzen zu lassen.

Während Kev auf der anderen Seite des Flusses Spaß mit Singsong und Palmwein hat unterhalte ich mich angeregt mit ein paar Franzosen, die wir schon in Medan kennengelernt haben und lerne von ihnen ein neues Kartenspiel während die Tourguides dieser Unterkunft gemeinsam mit den Touristen mit Gesang zu Gitarre und Bongos ein nettes Rahmenprogramm bieten.

Schon früh am nächsten Morgen ist einer der Jungs von Kevins Party zur Stelle, um uns dann doch ein annehmbares Angebot für einen 3 Stunden Dschungeltreck zu machen und wir willigen schließlich ein – wir würden ja schon gerne die riesigen Affen mal in Natura sehen und so ziehen wir kurz nach Mittag los. Zuerst noch recht harmlos am Fluss entlang, aber schon nach einer kurzen Weile beginnen wir mit einer Kletterpartie den steilen Berg hinauf, die zu schaffen ich mir eigentlich nie zugetraut hätte – so richtig mit an Lianen und Wurzelwerk hochziehen, wobei Bob (unser Guide) immer mal wieder anhält, um sicherzustellen, dass wir nicht die falschen Haltegriffe nehmen und uns am Dornenwerk die Hände zerschneiden, oder um uns zu zeigen, wo wir am besten Halt bekommen.

Ich kann nicht sagen, wie hoch wir geklettert sind, oder wie lange es gedauert hat, aber am Ende sind wir schweißgebadet und selbst ein Regen könnte uns nicht nasser machen und zu meinem Leidwesen muss ich feststellen, dass ich das Mückenspray vergessen habe, so dass ich von nun an im permanenten Schuhplattler unterwegs bin, denn die Viecher lieben mich und es gibt hier Milliarden davon – einmal schlage ich ungelogen 5 Stechmücken auf einen Streich an meinem Schienbein tot….

Bob versucht nun mit aller Macht, Orang Utans zu finden und wir wandern im Dschungel hin und her, aber abgesehen von einem Gibbon (der es allein schon wert war, zu kommen) und einer Horde possierlicher Thomas Languren, die zwar nicht zu den gefährdeten Tierarten gehören, aber nur hier in Nordsumatra zu finden sind haben wir kein Glück und ich denke schon, dass wir uns wohl die Hoffnung auf mehr aus dem Kopf schlagen müssen, da wird Bob plötzlich ganz aufgeregt und auch wir können das Knacken im Geäst nicht überhören  - dann sehen wir sie auch: insgesamt 4 weibliche Orang Utans und zwei Babys  - ich versuche verzweifelt, ein paar Fotos zu machen, aber die starken Lichtkontraste und der dichte Pflanzenbewuchs machen es mir nicht leicht. Zum Glück muss man im digitalen Zeitalter wenigstens keine Angst haben, Unmengen von Filmen zu versauen und so knipse ich halt alles, was sich bewegt und schaue dann nur noch selig und gespannt zu wie sich die schweren Tiere mühelos durch die Baumkronen hangeln, während Bob sich zufrieden mit seinem Tagewerk auf einen Baumstumpf setzt und uns  mit der Warnung, das Weite zu suchen, falls eine der Mütter zu uns herunterkommen sollte unserem Tierfilmerdrang nachkommen lässt.

Am Ende sind wir fast 5 Stunden mit ihm im Regenwald unterwegs uns kommen dann glücklich, stinkend, fuß lahm und hungrig zurück – das kalte Bintang geht runter wie Öl und Bob unterhält uns mit Geschichten wie zum Beispiel Marihuana nach Banda Aceh kam: Also da war ein König, der seine Tochter sehr liebte – als sie ins heiratsfähige Alter kam lud er alle Prinzen zu einem Wettstreit ein und die Tochter sollte den Gewinner heiraten – sie war aber zu eitel und verschmähte den Helden. Da haben die Götter sie in eine wunderschöne Pflanze verwandelt. Irgendwer fand heraus, dass man die Blüte rauchen konnte und so hatten nun alle ihren Spaß mit der eitlen Prinzessin. Die Vögel haben die Samen gefressen und überall ausgeschissen, deshalb gibt es so viel besonders gutes Marihuana in ganz Banda Aceh zu finden!

Am Abend gibt es dann wieder ein Gitarren-Bongo-Konzert mit den Guides und Gästen und ich komme nicht umhin festzustellen, dass diese jungen Männer genauso gut Skilehrer oder Surfer sein könnten – sie haben die gleichen Verhaltensmuster (schau mich an, ich bin der Schnee – Wellen- Dschungelguru) und Beuteschemata  (hübsche Touristinnen im beeindruckbaren Alter).

Unseren letzten Tag hier genießen wir einfach und rasten die nun steifen Gelenke, denn Morgen soll die Fahrt in Richtung Lake Toba gehen.

Wir kommen zwar nie so früh los, wie  wir wollen, aber doch vor Mittag, wir gönnen uns erst noch ein herzhaftes Frühstück und studieren die Landkarte, denn wir wollen wenn möglich nicht bis Medan zurückfahren, sondern  hoffen, eine Route quer durchs Land zu finden, die auch auf der Landkarte eingezeichnet ist.

Der junge Mann im Restaurant schüttelt den Kopf und sagt:“ No road – only jungle“ aber wir beschließen, dass er uns wohl für touristische Weicheier hält und wollen zumindest versuchen, diesen Weg zu finden – Medan ist einfach grauenhaft, selbst wenn wir nur auf der äußersten Ringstraße fahren müssen.

Ca 29 Km vor Medan (wir sind also schon eine Weile im verhassten Großstadtverkehr) kommt die Abbiegung und auf meinem Navi lässt sich eine kleine weiße Straße finden, die in die richtige Richtung geht.

Zuerst ist noch ein recht guter Straßenbelag da, dann wird’s löchrig, aber nicht unmöglich, aber irgendwann sind wir nur noch auf Geröll unterwegs - unsere Liza und unsere Rücken müssen gewaltige Schläge hinnehmen und nach einer besonders schlimmen motorquäl Strecke qualmt plötzlich was aus dem Lichtmaschinendeckel und der Motor geht aus. Ich plädiere sofort für Umkehren, denn in meinem Kopfkino ist genug Material für den Horrorstreifen :“ Motorengemetzel in Sumatra“, aber Kev setzt sich durch – er meint, das sei nur Wasser vom letzten Fluss, durch den wir gefahren sind und bei der Hitze bräuchte der Motor halt nur ein paar mehr Pausen und bla bla bla ..

Nachdem wir uns durch noch ca. 25 weitere Km Geröll mit steilen Abschnitten, die von tiefen Erosionen durchschnitten sind gekämpft haben, wobei ich immer öfter bergauf laufen muss, weil wir es leid sind zu zweit das schwere Gespann immer wieder aus Löchern zu drücken, in die der Seitenwagen uns zieht stehen wir an einem tiefen Wasserloch, vor dem selbst Kevins Optimismus kapituliert und drehen um. Der Weg zurück ist genauso schwer wie vorher und dann kommen wir an einen Berg, den wir selbst mit leerem Beiwagen nicht schaffen – er zieht das Motorrad seitlich in eine tiefe Rille, der Motorblock sitzt auf und der Rahmen hat sich ins Erdreich gegraben. Wir kämpfen ewig und dann haben wir irgendwann zwar alles aus dem Loch, hängen aber mit dem Hinterrad millimeterweit über einem Abgrund, den selbst Horst Ullrichs stabile Wertarbeit nicht überleben würde und nun wird die Lage richtig ernst – es gibt keinen Spielraum für Versagen und mit unglaublicher Kraftanstrengung, der die Verzweiflung hilft schaffen wir es, millimeterweise vom Abgrund weg und zurück ins Loch. Wir haben nichts zu essen dabei, eine halbe Flasche Wasser von der wir uns immer mal wieder einen kleinen Schluck gönnen und ein paar Riccolas (ohne Zucker). Seit Stunden haben wir keine Menschenseele gesehen oder gehört und unsere Kräfte gehen zur Neige. Wir beschließen, dass Gespann nun in die andere Richtung zu drücken und mit etwas Glück können wir es vielleicht wieder den Berg hinunter schaffen, dort umdrehen und es noch einmal mit Anlauf versuchen. Wir bekommen es zwar hin und für einen Moment sieht es sogar so aus, als ob es klappen würde, aber kurz vorm Ziel schert der Beiwagen wieder aus und wir hängen erneut tief im Loch. Nun sind wir allerdings Beide am Ende unserer Kräfte und alle Hoffnung, es irgendwie doch zu schaffen schwindet – wir hocken mit zitternden Glieder erschöpft neben dem Schlammassel und ich sehe schon die Schlagzeile: zwei dusselige Ausländer ersaufen in der selbst eingebrockten Suppe (weil sie die Warnungen der Einheimischen in den Wind geschlagen haben) und werden dann von seltenen Sumatratigern gefressen.

Plötzlich höre ich Motorengeräusch – das schönste Geräusch, dass man sich auf der Welt vorstellen kann! Ich schaffe es sogar, den Berg hinab zulaufen und vor mir steht ein merkwürdiges Gefährt voll mit Palmöldolden und sechs jungen Männern, die mir auch gleich folgen und mit wenig Federlesen das Gespann aus dem Loch heben und den Berg hinaufschieben  - ich bin selten so glücklich gewesen!

Von hier aus schaffen wir es ohne größere Probleme zurück nach Medan und in den nächsten Dschungel. Im dicken Verkehr stauen wir uns wieder aus der Stadt und nun ist es dunkel, wir haben Hunger, sind völlig ko und kein Hotel in Sicht. Als wir dann eine Straße voller Hotels finden erklärt uns ein Anwohner, dass es sich um Bordelle handelt – wieder ein Satz mit X.

Das nächste Hotel nach viel Suchen hat ebenfalls überall rote Lämpchen und Herzen, aber das ist uns nun egal – bloß die lachen uns aus (komisch – mein Humor ist mittlerweile auf dem Nullpunkt) – weiter geht’s und noch immer nur langsam mit vielen Stops. 

Es ist schon nach 8 als wir endlich ein weiteres Hotel finden – mit Sauna (wer braucht denn so was in dieser Hitze) und allen Anzeichen nach ebenfalls ein Stundenhotel, aber wir bekommen ein Zimmer nicht billig aber auch nicht unerschwinglich und nun versuchen wir gemäß der Hierarchie der Bedürfnisse herauszufinden, wo wir etwas Essbares auftreiben können, aber die Angestellten verstehen extrem wenig englisch und sind außerdem reichlich begriffsstutzig. Food? What Food? Fried Noodles?  - Yes, yes! Any food – Bread, rice noodles whatever!

Nach einer Weile kommt einer der Angestellten mit 2 kleinen Flaschen Wasser, für die er 16 000 Rupies verlangt! Unser Wechselgeld vom Zimmer bezahlen haben wir nicht bekommen und ich muss schwer mit mir kämpfen, um ihm nicht an die Gurgel zu springen – Food No sagt er dann auch noch. Mit Mühe kläre ich, dass er uns noch Geld schuldet und gebe ihm weitere 6000 Rupien und hoffe, dass er nun nur noch verschwindet, bevor meine Beherrschung komplett versagt.

Im Zimmer gibt es einen Fernseher, mit dem ich herumgespielt habe, als wir noch auf etwas zu Essen warteten, aber als ich den Stecker anfasse fällt er ab und zerschellt tatsächlich auf dem Boden. Die Steckdose, mit der ich den Computer aufladen will, damit wir Morgen wieder ein Navi haben ist ohne Strom, das Bad ist völlig versüfft mit einem Eimer als Dusche – was solls – stinken wir halt, aber was zu essen müssen wir noch finden. Da der Schlüssel für das Zimmer angeblich verloren gegangen ist schließen wir den Computer ins Motorrad und nehmen ansonsten alles was nicht wegkommen darf mit auf die Suche nach Essen. Im Dunkeln wandern wir die Straße hinab, immer sichernd, denn hier fährt jeder wo er will und dass mit einem Affenzahn und finden ein paar Häuser weiter ein kleines Cafe – hier gibt es zwar nur Kuchen, aber genug zum sattwerden und so gönnen wir uns je 2 Stück Kuchen und 2 warme Biere, machen uns auf den Weg zurück und fallen völlig entnervt und entkräftet ins Bett.

Am nächsten Morgen sind wir einfach nur steif und kommen nach der Kraftaktion von gestern auch sehr langsam in die Gänge. Der grausame Stau hat sich noch immer nicht aufgelöst und zieht sich wie Gummi bis ins Gebirge – nach Berastagi, wo wir frühstücken (mittags um 12), tanken und Geld aus dem Automaten ziehen, danach wird es endlich ruhiger auf den Straßen und die Landschaft wird schön – wir brauchen einige Stunden, bis wir den Toba See erreichen und dann schlängelt sich die Straße noch ewig am Ufer des größten Sees in Asien und dem weltgrößten und tiefsten See vulkanischen Ursprungs entlang, der vor ca 70000 Jahren nach einer gewaltigen Vulkanexplosion entstand, die so immens war, dass sie eine Eiszeit verursacht hat. Wir erreichen Parapat   von wo die Fähre zur Insel ablegt, wo wir die nächsten paar Tage verbringen wollen. Es ist völlig genial, obwohl wir von hier aus nicht mehr weit bis zum Äquator haben ist es so angenehm kühl – mehr europäischer Sommer und die Landschaft wirklich schön – kein Wunder, dass auch dies ein begehrtes Reiseziel in Sumatra ist.

Der Weg zur Fähre ist wenn überhaupt, dann nicht für uns lesbar beschildert, aber zum Glück gibt es immer wieder nette Menschen, die uns sagen wo wir lang müssen – der Fährhafen ist recht versteckt und gerade, als wir ankommen hat eine Fähre abgelegt, der wir nun hinterher schauen. Während Kev eine Fahrkarte für die nächste Fähre besorgt lasse ich einen nach dem anderen auf dem Motorrad sitzen und mache die üblichen Daumen-hoch Bilder mit ihnen – das vertreibt auch mir die Zeit

 Als wir in Tuk Tuk ankommen ist es schon dunkel und da fällt doch auch gleich auf, dass wir vergessen haben, nach dem Licht zu schauen – wir haben immer noch keins und für Fernlicht muss Kev den Lichthupenschalter gedrückt lassen.

Wir finden unseren Weg trotzdem und ein nettes Guesthouse wo wir das Motorrad nachts drinnen parken dürfen außerdem – das einzige Problem ist, dass man mir den Schlüssel fürs Zimmer in die Hand drückt und mich dann über eine völlig verwinkelte ewig lange unbeleuchtete Treppe nach unten schickt – die Zimmer sind in separaten Häusern am Strand und ich irre eine Weile herum, bis ich es dann endlich finde – superschön und mit den Treppen  das werden wir schon überleben.

Bin jedenfalls gespannt, wie es hier im Hellen aussieht.

Man schläft hier jedenfalls super mit dem Wellenrauschen des Sees und es ist wunderbar entspannt und so beschließen wir ausgeschlafen und wesentlich fitter die Insel mit dem Motorrad zu erkunden. Wir kommen allerdings erst Mal nicht weit, denn als wir durch den Ort fahren treffen wir ein bekanntes Gesicht: Bernie ein Australier, den wir zum ersten Mal in Melakka getroffen haben und danach zusammen mit seinem Freund Dave in Bukit Lawang und spontan beschließen wir ihm zu seinem Frühstücksrestaurant zu begleiten, wo wir uns recht angeregt unterhalten, bis sich ein recht seltsamer Typ aus Singapore sich zu uns gesellt, der uns mit merkwürdigen Ansichten zur Welt unterhält und dabei über Menschenverdummung durch Fluoride im Wasser, die Geschichte der Insel, Verschiffungspreise für Fahrzeuge bis hin zu der Theorie, das Adolf Hitler hier in einem Dorf unter einem anderen Namen begraben liegt und noch vieles mehr von sich gibt- das Meiste ist recht verworren, aber so verfliegt der halbe Tag und wir schaffen es nur noch, wenigstens die obere Hälfte der Insel abzufahren und müssen uns dann sputen, um noch im Hellen zurückzukommen – wir haben uns mit Bernie und Dave zum Abendessen verabredet und dann wollen wir mit den Beiden das Fußballspiel Deutschland gegen Portugal anschauen.

Der nächste Tag soll dann endlich für eine ausgedehnte Erkundung der Insel genutzt werden.

Die komplette Runde sind um die 100 Km  und weil die Straßen meist in einem recht desolaten Zustand sind, es Unmengen von unglaublich schönen Aussichten gibt, wo wir immer wieder anhalten und Fotos machen müssen und es außerdem so viel zu sehen gibt, was hier einzigartig ist (Baustil, Gräber, Trachten etc) und jedesmal, wenn wir anhalten sich eine neugierige Traube von Menschen um uns versammelt, die uns die altbekannten Fragen zu Motorrad, Reise und Herkunft stellen  brauchen wir auch den ganzen Tag für diese Aufgabe.

Auf Samosir (endlich ist mir der Name der Insel wieder eingefallen) leben die Batak, eine eigenständige Volksgruppe, von einstigen Kopfjägern / Kannibalen, die (von einem Deutschen) in großer Anzahl zum christlichen Glauben missioniert wurden, sie haben dann allerdings ihre eigene Kirche gegründet, die Christentum mit Batak Traditionen vereint und praktizieren noch immer einige wesentliche Elemente ihres alten Glaubens, so werden die Toten in kunstvollen Häusern bestattet und die Knochen später bei einer zweiten Beerdigung umgebettet. Die Häuser bestehen aus drei Ebenen, wobei die unterste aus Pfählen gebaut wird und die niederen Bedürfnisse und Hölle symbolisiert (hier werden oft Schweine gehalten), die mittlere Ebene dient als Wohnfläche für die gesamte Familie und symbolisiert das menschliche Dasein und das riesige Dach in Form eines Bootes wird nicht genutzt, es symbolisiert die Welt der Ahnen….

Der Konsum von halluzinogenen Pilzen ist beliebt und weit verbreitet (und auch gesetzlich nicht verboten), so dass es in den Restaurants Pilzomelettes  oder -Tee gibt – sehr zur Freude vieler Backpacker, die hier entrückt durch die Gegend schweben – die Pilze scheinen allerdings akuten Sprechdurchfall zu verursachen, was zu einigen Schmunzelmomenten verhilft.

Bei den Einheimischen ist neben den Pilzen auch der Genuss von Palmwein recht beliebt und auch hier sitzt man gern abends in gemütlicher Runde mit Gitarre und Gesang, der mit 2 Gläsern Tuak intus etwas wackelig beginnt, nach ein paar Gläsern mehr sehr schön und harmonisch wird um dann nach ca. 5 Gläsern sehr laut zu werden und irgendwann recht abrupt zu enden.

Die Westseite von Samosir war ursprünglich über eine schmale Landbrücke mit dem Festland verbunden, die Holländer haben dort jedoch einen Kanal gezogen, wohl um mit ihren Schiffen überall hin zu kommen – hier gibt es einige heiße Quellen und an manchen Stellen hängt der unangenehme Schwefelgeruch in der Luft.

Es fängt schon an zu dämmern, als wir gerade mal an dem nördlichen Zipfel der Insel ankommen und wegen dem Lichtproblem versucht Kev nun so schnell wie möglich zurück zu kommen und hängt sich an einen Krankenwagen, der recht zügig unterwegs ist, doch dann müssen wir wieder anhalten, denn es gibt einen unglaublich spektakulären Sonnenuntergang zu knipsen, danach ist es allerdings innerhalb kurzer Zeit stockdunkel  was das navigieren um die tiefen Schlaglöcher herum nicht einfach macht und wir sind froh, als wir endlich wieder in unserer Herberge sind.

Am nächsten Tag habe ich irgendwie so gar keine Lust, um etwas zu unternehmen und so beschließen Kev Bernie und Dave kurzerhand, dass sie zu Dritt noch einmal eine Runde um die Insel drehen wollen und ich habe zum ersten Mal, seit wir unterwegs sind einen Tag ganz für mich alleine. Ich nutze ihn, um ein wenig zu schreiben, aber auch um einfach nur einmal etwas Ruhe zu tanken. Die Männer sind ebenfalls ganz begeistert von ihrem Tag, als sie zurückkommen und Bernie überlegt sogar, sich ebenfalls ein Gespann zuzulegen.

Am nächsten Tag wollen wir weiterziehen, wir haben uns aber noch einmal zum  Frühstück mit Dave und Bernie verabredet und wie immer verlieren wir uns in Geschichten – die beiden sind voll davon. Dave hat in seinem Leben schon mehr gemacht, als seine Lebensjahre eigentlich zulassen und Bernie war Toningenieur für Film und Konzerte bis er Tinnitus bekam, der ihn dazu zwang, seinen Beruf aufzugeben und er hat in seiner Laufbahn viele bekannte und berühmte Menschen kennengelernt und dementsprechend viel zu erzählen … na ja und wir Beiden sind ja auch nicht unbedingt die Schweigsamsten und so kommt es, dass wir recht spät in Tuk Tuk losfahren und dann müssen wir auch noch wegen der schönen Aussichten überall anhalten– natürlich sind wir dann auch immer gleich von neugierigen Einheimischen umzingelt, die Bilder machen wollen und neugierig sind, was alles aufhält und so kommen wir nicht so weit, wie wir es eigentlich vorhatten. Wir sind jetzt schon 2 Wochen auf Sumatra und haben noch nicht einmal die Hälfte der Insel durchfahren. Wenn wir innerhalb unseres Visums von 60 Tagen in Osttimor sein wollen und dabei noch alles sehen, was wir uns vorgenommen haben ( Vulkane , Commodo-Warane, Mantas etc.) und dann noch in Betracht  ziehen, dass auf manchen Inseln nur zweimal die Woche eine Fähre geht, dann müssen wir uns schon etwas sputen.

Im Hotel haben sie das wohl gerochen, morgens um 7 geht einer von Zimmer zu Zimmer und klopft alle aus dem Bett – na das ist mir auch noch nicht untergekommen…Aber schlimm ist es nicht weiter. Bis zu unserem nächsten Etappenziel sind es noch 500 Km – wer weis, vielleicht schaffen wir es ja. Jedenfalls sind wir heute mal schnell unterwegs.

Die Landschaft ist auf jeden Fall weiterhin sehr schön mit viel Regenwald und dank der Höhenlage ist es trotz Äquatornähe hier angenehm kühl (na ja – wie im deutschen Sommer, aber eben nicht heiß und stickig). Viele winken und hupen uns und strecken die Daumen hoch, wenn wir vorbeifahren.

Wir machen recht gute Strecke, obwohl die Straßenverhältnisse manchmal wirklich schlimm sind.  Ab und an mal ein Erfrischungs- oder Zigarettenstop, ansonsten sind wir aber nur unterwegs. Was aufhält sind die qualmenden LKW und die klapperigen kleinen Busse, die auf den kurvigen bergauf, bergab Strecken schwer zu überholen sind. Da hier links gefahren wird, sieht Kev natürlich auch nicht, wann er vorbeifahren kann und so muss ich immer mit aufpassen und ihm sagen, wenn die Luft rein ist. Unser Navigationsprogramm ist hier in Indonesien relativ nutzlos, denn manche der Straßen sind so klein, dass sie nur bei viel ranzoomen auftauchen und so muss ich immer wieder korrigieren und selbst einen Weg finden außerdem weigert sich das blöde Programm standhaft diese kleinen Straßen als solche zu akzeptieren und erzählt mir ständig, es sein keine Route vorhanden und dann schaltet es den Positionspfeil einfach aus…… es ist zum Mäuse melken.

Kurz nach Mittag halten wir an einem schönen Aussichtspunkt über Regenwald bedeckte Berge, da treffen wir ein Paar aus Magdeburg. Die Beiden sind schon 15 Monate unterwegs und mit dem Fahrrad von Deutschland bis hierher gefahren – mein Gott, dass kann man sich fast nicht vorstellen. Sie erzählen, dass sie unsere Liza in Georgetown schon gesehen haben, aber wir waren wohl in der Stadt unterwegs. Sie wollen auch nach Australien (und dort ein wenig die Reisekasse aufbessern – ich bin mal wieder neidisch, dass wir zu alt für ein Arbeitsvisum sind) – wir tauschen email Kontakte und hoffen, uns mal wieder über den Weg zu fahren – man wies ja nie.

Im Moment müssen wir allerdings alle zusehen, dass wir weiterkommen – damit wir abends bevor es dunkel wird jeweils eine Unterkunft finden – das ist hier nicht ganz so leicht und man muss schon eine etwas größere Stadt suchen – in den kleineren Orten sind nur Holzhäuser und Palmhütten (mit Satelitenschüsseln, aber sonst nichts).

Und so fahren wir alle weiter und irgendwann taucht auch Bukittinggi endlich hin und wieder auf Straßenschildern auf.

Einmal werden wir von einer Polizeikontrolle angehalten und ich denke schon – na klasse, was werden die uns jetzt anhängen …. Aber die wollen nur Fotos machen. Wir posieren mal wieder – das haben wir ja schon gut geübt bisher.

Um 5 Kommen wir in einer Stadt an und da es bis zu unserem Ziel noch um die 200 km sind, von denen wir nicht wissen, wie die Strecke ist und ob unterwegs noch einmal ein größerer Ort kommt beschließen wir, für heute Feierabend zu machen. Es gibt nur ein Hotel hier und das kostet 17 € die Nacht – aber was sollen wir tun, es ist das Beste zu bleiben – wir haben ja heute ansonsten schwer billig gelebt – 2 Euro für eine Ananas und Kaffee war alles, was wir uns geleistet haben – dafür gibt es ein Zimmer mit richtiger Dusche und sogar einen Fernseher – die Hoffnung, dass wir auch einmal Fußball schauen können wird aber schnell zunichte gemacht – dafür braucht man angeblich einen moderneren Empfänger – na macht nichts, dann sind wir morgen wenigstens früh wach und schaffen unser Pensum.

Wer früh schlafen geht, ist auch früh wach – um halb 10 haben wir gefrühstückt, gepackt und wollen losfahren, da kommt eine Angestellte des Hotels angelaufen und fragt, ob sie mal im Beiwagen sitzen darf. Ich packe die Rucksäcke wieder aus, mache ihr Platz und als sie sitzt, möchte sie wenigstens noch eine Runde ums Karee gefahren werden – was tut man nicht alles für die Völkerverständigung. Sie ist dann auch entsprechend begeistert und meint, das sei ja sehr bequem – na ja, wenn man sich die hiesigen Beiwagentaxis anschaut ist dieses Urteil nicht weiter verwunderlich.

Wir haben noch ca 150 Km bis zum Äquator und dann noch mal 50 bis Bukittinggi – unserem Etappenziel und bei den hiesigen Straßenverhältnissen weis man nie so recht, wie lange das wohl dauern mag und außerdem müssen wir ja auch immer wieder anhalten, weil wir Fotos machen müssen und dann sind wir immer gleich von neugierigen Einheimischen umzingelt und haben immer wieder die gleichen Fragen zu beantworten: Wir sind aus Deutschland – ja – die Fußballer sind gut – das Motorrad ist eine BMW – nein, die kann man so nicht kaufen, in den Tank passen 45 Liter und in den Zusatztank noch mal 30, ja wir sind wirklich den ganzen Weg gefahren ……. Anschließend müssen wir für gewöhnlich mit hochgestrecktem Daumen für jeden einzeln und dann noch mal mit allen zusammen für Fotos posieren. Manchmal wird es einem ein wenig über, aber nur manchmal. Die Menschen sind überall so nett und freuen sich, dass man gar nicht anders kann, als ihnen eine kleine Freude zu machen.

Zum Glück haben wir die Regenzeit mit Malaysia hinter uns gelassen und auch wenn manchmal doch Wolken aufziehen , es regnet eher selten. Die Straße ist heute überwiegend gut und es gibt nur hin und wieder im Gebirge etwas Stau, wenn 2 LKW aneinander vorbei müssen – da kommen wir relativ gut voran.

 Wir sind schon ganz aufgeregt, denn heute werden wir zum ersten Mal den Äquator überqueren. Wir haben Angst, ihn zu verpassen und so prüfe ich immer wieder auf dem Navigationsprogramm, wie weit es noch ist – dieses Foto muss ja wohl sein ….. es gab einige, die uns eher zugetraut hätten, dass wir nach 3 Wochen mit dem ADAC per Huckepack wieder zurückkommen und so sind wir mächtig stolz, es doch bis hierher geschafft zu haben.

Immer wieder müssen wir daran denken, dass wir Heute vor einem Jahr unsere große Abschiedsfeier hatten und es kommt uns irgendwie recht unwirklich vor. Auf der einen Seite ist die Zeit wie im Flug vergangen und wir können es kaum fassen. Auf der anderen Seite ist der ganze riesige Abreisestress so unendlich weit entfernt, als hätte er nie stattgefunden und wir haben in diesem letzten Jahr soviel erlebt, wie manch anderer in 10 Jahren.

Wir genießen die Aussichten überall – es ist schwer grün und jede Menge richtiger dichter Regenwald um uns herum. In der Ferne immer wieder wolkenverhangene Vulkangipfel (die meisten allerdings nicht aktiv) und überall winkende Menschen und laute Hello’s.

Dann sind wir endlich am Äquator und es stellt sich heraus, dass wir uns keine Sorgen hätten machen müssen, ihn zu verpassen, denn dazu müsste man schon blind sein. Zur Feier des Tages leisten wir uns sogar ein T-shirt mit dem Aufdruck: Equator and the world – wie passend!

Der T-shirt Verkäufer macht dann auch die Fotos für uns und dann sputen wir uns, um früh genug in Bukittingi zu sein, damit wir im Hellen ein Hotel suchen können.

Als wir dort ankommen boxt hier scheinbar der Obermuezzin, denn die Stadt ist völlig verstopft – es ist irgendein Festtag, aber welcher ist nicht herauszufinden. Die günstigen Unterkünfte sind alle proppenvoll und nachdem wir uns einmal hin und wieder zurück gestaut haben finden wir ein Zimmer, aber es ist 4 Stockwerke hoch unterm Dach und hat noch nicht mal einen Ventilator – was solls, wenigstens liegt die Stadt auf 900 Metern Höhe und ist nicht ganz so heiß wie die meisten Orte in den letzten 4 Monaten – da werden wir das auch überleben.

Noch schnell den Dieselruß aus dem Gesicht waschen und dann nehmen wir die Stadt auf die Hörner und suchen uns ein Abendbrot und zur Feier des Tages auch ein Bier (was hier wegen der vielen Muslime nicht ganz so einfach ist). Wir stellen fest, dass viele Indonesier auf einem Haufen schwer laut sind und sind froh, dass die kleine Kneipe, die wir finden leer ist und die Einheimischen alle den Ort des sündigen Alkohols meiden.

Nach 2 Bieren sind wir dann auch völlig ausgenudelt und reif für die Koje.

Den nächsten Tag versuchen wir auf den Marapi zu gelangen, er ist der aktivste Vulkan Sumatras (nicht zu verwechseln mit dem Merapi – der ist einer der aktivsten in ganz Indonesien und auf Java), wir finden jedoch keine Zufahrt und geben nach einigen Anläufen auf. Dafür gelingt es uns allerdings, den ehemaligen Königspalast zu finden – schon beeindruckend.

In Bukitinggi hält es uns nur 2 nächte – wir müssen weiter und heute sind wir denn auch genau ein Jahr unterwegs und so einiges erinnert uns dann auch an  letztes Jahr – den Tag vor der großen Reise haben wir mehr oder  weniger geruht und dann sind wir auf die Autobahn – in einem Rutsch nach Dresden … auch heute wollen wir Kilometer machen, aber morgens werden wir von einem  Muezzin geweckt anstatt von Glocken, wir müssen weniger einpacken, keiner begleitet uns, es gibt Palmen und Vulkane anstatt mischwaldbedeckter Hügel, auf dem Navi steht S anstatt N und obwohl hier jeder dem  Teufel ein Ohr abfährt können die Straßen nicht annähernd an eine Autobahn erinnern.

Wir stauen uns aus der Stadt und nachdem ich ein wenig mit dem Navi gekämpft habe findet es tatsächlich eine Route für uns und dann wird auch der Verkehr ruhiger und so kann ich  mich  nun ein  wenig zurücklehnen, entspannen und die Gedanken wandern lassen: Es scheint als ob wir Gestern erst zu  Hause weggefahren wären – das letzte Jahr ist nur so vorbeigeflogen aber gleichzeitig ist der ganze Stress und Trubel den wir in den Wochen vor der Reise hatten (Mutters Geburtstag, die Abschiedsfeier, der ganze Papierkram und die chaotisch hektische Packerei sind nun so weit weg und werden überlagert von all diesen wunderbaren und exotischen neuen Erfahrungen,  die wir  seitdem machen durften und wir fühlen uns unendlich weit von allem  entfernt, dass es schwerfällt sich daran  zu erinnern, das es so etwas wie  ein „normales“ Leben gibt ….

Anfänglich geht unsere Fahrt noch durch eine wirklich schöne Landschaft, mit Vulkanen, einem See mit richtig schönen traditionellen Häusern gesäumt und richtigem Dschungel. Wir haben  uns schon recht gut  an den hiesigen Fahrstil angepasst – Kev überholt rechts, links, im  Slalom und wo es gerade am Besten passt und kommen damit gut durch. Ich hänge neben aus dem Beiwagen und signalisiere Kevin wann und wie  er überholen muss z.B.:  „JETZT!!“ und „SCHNELL“ –  oder Ne Ne , Moment …. Nach dem weißen Auto …. Jede Menge Platz.

Da es morgens im Hotel Frühstück  gab können wir jetzt fahren, fahren, fahren. Wir machen nur ein paar Zigarettenpausen und einen Tankstopp – 22,5 l für weniger als 10€ das fühlt sich guut an.

Nach einer Weile ändert sich die Landschaft so langsam und wird eher langweilig. Nur noch  Palmöl und Kautschukplantagen und heute winken uns auch nicht mehr so viele Leute aber sobald wir anhalten sind sie dann doch da und wollen Bilder mit uns machen (manchmal finde ich das ein wenig ermüdend, immer lächeln und Daumen hoch … aber es ist auch nett und warum sollte man den Menschen nicht diesen kleinen Gefallen tun?)

Nach 7 Stunden Fahrt haben wir 270 km geschafft – das klingt zwar nicht nach viel, ist es hier aber und so gegen 5 fangen wir an, uns nach einer Pension umzuschauen aber wir sind nun in einer recht trostlosen Gegend. Selbst als wir in eine etwas größere Stadt kommen können wir keine Unterkunft sehen und wir haben  eigentlich für heute wirklich genug. Wir sehen Beide aus wie Schornsteinfeger und jetzt haben wir auch einen Mordshunger.

Endlich finden wir ein funkelnagelneues Hotel und es ist auch noch richtig teuer (17,-€) aber wir wissen nicht, ob und wenn ja wo wir noch eine  Unterkunft finden werden, also bleiben wir hier.

Nach einer schnellen Dusche suchen und finden wir ein kleines Restaurant genau gegenüber und bestellen so ziemlich alles,  was im Angebot ist – schade, dass wir heute nicht mit einem  kalten Bier den besonderen Tag feiern können aber die Gegend ist nicht touristisch und streng Moslem – na da sparen wir aber wenigstens ein wenig. Anschließend müssen wir dann mal wieder mit der ganzen Nachbarschaft für Fotos posieren und irgendwann gähne ich dann sehr theatralisch damit wir uns endlich zurückziehen können, wir müssen allerdings versprechen, am Morgen vor der Abfahrt noch mal mit dem Motorrad für mehr Bilder vorbeizukommen.

Eigentlich hatte ich am Abend meine Hosen reparieren wollen – statt dessen kämpfe ich ewig lange mit dem Ladekabel für den Computer, das immer nur dann funktioniert,  wenn es sich danach fühlt und genau eine Sekunde bevor ich so richtig sauer werde und den Vorschlaghammer hole beschließt es dann doch etwas zu tun ….. ich hoffe bloß, dass alles Wichtige noch bis Australien durchhält, wo es einfacher wird, Ersatz zu  beschaffen. Ach ja – nach einem Jahr Gerüttel ist alles nicht mehr so fit, wie es mal war

 

Der Rest von Sumatra ist nicht sonderlich schön, aber wir treffen immer wieder extreme nette Menschen, die uns zum Essen oder übernachten oder sonst was einladen.

Nach 23 Tagen haben wir die größte der  indonesischen Inseln endlich durchfahren (Borneo zählt nicht – das ist zum Teil Malaysia) und stehen vor der Fähre nach Java.

Was wird uns wohl hier erwarten? Wir haben keine Ahnung, ob sich die Inseln hier ähneln, oder ob wir etwas völlig Neues finden werden, eines ist sicher – auch hier wird’s gewiss recht abenteuerlich werden – Chaosteam on Tour!