Java: Ramadan, Vulkane und jede Menge Pleiten, Pech und Pannen

27.06. – 07.08.2014

 

Laut Wikipedia ist Java eine der vier größten indonesischen Inseln und die am stärksten besiedelte Insel der Welt. Stand in 2006 war 1000 Bewohner pro qkm! Hier gibt es 38 der insgesamt 130 indonesischen Vulkane – der Rest verteilt sich auf den anderen 17508 Inseln, wobei die aktivsten Vulkane fast alle hier anzutreffen sind. Immer wieder wird Java von Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Tsunamis bedroht, aber trotzdem lebt hier die Hälfte der Gesamtbevölkerung. Die Hauptstadt Jakarta sowie Bandung und Surabaya – also 3 der 4 wichtigsten Städte des Inselstaates befinden sich hier, 91% der Bevölkerung ist muslimischen Glaubens und wir kommen pünktlich zu Ramadan an.

Schon auf der Fähre deutet sich an, was von nun an unser ständiger Begleiter sein wird, wir stehen im ersten Stau. Im Hafenbecken eine Perlenkette von Schiffen, die alle darauf warten, dass endlich ein Pier zum Anlegen frei wird.

Wir haben eine Einladung von Lutson bekommen, er ist Student, begeistertes Mitglied der großen Weltbikerfamilie und lebt in Tengerang, eine der großen Vorstädte Jakartas, mit denen die Hauptstadt so langsam zusammenwächst. Das Verkehrsgewusel, dass wir schon auf Sumatra hassen gelernt haben bekommt hier eine ganz eigene neue Dimension und wir wühlen uns langsam Landeinwärts und schaffen ganze 30 km vor dem Sonnenuntergang und somit wird klar,  die anderen 100 km bis zu Lutson schaffen wir heute nicht mehr und Lust dazu haben wir auch keine mehr. Wir suchen eine Bleibe, aber wie üblich ist mein Navi nutzlos – es ist unfassbar, dass die Stadt in der wir uns gerade durch das riesige Chaos wühlen laut meinem Computer aus nur einer einzigen Straße zu bestehen scheint. Hotels gibt’s hier auch keine – wenn man denn alles glaubt, was das doofe Gerät so behauptet. Da wir uns freiwillig von der Hauptdurchfahrtsstraße nicht wegbewegen wollen, aus Angst hinterher nicht zurückzufinden sehen wir natürlich auch kein Hotel und irgendwann hält ein junger Mann auf einem Roller neben uns und fragt, ob er helfen kann. Er weis natürlich, wo ein Hotel ist und führt uns auch dorthin, aber schon von außen wird klar, dies ist nicht unsere Preisklasse. Ich bringe es kaum übers Herz, es ihm zu sagen, aber 500000 Rupien können und wollen wir uns nicht leisten. Er beratschlagt sich mit einem Passanten und bringt uns dann zum nächsten Hotel – das kostet 300000 und ist eigentlich auch nicht in unserem  Budget, aber nun trauen wir uns nicht mehr, ihn wieder zu enttäuschen und bleiben halt. Bei 20 € für die Übernachtung ist dann halt nur noch ein einfaches Nasi Goreng für 1 € pro Nase an einem Straßenstand als Abendessen möglich – im Hotel gab es ja Wasser…..

Am nächsten Morgen stauen wir uns dann zu Lutson, den wir wider Erwarten recht schnell und einfach finden – ein Hoch auf die moderne Kommunikation!

 2 Nächte verbringen wir in Tengerang. Die Zeit mit Lutson und seinen Freunden ist super wenn auch kurz und er kümmert sich echt rührend um uns und unser Moped. Wir müssen uns nämlich hinten neue Stoßdämpfer einbauen lassen, einer ist völlig fertig und hat einiges an Öl verloren und der Andere hat dermaßen Wucht auf seine Halteschraube ausgeübt, dass sie verbogen ist. Natürlich gibt’s hier keine Bilstein und wir müssen Standard Dämpfer von einer Suzuki nehmen – die werden unter dem Gewicht sicher relativ schnell in die Knie gehen aber fürs Erste können wir weiter und ich habe auch schon herausgefunden, das Bilstein in Australien vertreten ist und unsere ganzen Stoßdämpfer überholen kann (ich wage gar nicht, mir vorzustellen, was das kosten wird). Lutson überlässt uns seine  Studentenbude – ein Zimmer in einem Wohnheim und übernachtet bei einem Freund, außerdem lassen er und seine Freunde nicht zu, dass wir hier irgendwas bezahlen – ein Glück, dass die Straßenstände nicht so teuer sind, sonst hätte ich echt ein Problem. Na ja – wir nutzen die Möglichkeiten hier in der großen Stadt, um noch ein paar andere Besorgungen zu machen und dann rennen wir von einem Kaufhaus zum anderen, um noch eine Hose für mich zu finden – aber das ist dann doch vertane Zeit – so was großes, schweres wie mich gibt’s hier nicht so oft und die einzige Alternative wäre so ein muslimisches Gewandt – da stopfe ich dann doch lieber meine alten Hosen … noch mal.

Die beiden Nächte hier sind was mich anbelangt ebenfalls für die Katz – in der Ersten haben mich die Mücken trotz Spray völlig zerstochen und dann hat der Muezzin wegen Ramadan die halbe Nacht gejammert (sorry – aber Singen konnte man das echt nicht nennen) und in der Zweiten habe ich dann Hustenanfälle, weil wir das Zimmer mit Mückenspray eingedeckt haben, das auch ich nicht vertragen konnte…. plus der Muezzin….

Lutson will uns noch aus der Stadt und auf den richtigen Weg führen und hat sich für halb zehn morgens angekündigt und nachdem ich mal wieder erst nach 5 richtig eingeschlafen bin habe ich Probleme, wach zu  werden. Zum Glück haben wir schon am  Abend das Meiste gepackt, ich kämpfe mal wieder mit dem langsamen Internet während Kev uns einen Kaffee kocht und muss mich um ein paar Probleme zu Hause kümmern. Es dauert ewig bis ich endlich eine Email absenden kann – der Firefox stürzt ständig ab, weil das Netz zu langsam ist und dann muss ich den Computer immer erst  neustarten, damit wieder alles klappt. Lutson ist mittlerweile schon da und hat auch eine Freundin mitgebracht, die wir in den letzten beiden Tagen getroffen haben und die uns nun auch Lebewohl sagen will - alle warten, dass wir endlich loskönnen und ich fühle mich schon jetzt leicht gestresst. Er muss nachdem er uns aus dem Stadtgewühl geführt hat  anschließend wieder zur Uni. Am Ende klappt es dann und wir fahren los, aber weils so lange gedauert hat erst mal zur Uni, um eine Arbeit rechtzeitig abgeben zu können.

Während wir hier auf Lutson warten versuche ich unser Navigationsprogramm dazu zu bringen, einen Weg nach Bandung, unserem Ziel für heute, zu finden aber wir befinden uns in einem sehr neuen Stadtteil und die Straßen existieren für unser Navi hier erst recht nicht – in den letzten Wochen habe ich uns ja mehr nach dem Sonnenstand  als sonst was navigiert.

Da ist Indonesien eins der beiden muslimischen Länder, die wir besuchen auf unserer Reise und dann ist auch noch Ramadan … Das Fasten am Tag wird hier sehr streng genommen und noch nicht einmal Wasser darf getrunken werden – die haarsträubende Fahrweise scheint sich dadurch auf keinen Fall zu verbessern.

Als wir endlich aus der Stadt sind verabschieden sich Lutson und Dian, wir machen noch ein paar Abschiedsfotos und dann müssen wir allein weiter.

Der Zustand der Straßen ändert sich auf einen Schlag von super gut auf absolut bescheiden. Die vielen Löcher sind mit dicken Steinen gefüllt und der dichte Verkehr fächert sich in allen Richtungen darum herum – überholen ist so gut wie unmöglich, es macht eh wenig Sinn, denn ein Fahrzeug klebt am nächsten  und wenn sich der Verkehr mal nicht wegen der Löcher staut, dann wegen irgendeinem Markt am Straßenrand.  In der nächsten größeren Stadt verfahren wir uns dann auch gleich, denn es gibt jede Menge Umleitungen und wenig Schilder. Als wir endlich auf dem richtigen Weg sind finden wir eine kleine Seitenstrecke, die in Richtung unseres Tagesziels geht. Der Weg erinnert mich an einige Pässe, die wir im Lake Distrikt gefahren sind nur noch schmaler und steiler, aber dafür wenigstens Stau frei. Die Landschaft wird etwas reizvoller, aber am Ende der Alternativroute müssen wir uns wieder in den  zähen Verkehrsfluss einreihen und es gibt keine Möglichkeit, mal für ein paar schöne Fotos anzuhalten,

Es ist schon dunkel, als wir endlich in Bandung ankommen – unnötig zu erwähnen, dass der Verkehr hier noch einen draufsetzt … und plötzlich fängt der Motor an zu mucken und spucken. Er scheint auf einem Zylinder nicht zu feuern und droht dauernd auszugehen. Mein Navi zeigt ein Guesthouse an, aber als wir es endlich finden ist es keines mehr und so müssen wir uns wieder auf die Suche begeben und enden dann doch in einem Hotel – die billigsten Zimmer sind natürlich voll. Ich versuche zu erklären, das wir nicht wissen, ob wir ein oder 2 Nächte bleiben, denn das hängt davon ab, was dem Motorrad fehlt, komme aber damit nicht weit – also bezahle ich für eine Nacht und kläre den Rest eben Morgen. Man bringt uns einen Kaffee ins Zimmer, wo ich mit der Klimaanlage kämpfe, sie aber nicht anbekomme. Nachdem der nette Hotelangestellte mit mir geklärt hat, ob wir breakfast good morning oder good night (?!?) haben möchten verschwindet er mit der Fernbedienung fürs AC, kommt mit einer anderen zurück, fummelt am Gerät herum, verschwindet dann mit beiden Fernbedienungen und dem Kommentar: Moment!, kommt aber nicht mehr zurück. Tja, was solls – gehen wir halt ohne ins Bett – vorher suchen wir uns noch was zum Abendbrot – Mie Goreng Ayam an einem Straßenstand ein Bier suchen wir allerdings vergebens, ist wohl wieder zu muslimisch hier und zu allem dröhnen Gebete aus der Moschee.

 

Obwohl der Hotelangestellt eifrig genickt hat, als ich ihm 8.30 Uhr als Frühstückszeit aufgeschrieben habe klopft es schon morgens um 6 an der Tür – Kevin holt den gebratenen Reis mit Ei rein und stellt ihn auf die Seite, wir wollen endlich mal ausschlafen.

Um 9 stehen wir dann freiwillig auf, verzehren unser kaltes Frühstück und dann machen wir uns daran, unsere Gummikuh zu untersuchen …. Der Fehler ist recht schnell gefunden, es hat die Luftschläuche an einem Vergaser abvibriert, er hängt sozusagen nur noch an einem seidenen Faden. Nachdem alles wieder festgeschraubt ist will Kev starten um zu sehen, ob es das schon war, da versagt die Batterie. Wir sind gestern den ganzen Tag mit Licht gefahren, weil Lutson gemeint hat, wir bekämen sonst Probleme mit der Polizei, aber nicht daran gedacht, das seit China die Lichtmaschine einen weg hat und nicht mehr genug Strom für solche Sperenzchen produziert. Dies bedeutet nun, dass wir auf jeden Fall noch eine Nacht hierbleiben. Ich bezahle das Zimmer und mache mich dann daran, endlich den Thailandblog fertig zu schreiben und Kev bringt die Batterie zum Laden und macht sich dann daran, unsere Küchenbox auszuräumen – der Wasserkanister hat ein paar Löcher hinein vibriert und nun läuft sie bei Regen immer voll. Wir holen die Box also in unser Zimmer und er wäscht sie dann aus, anschließend werden die Löcher mit Kaltmetallmasse zugeschmiert und ein Gummistreifen darüber geklebt – mal schauen, ob das nun hilft.

Mit voller Batterie spring Liza dann an und läuft wie am ersten Tag – super. Ich schaffe es, den Blog für Thailand auf deutsch fertig zu schreiben und Kämpfe dann mit dem Internet, um mit Google Translate die Rohfassung der englischen Version zu bekommen, aber das dauert ewig – nicht nur der Verkehr fließt hier langsamer als in jedem anderen bereisten Land, auch der Informationsfluss in die Cyberwelt ist extrem langsam .

Mir fällt ein, dass Kerry aus Tasmanien angeregt hat, doch in den Blog zu schreiben von wann bis wann wir in den einzelnen Ländern waren und so bitte ich Kev, mir doch einen Reisepass zu geben, damit ich das nachtragen kann … er sucht und sucht und kann meinen Pass nicht finden. Wir stellen gemeinsam unser ganzes Gepäck auf den Kopf aber er bleibt verschwunden. Nach einigem angestrengten Überlegen fällt uns ein, wo wir ihn das letzte Mal gebraucht haben – vor 4 Tagen zum einchecken ins Hotel. Zum ersten Mal bin ich froh, dass ich jeden Tag über unsere Ausgaben Buch führe und dabei eintrage, wo wir waren und wie das Hotel hieß, denn Herr Google kann mir tatsächlich eine Telefonnummer liefern. Ich rufe an und als ich meinen Namen nenne fällt mir der nette Mann gleich ins Wort und erklärt, dass mein Pass bei ihnen an der Rezeption liegt. Welch eine Erleichterung, auch wenn wir nun Morgen anstatt in Richtung Osten die ganze Strecke wieder zurückfahren müssen. Wie gut, dass  Liza gemuckt hat, sonst wäre uns dies noch lange nicht aufgefallen.

Wenn wir Morgen also unser Frühstück wieder um 6 bekommen dann können wir schon früh auf der Piste sein (wir haben keinen Wecker) – vielleicht schaffen wir es ja.

Also packen wir schon mal was geht wieder aufs Moped und die Taschen sind auch schon abreisebereit im Zimmer und gehen früh ins Bett – so ist der Plan. Aber ich verzettele mich mit Bilder für die Webseite sortieren und Kev findet Fußball im Fernsehen (kommt hier immer ab 23 Uhr) und so wird das auch nix.

Morgens werde ich um 8 Uhr wach – keiner hat ein Frühstück gebracht. Na toll! Wir beladen das Motorrad, ich gebe den Schlüssel ab und frage dann vorsichtig, ob wir heute kein Frühstück bekommen.  „Oh – You want breakfast?“ – Na klar, wenns schon dazugehört?!

Das Ende vom Lied, wir bekommen unser Frühstück, sind aber erst um halb Zehn unterwegs und wieder überall Stau – ich werd hier noch wahnsinnig. Mein Navi spinnt, immer wieder geht das GPS flöten und wir wissen nicht mehr, wo wir sind – auf den Verkehrsschildern sind andere Orte gekennzeichnet, als ich auf der Karte und dem Navi finden kann, dann stauen wir uns wieder durch jeden Ort und zwischendrin dann noch mal für Unzeiten, weil ein LKW der seine Ladung nicht gesichert hat ( ein Sattelschlepper voll mit Zementsäcken!) in einer Kurve umgekippt ist und die ganze Ladung verloren hat. Eigentlich fahren wir zumindest teilweise durch eine recht schöne Gebirgslandschaft, aber davon ist nichts zu sehen, denn überall wird mal wieder alles Mögliche verbrannt und das zusätzlich zu dem eh schon schlimmen Verkehrssmog reduziert die Sicht  gewaltig – na ja – Bilder hab ich ja schon vor 2 Tagen gemacht – da wars besser.

Als es dunkel wird sind wir noch lange nicht am Ziel, aber völlig fertig. Wir haben (abgesehen vom erzwungenen Halten) einen Tankstopp, eine kurze Pinkelpause und zwei Trink/Rauchstopps gemacht.

Wir sind schwarz vom Dieselruß, hungrig und müde – das erstbeste Hotel ist unseres.  Das Zimmer kostet das Gleiche, wie letzte Nacht, ist aber voller Mücken, ziemlich schmutzig und das Bad hat ein Kaltwasserbecken mit Plastikschüssel als Dusche – ok, wir nehmens.

Wir schmeißen uns etwas Wasser ins Gesicht, zünden eine Mückenspirale an und suchen dann erst mal was zum Essen, das gibt’s zum Glück gleich Gegenüber, dann  sind wir für den kalten Schutt bereit – unglaublich, was für eine schwarze Brühe von uns läuft. Danach mache ich mich widerwillig daran, die Löcher in meiner Patchworkhose zu stopfen – jedes Mal, wenn ich denke, ich hätte alle zugenäht finde ich noch eins – ich hasse Nähen! Kevin nennt die Hose schon meine Golfhose ( ein Golfplatz hat 18 Löcher)

Nachdem wir von Bandung aus ca 300 km wieder zurückfahren müssen, kommen wir auf die Schnapsidee,  dass wir auch an der Küste entlang fahren könnten – dann sehen wir wenigsten was Neues und stecken hoffentlich nicht schon wieder in diesem grausamen Verkehr fest – so jedenfalls stellen wir uns das vor. Das Hotel, in dem wir den Pass abholen liegt wie es das Glück will direkt an der Straße, die aus der Stadt und in die richtige Richtung führt und so finden wir unseren Weg recht schnell und das, obwohl mein Navi das Übliche tut und fast alle Straßen außer den 3 Autobahnen und einigen wenigen Hauptstrecken als nichtexistent ignoriert. Das bedeutet, dass ich beim Navigieren immer wieder kreativ werden muss, manchmal kann ich das Navi austricksen, manchmal benutze ich es wie eine Landkarte und hin und wieder rate ich einfach, indem ich mir den wandernden GPS Pfeil anschaue irgendeine Straße aussuche und dann prüfe, ob der Pfeil sich noch immer in die gewünschte Richtung bewegt. Immer wieder fragt Kev, in welche Stadt wir denn wollen, aber das weis ich eben nicht, denn laut Navi gibt es hier keine Städte oder es tauchen Ortsnamen auf, die auf keinem Straßenschild stehen ….

Man hat uns gewarnt, dass die Strecke schlecht sei (das sind wir gewohnt) wir müssen nun allerdings feststellen, dass schlecht für diese Straße die Untertreibung des Jahrhunderts ist und sie eigentlich eher aus Löchern mit Teerumrahmung besteht. Manchmal wurde versucht, die Löcher mit Steinen auszufüllen und nun muss ich mir nicht nur um die neuen Stoßdämpfer Sorgen machen, sondern auch noch darum, ob unsere Reifen das aushalten, denn die Steine wurden hochkant in die Löcher gepackt und nun stehen die scharfen Enden hoch – manchmal denke ich, wir wären schneller zu Fuß und dann muss man ja auch noch immer hinten und vorne und an der Seite aufpassen, denn der Verkehr fächert sich in alle Richtungen um die Löcher und Huckel und die kleinen Roller nutzen alle entstehenden Lücken zum Überholen – einmal fährt Kev fast einen Rollerfahrer um, denn der brettert gerade durch ein Loch , dem wir ausweichen wollen – wir streifen sein Bein, aber er grinst nur und fährt weiter. Puh, Glück gehabt.

Wir kommen gegen Abend in eine kleine Stadt und da wir nicht genau wissen, wie es weitergeht, es tatsächlich 2 Hotels hier gibt, was besser ist, als im Dunkeln ein Zelt aufzubauen, beschließen wir, uns die günstigere der beiden Herbergen für eine Übernachtung auszusuchen. Wir waschen uns den Ruß mit dem die uns altersschwachen Busse und LKWs eingedeckt haben aus dem Gesicht und ziehen los auf der Suche nach etwas Essbarem. Hier spricht niemand Englisch und so versuchen wir uns mit Händen und Füssen verständlich zu machen, decken uns mit allerlei interessanten Nahrungsmitteln ein und dann halte ich mein Notizbuch und einen Stift hin, damit uns der Besitzer der Essbude den Preis aufschreiben kann  anschließend verkrümeln wir uns in unser Zimmer, wo wir ein Picknick veranstalten.  Zu gerne hätte ich heute Abend das Fußballspiel verfolgt, aber es gibt keinen Fernseher im Umkreis mit einen entsprechenden Decoder so einen Luxus gönnt man sich nur, wo es entsprechend viele Touristen gibt – wir sind hier die einzigen Ausländer. Statt Fußball hat hier der Imam auf Dauersendung geschaltet und dröhnt bis nachts um Eins laut seine Predigt und Gebete – die erste Woche von Ramadan ist heute um, was scheinbar entsprechend ausdauernd gewürdigt werden muss. Von Eins bis Drei macht der gute Mann eine Pause (wahrscheinlich braucht er die Zeit, um seine Stimmbänder  zu regenerieren) dann legt er wieder los.

Da es am nächsten Tag streckenmäßig genau so weiter geht wie am Vortag beschließen wir uns von der Idee, am Meer entlang nach Yogyakarta zu fahren zu verabschieden und wieder ins Landesinnere zu fahren – dort stecken wir dann zwar wieder im Stau, aber wenigstens werden wir nicht mehr so durchgeschüttelt. Für eine Weile geht es noch an der Küste entlang, wo der indische Ozean die schönsten Surferwellen an den Strand wirft – auch hier gibt es überall noch Tsunamiruinen und die Gegend scheint recht arm zu sein von den Spendengeldern ist hier wohl nicht so sehr viel hingekommen. Dann finden wir eine Abzweigung in Richtung Surabumi und nun stecken wir für 1 1/2 Tage im Stau – die Passabholaktion hat uns einiges an Nerven und 3 Tage gekostet. Navigationstechnisch habe ich im Moment im Großen und Ganzen Pause und so habe ich Muse, mir das Gewühl anzuschauen wenn wir mal wieder stehen – Kev hat da schon mehr zu tun, denn er muss ja aufpassen, dass er  keinem hinten drauf fährt, versuchen sich hier und da durchzuschlängeln und dabei die Mopedfahrer im Auge behalten, die sich wie schon erwähnt kreuz und quer durch jede Ritze quetschen – da kann man mal sehen, wie anpassungsfähig der Mensch doch ist – er hat mittlerweile schon einen richtigen asiatischen Fahrstil drauf (Schilder und rote Ampeln kann man beachten, muss man aber nicht, Vorfahrt hat, wer schneller ist und durchgezogene weiße Linien bedeuten lediglich, dass irgendwer zu viel Farbe hatte und sie loswerden wollte) – wenn wir zu lange stehen fährt er einfach mit den Rollern rechts oder links an der Schlange vorbei und wenn dann Gegenverkehr kommt, muss halt irgendwer irgendwie Platz machen …. zwischendurch ist immer mal Zeit, mit Leidensgenossen ein Schwätzchen zu halten, manche können sogar ein wenig Englisch. Viele winken uns oder zeigen uns einen hochgestreckten Daumen und immer wieder ruft jemand „Hello Mister“ (auch ich bin meist Mister).  Ich hänge mich immer wieder in den Verkehr und gebe Kevin mit Gesten zu verstehen wann er überholen kann und wann nicht – das klappt mittlerweile ziemlich gut. Abends brüten wir über den Straßenkarten und versuchen die beste Strecke auszutüfteln nachdem wir uns die Rußschmiere abgeduscht haben – die Duschen bestehen in unseren lowbudget Absteigen meist aus einem Eimer oder Kaltwasserbecken mit Plastikschüssel – damit übergießt man sich dann und benutzt sie außerdem zum Klospülen. Zu essen gibt’s meist Reis mit gebratenem Huhn oder gebratenen Reis mit gegrilltem Huhn oder gebratene Nudeln mit … Huhn und dazu Eistee. Oh Mann – manchmal träume ich von Schnitzel mit Pommes oder Bratwurst mit Kartoffelbrei und dazu ein schönes kaltes Bier! Aber Schwein ist hier völlig out und Bier gibt es nur in Ecken, wo viele Touristen sind und davon gibt es auf Java nicht so sehr viele und dann ist es auch recht teuer.

Wir haben beim Karten studieren beschlossen, nicht gleich nach Yogyakarte zu fahren, sondern zuerst einen nördlichen Schlenker  zum Dieng Plateau zu machen – eine Landschaft in Zentraljava, wo sich Vulkane auf den Resten von explodierten Vulkanen aufgetürmt haben. Das Plateau liegt auf über 2000 m – der Name bedeutet übersetzt soviel wie Sitz der Götter und es gibt Reste von 8 Hindutempeln hier, einen Schwefelsee , vulkanische Aktivitäten im Sinne von giftigen Gasausstößen und das Klima ist angenehm kühl, was eine erhebliche Anziehungskraft auf uns ausübt.

Wir schaffen es bis Wonosobo, von wo die Straße steil nach oben führt und suchen uns eine Bleibe für die nächsten 3 Nächte, damit wir Zeit haben, die Gegend von hier aus zu erkunden (ganz oben will Kev nicht schlafen nachdem ich ihm vorgelesen habe, dass  1979 Hundertdreiundvierzig Menschen in einem Dorf an einer Kohlenstoffstickoxydvergiftung starben).

Das Wetter ist leidlich und da wir hier länger bleiben können wir endlich unsere Wäsche abgeben – mittlerweile haben wir so ziemlich alles getragen, was wir besitzen und zwar bis zur absoluten Grenze des geruchsmäßig Erträglichen – außerdem sind die Sachen so voller Dieselruß und Dreck, dass ich eine Handwäsche nicht mehr in Betracht ziehen kann – dass schafft nur noch eine Waschmaschine. Die Tochter des Hauses gibt mir zu verstehen, dass sie sich um die Wäsche kümmern wird und so gebe ich ihr 3 Plastiktüten voll, dann machen wir uns auf Erkundungstour des Dieng Plateaus.

Der Weg führt ziemlich steil nach oben und es ist schon wahnsinnig, wie hier jedes Fleckchen terrassiert und bebaut wird., Die Hänge sämtlicher Vulkane in der Gegend sind voll mit Zwiebeln, Kartoffeln, Möhren, Kohl, Tabak, Tee und und und…. Auf vielen Terassen wird gearbeitet – gewässert, geerntet, angepflanzt und was weis ich sonst noch es ist unglaublich – alles muss zu Fuss hoch und runter transportiert werden – Maschinen haben auf den steilen Hängen keine Chance.

Je weiter wir nach oben kommen, desto kühler wird es und schon bald freue ich mich, dass ich meine Lederhose anhabe – eigentlich war das aus Kleidungsnot geschehen, denn normalerweise ist die Hose für die hiesigen Temperaturen viel zu warm und schon bald ziehen wir uns auch noch die Motorradjacken über.

Unglücklicherweise haben wir für die Gegend keine Landkarte – die, die wir besitzen ist nicht detailiert genug und der Zettel, den wir am Eingang des Parks bekommen haben ist nicht zu verstehen. Es ist reine Glückssache, dass wir die Tempelanlage finden – eigentlich hatten wir in der Seitenstraße nach einer Touristeninformation gesucht. Wir bezahlen unseren Eintritt und schauen uns die wenigen Überreste der Tempel an – viel ist das nicht, aber was soll man auch erwarten: immerhin sind dies die ältesten erhaltenen Hindutempel der Insel und stehen hier auf der windigen Höhe schon seit dem 8. Jahrhundert AD.

Danach gehen bzw. fahren wir auf die Suche nach dem Schwefelsee, den wir ebenfalls eher zufällig finden. Es ist relativ müßig, nach dem Weg zu fragen, denn wir können uns einfach den Namen nicht merken und sprechen die Wörter scheinbar für Einheimische unverständlich aus. Man gibt uns zwar immer recht wortreiche Wegbeschreibungen, aber von denen verstehen wir auch nur die Gesten und dann weis man immer nicht, meint der jetzt die nächste links abbiegen, irgendwann links abbiegen oder es ist auf der linken Seite. Allerdings sind alle hier extrem freundlich und geben sich die größte Mühe mit uns jeder wünscht uns eine gute Reise (perjalan baik) und ermahnt uns zur Vorsicht (hati hati) .

Am Eingang ist eine Karte der beiden Seen mit einer Wegbeschreibung – sogar mit englischer Übersetzung und so folgen wir dem Weg um den Schwefelsee mit der Absicht, zum Aussichtsplatz hochzuklettern – das Problem ist bloß, das die wenigen Schilder unterwegs nur auf indonesisch sind und für uns ein Buch mit sieben Siegeln. Immer wieder treffen wir Einheimische auf Mopeds, die uns in eine Richtung schicken und wenn ich Gesten nach  oben mache nicken sie. So laufen wir am Ende zwar in einem großen Bogen um beide Seen herum, wobei der Weg recht schlüpfrig wird, finden aber keinen Aufstieg zu dem Aussichtspunkt. Als wir wieder am Ausgang ankommen stellen wir fest, dass wir noch einmal halb um den See laufen, dann das Gelände verlassen, ein Stück der Hauptstraßen entlang und dann den Berg hoch müssen – wer kann denn so was ahnen?.

 Der See stinkt bis zum Berg hinauf, den wir mit letzter Kraft erklommen haben. Nun schwitze ich mit meiner Lederhose doch ganz schön und meine lädierten Körperteile (Rücken, Knie und Sprunggelenk) beschweren sich gewaltig. Es hat sich mittlerweile ziemlich zugezogen und die Aussicht hält sich gerade mal so lange, dass ich schnell ein paar Bilder knipsen kann ( mit Selbstauslöser und blöden Faxen) –danach sehn se nix mehr. Wir klettern und rutschen den steilen Lehmpfad wieder nach unten danach ist für mich auch Schicht im Schacht – ich kann mich kaum noch bewegen und weis auch wieder, wo mein Ischias ist. Zudem  hat sich der Himmel komplett zugezogen und wir befinden uns nun in den nieseligen Wolken so dass wir beschließen, es für Heute gut sein zu lassen und uns auf den Rückweg machen.  Unterwegs fängt es dann noch richtig an zu schütten und wir verfahren uns zu allem Übel noch – als wir endlich unsere Bleibe finden sind wir pitschnass und durchgefroren.

Am nächsten Tag wollen wir eigentlich auf einen Vulkan hoch, aber als uns unterwegs das Motorrad ausgeht und dann nicht wieder anspringt (wir mussten Gestern viel mit Licht fahren) verplempern wir den Tag damit,  eine Werkstatt und ein Ladegerät zu suchen, was gar nicht so einfach ist … versucht mal nur mit Gester´n zu erklären, was ein Batterieladegerät ist…..

Am Ende klappt es dann aber und nun schlagen wir uns in Wonosobo 3 Stunden Ladezeit um die Ohren – so kann man auch einen Tag verbringen.

Auf dem Weg vom Dieng Plateau nach Yogyakarta wollen wir eigentlich am Borobudur Tempel halt machen – dem größten und ältesten Buddhistischen Tempel auf Java, aber schon als wir am Morgen das Motorrad anmachen wollen gibt es die ersten Probleme, die Ladung vom Vortag ist schon wieder flöten, dass heißt, der in China reparierte Rotor ist nun wahrscheinlich am Ende und lädt gar nicht mehr. Wir schieben an und hoffen nun, es wenigstens ohne Licht und stromfressende Sperenzchen wie Blinken und Hupen bis Yogyakarta zu schaffen – das ist eine Riesenstadt, es sollte doch möglich sein, eine Werkstatt hier zu finden….

Mit viel Gebrumm und Zwischengas wenn wir doch mal halten müssen lassen wir den Tempel links liegen und schaffen es auch mit Ach und Krach, doch immer wieder fallen alle Anzeigen aus – was darauf hindeutet, dass wohl demnächst die Batterie so leer sein wird, dass sie noch nicht einmal mehr Saft für den Zündfunken hat. Wir finden nach einer Weile angestrengtem Suchen ein Schild: King Elktro – das unter Anderem mit Dynamoreparaturen wirbt – dass sollte uns doch weiterhelfen – schließlich haben wir ja einen neuen  Rotor im Gepäck und müssen den nur austauschen – die Leute von der Werkstatt brauchen dann nur unsere alte Batterie aufzuladen und messen, ob sie mit dem neuen Rotor geladen wird…..

Man ist hier auch gleich mit der gesamten Belegschaft  voller Eifer dabei – 6 Männer hängen über dem Geschehen, der Rotor ist schnell gewechselt und dann kommt die vernichtende Auskunft, dass der neue die Batterie nicht lädt und flugs ohne dass Kev und ich etwas davon mitbekommen wird ein Kabel an den Pluspol der Batterie geklemmt  und die Lichtmaschine wird geschockt - hinterher meint der verantwortliche „Mechaniker“ der Rotor sei nicht magnetisiert gewesen(?!?) und er hat ihn sozusagen reanimiert.  Liza brummt noch einmal laut und dann nicht mehr. Es wird hier gemessen und dort  - Schädel gekratzt  - das Einzige, was nach relativ kurzer Zeit feststeht ist, dass kein Zündfunke mehr produziert wird. Man hat die Zündspulen unter Verdacht, aber wir haben die beiden Alten Spulen dabei und selbst nach deren Einbau passiert nichts. Man hält das Testgerät hier an und da und irgendwie wirkt es nicht, als ob irgendwer einen blassen Schimmer hat und nach einer Weile ergebnislosem  Fummelns beschließe ich  per Skype Harald Himmelheber um Rat zu bitten, denn unser Vertrauen zu den Fähigkeiten der Anwesenden und ihrem Testgerät schwindet von 1 zu -5 in kurzer Zeit – ich übersetze die Tipps von Harald von Deutsch auf Englisch und einer der Mechaniker und sein Boss  übersetzen dann auf Indonesisch – was dabei allerdings herauskommt kann ich nicht beurteilen, es scheint aber irgendwie nicht die richtigen Erfolge zu haben.

Da über all der hektischen Aktivität nun Nacht geworden ist bietet man uns ein Zimmer an – Kings Elektro ist so nebenbei auch ein Homestay – wie praktisch –der Preis ist gemessen an allen Informationen  über Yogyakarta auch nicht schlecht und wir sind bei unserer Liza, also stimmen wir auch gleich zu. Man kommt überein, am morgigen Tag weiterzumachen – man will alle Teile in Ruhe ausmessen und damit dem Fehler auf die Spur kommen – das macht Sinn.

Aber der nächste Tag bringt auch nichts – wir warten darauf, dass man etwas tut und uns dann Bescheid gibt, wir haben nun auch eine lange und detailierte Anweisung zur Fehlersuche von Harald bekommen. Nachdem den ganzen Vormittag über nichts geschieht begebe ich mich dann endlich in die Werkstatt und nachdem ich frage, was denn jetzt wird fangen plötzlich alle an, rumzumessen und man ist sich ziemlich sicher, dass die Zündspulen defekt sind. Ich kann allerdings nicht so recht glauben, dass alle 4 Zündspulen, die wir dabeihaben kaputt sein sollen und mein Vertrauen in die Fähigkeiten des hiesigen Teams schwindet immer mehr und irgendwann taucht Hanni – ein Freund der Familie auf und versucht zu helfen. Er hat einen  Freund, der alte BMWs repariert und den bringt er mit. Andi ist zwar ein wirklich netter Kerl, aber schon nach kurzer Zeit schüttelt er den Kopf und gibt zu, dass  er sich eigentlich nur mit viel älteren Modellen auskennt. Mittlerweile ist es wieder stockduster und so verlegen wir die Ursachensuche auf den nächsten Tag. CDI und Zündspulen wurden ausgebaut, mir in die Hand gedrückt mit der Information, morgen nehmen wir die Teile zu einem anderen Fachmann und der wird dann schon herausfinden, was denn nun kaputt ist.

Am nächsten Morgen warte ich wieder darauf, das Etwas geschieht, aber dem ist nicht so. Also wandere ich mit den Teilen in der Hand um die Ecke um zu fragen, wann wir denn  nun los wollen, aber wieder versteht man mich nicht und fängt an, die Teile durchzumessen- ich dachte, wir hätten das hier schon zu Genüge und ohne Erfolg getan und werde so langsam etwas stinkig – jeder gibt sich die allergrößte Mühe, darauf hinzuweisen, dass der Schaden ganz bestimmt nicht von der Elektroschockaktion kommen kann und ich verkneife mir einen giftigen  Kommentar … bringt ja auch nichts. Nach einer Weile taucht Hanni wieder auf und bringt Kev mit den Teilen zu einem anderen seiner Bekannten und als sie zurückkommen erscheint Kev fürs Erste etwas zufriedener – er sagt, sie seien in einer  Werkstatt für alte VWs gewesen und zum ersten Mal habe ein Mann das Messgerät so benutzt, dass er den Eindruck bekommen hat, dass hier jemand weis, was er tut und sicher ist nun, dass die Zündspulen alle in Ordnung sind (sag ich doch), aber das CDI ist hin. Man beschließt, morgen unser Moped in die VW Werkstatt zu schleppen und es erscheint der erste leichte Hoffnungsschimmer am Horizont. Hanni kümmert sich insgesamt echt rührend um uns, nimmt uns abends mit in die Stadt, telefoniert im Land herum, um  ein CDI zu finden und überlässt uns sogar einen Roller, damit wir hier nicht so festhängen. Es findet sich ein neues CDI in Bandung, aber das soll 3 Mio Rupien kosten – 200 Euro für ein Teil, dass zu Hause gerade mal 70 Euro ausmacht, aber wenn wir es mit DHL Eilpost bestellen wird das ebenso teuer, kann aber je nachdem bis zu 3 Wochen dauern, denn selbst als Eilpost muss es erst durch den Zoll in Jakarta – dass dauert und kostet auch noch mal. Am Ende beschließen wir, das Teil in Bandung zu bestellen – es ist halt wie es ist und außerdem können wir es uns nicht leisten, noch viel mehr Zeit zu verlieren, denn wir müssen ja früh genug in Bali sein, damit die unser Visa verlängern lassen können.

Auch hier weis Hanni Rat – einer seiner Freunde ist ein etwas höheres Tier bei Immigrations und den kann er doch gewiss um den Gefallen bitten, sich um eine Visaverlängerung für uns zu kümmern. Ich brauche ihm nur die Pässe mitgeben und dann kann ich sozusagen davon ausgehen, dass wir die Visaverlängerung in der Tasche haben.

Da ich mit Kevin in die Werkstatt will beschließe ich, trotz meiner Bedenken, die Pässe aus der Hand  zu geben und ihm zu vertrauen – immerhin hat Hanni ja schon sehr viel für uns ins Rollen gebracht und uns nun auch noch eingeladen, zu ihm in die Wohnung zu ziehen, damit wir nicht noch mehr für Übernachtungen ausgeben müssen. Hanni macht sich auf den Weg und wir verbringen den Tag in der Werkstatt – am Ende ist klar, das CDI UND der Hallgeber sind hin. Der geniale Schrauber ist sich allerdings sicher, dass er einen neuen Hallgeber selbst bauen kann und das CDI ist ja bestellt. Wir haben schon für die nächsten 3 Tage unser Zimmer bezahlt und so machen wir mit Hanni aus, dass wir danach zu ihm ziehen werden falls unsere Liza dann noch immer nicht fertig ist.

Morgen können wir hier eh nichts weiter tun und so beschließen wir mit Hanni’s Roller zum Borobudurtempel zu fahren – dann haben wir wenigstens noch was anderes in dieser Stadt gesehen, als nur Werkstätten.

Wir fahren morgens los und schon nach 3 Kilometern haben wir das Gefühl, dass mit dem Roller was nicht stimmt – tatsächlich, er ist platt. Mal wieder typisch. Zum Glück sind Rollerwerkstätten nie weit in Asien und so sind wir relativ schnell wieder unterwegs. Der Himmel sieht aber heute echt düster aus – vielleicht hätten wir ja doch unser Regenzeug mitnehmen sollen?!

Als wir endlich am Tempel ankommen haben wir schon die erste Dusche hinter uns und nun kommt auch gleich der nächste Schock: Ausländer müssen hier 230000 IDR bezahlen! Das sind 460000 für uns Beide und das ist schlicht Wucher und vergrätzt mir dann auch den Spaß am Tempel komplett zumal er gemessen an anderen Tempeln, die wir auf unserer Reise besucht haben nicht unbedingt so wahnsinnig toll abschneidet. Am Ende müssen wir denn auch noch durch ein Labyrinth an Souvenirständen hechten und haben unsere Mühe den ganzen Verkaufsangeboten halbwegs ungeschoren zu entkommen – was für eine blöde Idee das mal wieder war und dann bekommen wir auf dem Rückweg noch mal so richtig den Hintern gewaschen…. – wir beschließen, dass wir uns nach dieser Pleite den Hindutempel am anderen Ende von Yogya schenken.

Abends holt Hanni uns wieder ab, sein Freund Andi hat uns eingeladen, seine Sammlung an alten Motorrädern anzuschauen. Andi lebt mit seiner Familie, vielen Kindern, einigen Geschwistern und seinen Eltern in einem sehr alten und beengten Viertel in der Stadtmitte. Sein Vater sitzt im Rollstuhl. Er hatte 2 Schlaganfälle und macht erst mal eine relativ traurige Figur wie er so mit Sabberfäden und nur mit einem Tuch um die Lenden gewickelt da sitzt, aber als er erfährt, dass wir mit einem BMW Gespann den ganzen Weg bis hierher gefahren sind fangen plötzlich seine Augen an zu leuchten und er wird ganz aufgedreht. Wir erfahren, dass er einst das Geschäft mit den alten Motorrädern angefangen hat. Am Ende versprechen wir, dass wir noch einmal  vorbeikommen, wenn unsere Liza wieder fit ist.

Die Reparatur macht nun Fortschritte, und sie hat sogar schon einmal gelaufen– dass hebt dann doch die Stimmung und an diesem Tag haben wir uns wieder mit Hanni verabredet, um den  Sultanspalast zu besichtigen, aber Hanni kommt erst nach Mittag bei uns an – er hat das neue CDI dabei, das bringen wir dann erst noch zur Werkstatt und dann geht es in die Stadt – leider ist der Palast schon für Besucher geschlossen und so schauen wir uns wenigsten noch das ehemalige Badehaus an … Hanni liefert uns hier ab und muss dann gleich wieder los,  um irgendwelche Besorgungen zu machen.  Wir schauen uns alles in aller Ruhe und ausgiebig an, dann rufen wir Hanni an, um  ihm  zu sagen, dass wir ganz gerne wieder abgeholt werden würden.

Wir besuchen noch Hannis Schwiegermutter, die ausgezeichnet Englisch spricht und anschließend gönnen wir uns ein Bier, denn wir haben ja was zu feiern.

Am nächsten Tag fährt Kev schon am frühen Morgen in die Werkstatt. Heute soll alles fertig werden. Die Jungs legen sich schwer ins Zeug, sie wollen sämtliche Motordichtungen erneuern, Ventilspiel, Zündung und Vergaser einstellen, das neue CDI soll eingebaut werden und ein Olfilter und Ölwechsel gemacht werden.

Ich verbringe den ganzen Tag am Computer, immer mindestens ein Ohr gespitzt und warte sehnsüchtig auf das wohlbekannte und vertraute Gebrumm. Es ist schon spät und ich habe die Hoffnung aufgegeben, da kann ich es plötzlich hören – die Freude ist kaum vorstellbar und obwohl Kevin mir gleich einen Dämpfer mit der Mitteilung, dass wir doch das falsche CDI bekommen haben verpasst, sieht die Welt auf einmal viel  rosiger aus. Morgen früh fahren wir noch einmal in der Werkstatt vorbei, um noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen und dann haben wir ein fast neues Motorrad. Wir können auch morgen zu Hanni ziehen und somit ein wenig Geld wieder einsparen.

Als wir morgens allerdings losfahren  wollen springt wieder nichts an. Wir versuchen es mit anschieben und fummeln an Drähten und Verbindungen herum und dann brummt sie wieder. Gott-sei-Dank, nur ein  Wackelkontakt!

Wir laden unser Gepäck auf,  verabschieden uns hier (man erwartet wohl noch eine Art Bezahlung für meiner Ansicht nach nicht erbrachte Leistungen) aber dazu kann ich mich dann nicht überwinden. Ich bin noch immer bzw. immer mehr der Ansicht, dass man uns hier die Suppe erst so richtig eingebrockt hat.

Wir haben Hanni Bescheid gesagt, dass wir ihn nachher treffen und heute zu  ihm ziehen und dann sage ich ihm  noch, dass wir uns nun selbst um unsere Visaangelegenheiten kümmern können und bitte ihn, mir die Pässe zurückzugeben. Er druckst herum und sagt, er habe die Pässe verlegt ….. nichts Schlimmes, er muss nur genau überall nachsehen…..! Das glaube ich jetzt nicht. Sofort fällt mir mein blödes Gefühl in der Magengegend ein, als ich ihm die Pässe in die Hand gegeben habe, aber ich beschließe, fürs Erste zu glauben, dass er sie nur irgendwo abgelegt hat und sie schon wieder auftauchen werden….ich kann ja nachher seine Wohnung auch noch selbst durchsuchen…

Erst mal fahren wir noch einmal in die Werkstatt, damit dort mit den neuesten Daten von Harald die Zündung und Ventile richtig eingestellt werden können und der Wackelkontakt behoben wird. Dies dauert zwar etwas länger, als erwartet, zumal dann noch das Zündschloss repariert werden muss und den Mechanikern auffällt, dass wir nur einen Spiegel haben … so lassen  sie  uns nicht weg, da wird ein alter VW Spiegel passend gemacht und dran geschraubt und dann ist endlich unser gutes Gespann wieder komplett verkehrstüchtig …. Das bestellte CDI haben wir im Gepäck, das konnte nicht ausgetauscht werden (200 € in den Sand gesetzt) statt dessen hat der findige Schrauber uns ein neues aus einem alten Daihatsu zusammengebastelt – den Hallgeber hat er aus einem alten Kolben gebaut und verkabelt und alles funktioniert.

Wir fahren unter viel Gehupe und Gewinke vom Hof – in die Stadt, wo wir uns mit Hanni treffen wollen – der kommt verspätet und ohne unsere Pässe – die er aber garantiert wiederfinden wird – und zusammen fahren wir dann noch einmal zu Andi, um seinem Vater unsere Gummikuh endlich zu zeigen.

Der ist dann auch völlig aus dem Häuschen und kann sich von unserem Gefährt gar nicht mehr losreißen. Die ganze Familie muss es bewundern und dann werden wir auch noch zum  Essen eingeladen. Es sind recht ärmliche Zustände, alle sitzen auf dem Lehmboden mit ihren Tellern auf dem Schoß, in einer Ecke der Küche steht Andis Motorrad und wir bekommen Stühle und einen Tisch mit Tischdecke und ganz offensichtlich das beste Essen. Mir ist das schon fast peinlich, aber wir langen trotzdem zu, denn damit scheinen wir unseren Gastgebern die größte Freude zu machen.

Hanni hat uns hier zurückgelassen, denn angeblich will er  weiter nach  unseren Pässen suchen, aber als  er zurückkommt macht er ein zerknirschtes Gesicht und steht noch immer mit leeren Händen da.

Wir fahren mit zu seiner Wohnung – dort muss Hanni ins eigene Haus einbrechen, weil er den Schlüssel unterwegs verloren hat und ich breche in hysterisches Gelächter aus. Ich denke, wir haben schon jetzt angefangen, uns innerlich von unseren Pässen zu verabschieden. Am nächsten Tag sind wir zu einer Ausfahrt des Oldtimerclubs von Yogyakarta eingeladen – man trifft sich nachts um  11 in der Stadtmitte und dann geht es in einem Riesenkorso durch die Stadt, wobei Esspakete an Bedürftige verteilt werden – es müssen mindestens 200 alte Motorräder sein und Kevin ist ganz begeistert, denn er hat schon seit seiner Jugend nicht mehr so viele alte britische Bikes auf einem Haufen gesehen. Wir haben beschlossen, Morgen weiterzufahren – bei der Polizei haben wir unsere Pässe als verlustig gemeldet und ich will nun einfach nur noch hier weg. In Surabaya gibt es ein deutsches und englisches Konsulat – dort werden wir  uns um Ersatzvisa bemühen – denn wir haben beide je einen Zweitpass dabei – dürfte also alles nicht so schwierig werden …. Denken wir jedenfalls und dann können wir es vielleicht noch schnell genug nach Bali schaffen, um unsere Visaverlängerung zu beantragen.

Surabaya ist eine Millionenstadt und hier irgendetwas zu finden nicht einfach. Ein netter junger Mann ist uns behilflich dabei, eine bezahlbare Unterkunft zu suchen und lädt uns dann sogar noch zum Essen ein. Am nächsten Tag suchen wir uns ein Taxi und lassen uns zur Einwanderungsbehörde chauffieren – hier verbringen wir nun einen ganzen langen Behördenarbeitstag, bis wir endlich soviel herausgefunden haben,  dass man  uns unsere Zweitpässe ohne schriftliche Bestätigung unserer Konsulate nicht stempeln wird, denn in Indonesien gibt es so etwas wie 2 Pässe nicht. Also machen wir uns mit dem Bemosystem und der Visitenkarte unseres Hotels auf den Weg zurück in unser Hotel und versuchen verzweifelt, unsere Konsulate zu erreichen …

Nach 2 leertelefonierten Telefonkarten und Hilfe vom Hotelpersonal beim herausfinden der aktuellen Telefonnummern der Konsulate sind wir endlich soweit, dass wir herausgefunden haben, dass der deutsche Konsul auf Urlaubsreise ist, die Engländer heben einfach gar nicht erst ab. Nun suchen wir uns die Nummern der Botschaften in Jakarta aus dem Internet und telefonieren über Skype, denn die Telefonkarten sind so schnell leer, dass wir mitten im Gespräch abgeschnitten werden. Die englische Botschaft regt an mit der Einwanderungsbehörde zu klären, ob sie ein Fax akzeptieren werden – die Deutschen haben heute schon früh Feierabend gemacht, denn sie befürchten Demonstrationen weil Heute die Wahlergebnisse bekannt gegeben werden. Uns pressiert es mittlerweile, denn wir haben erfahren, dass am Freitag der letzte Arbeitstag ist und dann sind alle Behörden wegen der Feiertage zum Ende von Ramadan für 12 Tage geschlossen – dies bedeutet außerdem,  dass wir nach Möglichkeit schon hier unsere Visaverlängerung beantragen müssen denn nach Bali kommen wir nicht mehr schnell genug und wenn wir den richtigen Zeitpunkt verpassen müssen wir aus dem Land fliegen um ein neues Visum zu bekommen.

Am nächsten Morgen in aller Hergottsfrühe habe ich eine Dame am Telefon, der ich unter Mühen verständlich mache, dass wir es unmöglich schaffen können, nach Jakarta zu kommen und es zeitmäßig  wirklich pressiert bis sie sich bereit erklärt, der Einwanderungsbehörde eine entsprechende Email zu schreiben und dann machen wir uns wieder auf um sofort bei Öffnung der Behörde alles in Angriff zu nehmen –wer weis, wenn wir noch heute unsere altes Visum zurückbekommen und dann sofort den Pass wieder einreichen vielleicht bekommen wir es ja vor den Feiertagen noch?!

In der Behörde warten wir 2 Stunden, bis der Abteilungsleiter zustimmt, eine Email zu akzeptieren und dann sitzen wir im Wartezimmer und versuchen per Skype unsere Botschaften zu erreichen. Wider Erwarten ist mit der deutschen Botschaft nun alles innerhalb weniger Minuten geklärt und sie schicken die Mail auch sofort ab … die englische Botschaft ist nun erst einmal daran interessiert, ob wir denn für diesen Service auch bezahlen können. Wir geben  die Visakartennummer durch und warten. Nach einer Stunde haben wir noch immer keine Nachricht, also rufen wir wieder an – zumindest die anderen, die hier auf die Erledigung ihrer Formalitäten warten bekommen ein interessantes Rahmenprogramm, denn ich werde nun langsam etwas ungemütlich mit den begriffsstutzigen Engländern. Als es Zeit für die Mittagspause ist hat man noch immer keine Nachricht von der englischen Botschaft bekommen – also rufe ich wieder an- ach so – ja die Visakarte ist gedeckt, was soll den nun in der Mail stehen? Ich kann es kaum glauben, wie man so schwer von Begriff sein kann und erkläre alles zum ich weis nicht wievielten Male.

Nach einer Stunde Mittagspause kommt unser Sachbearbeiter frisch vom Gebet und nun hat er auch alle Schriftstücke,  die  er braucht um sie dem Boss vorzulegen. Wir warten bis zum Feierabend und bekommen dann die Zusage, dass wir Morgen wohl unseren Stempel bekommen werden.

Herr gib mir Geduld! Und das ist auch noch mein Geburtstag heute.

Wir wollen wieder mit dem Bemo zurückfahren, so können wir wenigstens ein wenig Fahrgeld sparen, aber wir werden an einer anderen Umsteigestelle herausgelassen und nun wissen wir nicht, wo wir sind. Man schickt uns in ein anderes Bemo und als wir schon sitzen erzählt man uns, dass die Fahrt 100000 Rupien kosten soll – es ist heiß, ich bin am allerletzten Ende all meiner Geduldsfäden angekommen und nun erzähle ich ihnen auf deutsch und unter Benutzung der wüstesten Schimpfworte, wohin sie sich ihr Bemo schieben können, stapfe zum nächsten Taxistand und halte dem ersten  Taxifahrer die Visitenkarte des Hotels unter die Nase – fertig!

Nach den Erlebnissen der letzten Wochen habe ich mir in den Kopf gesetzt, dass ich heute zur Feier des Tages in einem Restaurant essen möchte und zwar etwas mit Kartoffeln und dazu will ich unbedingt ein Bier haben…irgendwie muss ich doch merken, das ich Geburtstag habe. Wir laufen uns fast die Füße wund – das Einzige „Restaurant“ das wir finden (das nicht komplett jenseits dessen liegt, was wir uns leisten können ist ein Kentucky Fried Chicken und es schmeckt wie eingeschlafene Füße. Wir finden auch noch einen westlichen Supermarkt, aber wegen Ramadan ist die Abteilung in der es alkoholische Getränke gibt geschlossen. Heute klappen wohl nur die Türen.

Die vielen Glückwünsche auf Facebook besänftigen mich ein wenig, aber so richtig feierlich wird es nicht mehr.

Am nächsten Morgen sitzen wir wieder in der Wartezone der Einwanderungsbehörde aber es dauert noch immer bis zum frühen Nachmittag bis wir endlich unsere Pässe mit dem alten Visum in den Händen halten und die Hoffnung, gleich unten den Antrag auf eine  Verlängerung abgeben zu können zerschlägt sich, denn wir brauchen nun auch noch einen Sponsor, der ebenfalls Papiere ausfüllen muss,  damit wir alles einreichen können. Man sagt uns,  das würden die Leute im Hotel machen, aber als wir mit den Formularen dort ankommen winken sie gleich ab – das machen  sie grundsätzlich nicht. Am Ende schreibe ich Lutson eine Mail, lasse die Formulare in einem  Computershop einscannen, auf meinen USB-Stick ziehen und nun kann ich ihm alles schicken, er füllt es aus und schickt es mir zurück. Wieder im Computershop lasse ich dann alles ausdrucken und am nächsten Tag kommen wir bewaffnet mit den Kopien zur Behörde. „Warum wir keinen ortsansässigen Sponsor haben? Weil wir hier niemanden kennen und jetzt macht gefälligst hinne!“ Wieder müssen wir auf die Zustimmung eines Abteilungsleiters warten, bekommen aber nun die Hiobsbotschaft, dass wir zwar das Visum bekommen, aber erst in 12 Tagen. Was sollen wir denn so lange hier machen – wir müssen  doch langsam mal weiterkommen? Meine Hoffnung auf Eilbearbeitung war dann wohl doch etwas zu zuversichtlich. Wir sind heute schlau genug, in das richtige Bemo zu steigen und kommen sicher zu unserem Hotel zurück. Hier wälzen wir erst mal Landkarten und machen  einen Plan: wir werden bis ans Ende der Insel fahren und dann dort das Ende von Ramadan in einem Naturreservat verbringen und dann so ganz langsam im Zickzack zu verschiedenen Vulkanen  fahren um dann pünktlich wieder hierzu sein, unsere Pässe einsammeln und dann auf dem schnellsten Weg nach Bali düsen!

 

Abends wollen wir mit einem  guten Fischmenu am Straßenstand vor unserem Hotel feiern, aber der Stand ist völlig überlaufen, denn die Sonne ist gerade untergegangen und die Roller der Einheimischen stehen in 3er Reihen um den Stand herum, die Schlange derer, die auf einen Tisch warten ist endlos. Wir gehen zurück ins Hotel, wollen es später noch einmal versuchen, da erklärt man uns, dass wir das Essen nur bestellen müssen, man bringt es uns bis ins Hotel.

Da wir uns nicht entscheiden können bestellen wir von allem etwas und ca 10 Minuten haben wir das reinste Festmahl vor uns stehen: Gebratenen Fisch, Tintenfischringe, Garnelen, Gemüse und 2 Portionen Reis und das alles für 5,50 €! Der nette Mann im  Hotel fragt,  ob wir gerne ein kaltes Bier dazu hätten – das hat er nämlich im Hotelkühlschrank! Und wir haben uns zu meinem Geburtstag  einen Wolf gelaufen!!

Am nächsten Morgen wühlen wir uns aus der Stadt und an der Küste entlang zum Baluran Nationalpark, wo wir drei Nächte verbringen, denn wir wollen dem Hauptchaos der Feierlichkeiten zum Ende von Ramadan aus dem Weg gehen. Zelten können wir hier allerdings nicht, denn die Affen sind nicht nur frech, sondern auch noch aggressiv – sie haben auch schon in der ersten  Nacht die Handschützer am Motorrad komplett zerlegt und auch die Taschen unserer Campingstühle sind zerrissen. Wir haben gelesen, dass es hier schöne Riffe geben soll, aber die Ranger raten uns davon ab, schnorcheln zu gehen – das Riff ist zu weit draußen und die Strömung zu stark. Schade, wir hatten uns beide darauf gefreut, mal wieder die Unterwasserwelt zu sehen. Stattdessen wandern wir ein wenig durch die  Savanne und schauen uns das Parkleben an. Nacht kann man von hier aus die Feuerwerke sehen, die überall hochgehen – wir hatten uns schon gedacht, dass 1 ganzer Monat Fastenzeit ausgelassenes Feiern hinter sich herziehen muss.

Von hier aus zieht es uns zum Ijen. Ein Vulkan dessen Krater mit einem  Schwefelsee gefüllt ist. Viele Indonesier haben jetzt Urlaub und so sind wir nicht die einzigen, die es hierher gezogen hat. Derr Parkplatz läuft fast über und zum ersten Mal sehen wir auch Einheimische mit Zelten.

Das campen hier ist kostenlos und wir müssen auch für den Aufstieg nichts bezahlen und so beschließen wir, anstatt bis  zum  Sonnenaufgang zu warten um dann mit hunderten von Leuten in der Finsternis hochzulaufen, am späten Nachmittag zum Krater zu steigen.

Für uns ist dies harte Arbeit, es sind mindestens 4 Kilometer und die sind zum allergrößten Teil extrem  steil. Immer wieder werden wir von Leuten angehalten, die wieder auf dem Weg nach unten sind und müssen mit ihnen für Fotos posieren und so dämmert  es schon, als wir endlich ankommen. Wir stehen am qualmenden Kraterrand und es ist schon ein merkwürdiges Gefühl – man könnte an den giftigen Dämpfen ersticken wenn man zu nah kommt – und die Einheimischen bauen den Schwefel ab und schleppen ihn in schweren Körben den Berg hinunter. Wir warten bis es richtig dunkel ist, in der Hoffnung, das blaue Feuer zu sehen, das entsteht, wenn der Schwefel sich an der Oberfläche des Sees mit Sauerstoff vermischt, aber wir haben Pech – es gibt heute kein blaues Feuer. So müssen wir nun im der Finsternis den ganzen steilen Berg wieder hinunter stolpern – und außer uns ist niemand mehr unterwegs.

Als wir endlich ankommen sind wir völlig fix und fertig, aber auch mächtig stolz – selbst wenn wir 5 Stunden dafür gebraucht haben. Um uns herum wird überall gefeiert, gegrillt und gesungen – es wird erst zwischen 2 und 3 Uhr ruhig, denn dann sind all die anderen unterwegs, um sich den Sonnenaufgang anzuschauen – den schenken wir uns, wir hatten ja den Sonnenuntergang.

Als wir unser Zelt morgen zusammenpacken kommen die meisten schon wieder und nun müssen wir wie gewohnt für Fotos herhalten.

Ein junger Mann stellt sich als Haribo vor,  er ist Tourguide und Fahrer und lebt in Banyuwangi – er fragt uns nach unserem geplanten Weg und als er erfährt, dass wir in ein paar Tagen  nach Bali wolle lädt er uns zu sich ein,  er lebt nur ein paar Kilometer von der Fähre weg – wir müssen ihm versprechen,  uns bei ihm zu melden, wenn wir in der Gegend sind.

Vom Ijen aus fahren wir über eine kleine und außerdem malerische Nebenstrecke durch Kaffeeplantagen und kleine Dörfer zum Bromo-Tengger-Semeru Nationalpark. Semeru ist der höchste Berg auf Java und einer der aktivsten Vulkane – man kann ihn nur mit einer speziellen Erlaubnis besteigen, da jederzeit die Gefahr eines Ausbruchs besteht und Bromo liegt in einer riesigen Caldera, die mit Sand und Vulkanasche gefüllt ist. Die Tengger sind Nachfahren der Hindus, die sich vor vielen hundert Jahren vor den sich überall ausbreitenden  Muslimen in die damals undurchdringliche Berglandschaft geflüchtet haben und noch heute ihren alten Glauben praktizieren und außerdem nicht schlecht von den Touristenhorden leben, die in Bussen kommen und dann für extrem  viel Geld von der hiesigen Allradmafia in den Park gebracht werden. Wir fragen bei ein paar Guesthouses vorm  Nationalpark nach Zimmern, aber das Ende des Ramadanurlaubs hat noch mal  für ausreichend Nachfrage gesorgt und man verlangt unverschämte Preise für die  schäbigste Unterkunft. Wir bezahlen den Eintritt zum  Park und suchen uns ein Plätzchen hinter einem  Hotel zum  Zelten – das ist ganz praktisch, denn man lässt uns kostenlos die Toiletten und Duschen benutzen und fürs Zelten brauchen wir auch nichts zu zahlen. Ab 2 Uhr nachts werden wir von den Touristentaxis geweckt, die pünktlich zum Sonnenaufgang hier sein wollen – gut für uns, denn so verpassen auch wir das Ereignis nicht und anschließend jagen wir mit dem eigenen Fahrzeug durch das schwarze Sandmeer und erklimmen unseren zweiten Vulkan. Das klingt allerdings dramatischer, als es ist man braucht vielleicht 15 Minuten, um die Treppen hochzusteigen – das Meiste vom Volkan hat eine Explosion weggesprengt ( na ja – wir brauchen etwas doppelt so lang, weil wir immer wieder von den knipsverrückten Indonesiern aufgehalten werden, die ein Foto von und mit uns möchten).

Interessant wird es wieder, als wir die weniger befahrene Nebenstrecke aus dem Park herausfahren wollen. Das sind betonplatten, die immer wieder aufgebrochen und sich mit Sand/Vulkanasche Abschnitten abwechseln. Es geht hier steil bergauf und leider muss Kevin immer wieder anhalten, um riesige Allradgefährte durchzulassen und dann ist natürlich wieder Schicht im Schacht und der Beiwagen zieht das ganze Gespann seitwärts. Zum Schluss setze ich mich gar nicht mehr hinein sondern schiebe nur noch, damit Kev wieder weiter kann – er kann dann allerdings auch nicht wieder anhalten, denn dann steckt er ja auch gleich wieder fest und so laufe ich hinterher bis ein Indonesier Mitleid mit mir hat und mich hinten drauf mitnimmt. Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass nicht alle Motocrossweltmeister aus diesem Land kommen – es ist erstaunlich, wo und wie hier jeder mit den kleinen Maschinen herumheizt.

Schade ist, dass es so wolkig ist, als wir oben ankommen, denn das wenige, das wir an Aussicht erhaschen können während wir auf dem schmalen Grad entlangfahren sieht toll aus.

Am Abend bevor wir unsere Pässe in Surabaya abholen können sind wir wieder in unserem Hotel angelangt und wir hoffen, morgens nur kurz reinspringen müssen und es dann noch am gleichen Tag bis zur Fähre nach Bali schaffen.

Es ist nie einfach nur einfach – zuerst müssen wir ewig nach einem  Parkplatz suchen, dann erst mal zahlen, dann werden Fotos von uns gemacht und bis die im Computer und in unserer Akte sind dauert es 3 Stunden und dann ist erst mal wieder Mittagspause …. Es ist also schon 2 Uhr, als wir endlich die Stadt wieder verlassen und uns in den restlichen Verkehr der Küste entlang einreihen.

Ich rufe irgendwann Haribo an und entschuldige mich, weil wir es nun doch nicht bis zu ihm schaffen, aber so leicht lässt er sich nicht abwimmeln, wir müssen ihm versprechen, Morgen wenigstens kurz bei ihm vorbeizuschauen.

Und dann überredet er uns natürlich doch dazu, wenigstens für eine Nacht seine Gastfreundschaft anzunehmen. Es wird ein netter Abend mit Haribo, Familie, Freunden und Kollegen, aber danach lassen wir uns nicht mehr weiter aufhalten und freuen uns schon auf Bali.