Thailand und seine Nationalparks

Von Koh Kong bis Khao Lak – 07.03. – 0.04.2014

 

Bei der Einreise benutzen wir zum ersten Mal unser Carnet (für die, die das nicht kennen, es handelt sich um ein Zolldokument, welche den einzelnen Staaten die Gewähr gibt, dass das Fahrzeug wieder ausgeführt wird. Einige Länder verlangen dieses Dokument als Sicherheit, Thailand gehört jedoch nicht dazu) – damit werden die Beamten an diesem kleinen Grenzübergang recht überfordert und so muss sich schließlich der Chef der Abteilung mit uns und unserem ungewöhnlichen Papierkram beschäftigen. Es entpuppt sich allerdings am Ende als ein Glückstreffer für uns, denn nachdem wir erklärt haben, wo überall Stempel hin müssen bekommen wir ein Einreisedokument, das uns 2 Monate Aufenthalt gewährt und unserem Motorrad ein halbes Jahr. Ich traue meinen Augen kaum, denn bei der letzten Einreise nach Thailand bekam unsere Liza nur einen Monat und wir hätten im Land eine Verlängerung  (mit Aufwand und Kosten verbunden) beantragen müssen, wenn wir hätten länger bleiben wollen. Überglücklich grabschen wir unseren Papierkram und sehen zu, dass wir Land gewinnen bevor es sich jemand anders überlegt.

Der nächste Glücksgriff ist der Geldautomat an der Grenze – er sagt mir, der höchste Geldschein, den ich auswählen kann sind Tausend Baht und ich bekomme ein Maximum an 25 Geldscheinen – na dann versuchen wir doch mal gleich, ob wir 25000 Baht bekommen (ich bin immer schwer sauer, wenn ich nur Kleckerbeträge an den Automaten erhalte, denn ich muss sowohl an diesem Ende, als auch in Deutschland Gebühren bezahlen und das summiert sich….) – jedenfalls hält dieser Geldautomat widerspruchslos seine Versprechen und ich denke schon, dass heute unser Glückstag ist.

So beschließen wir, ein paar Kilometer zu fahren und uns dann irgendwo am Strand einen Zeltplatz zu suchen. Wir befinden uns hier sozusagen an einem Blinddarmende von Thailand – so ein kleines Stückchen zwischen Kambodscha oben und dem Golf von Thailand unten und ich möchte fast behaupten,  dass sich hier Fuchs und Haase Gute Nacht sagen und muss unbedingt ein Foto von dem Schild : “Narrowest Point of Thailand“ machen. Die Bangkok Post  hat einen Artikel dazu veröffentlicht, der besagt, das das Land an dieser Stelle gerade einmal  450 m breit ist, allerdings gibt es scheinbar für diesen Titel noch andere Anwärter in dem Teil von Südthailand, der wie ein Flaschenhals zwischen Myanmar und dem Golf liegt …. Ich glaube allerdings der Zipfel an dem wir uns gerade befinden gewinnt den Titel wenn man fair ist.

Nach einer Weile finden wir die perfekte Stelle für unsere Zelte – es scheint das Gelände von so etwas wie einem Dorfgemeinschaftshaus zu sein. Es gibt einen Bolzplatz, eine abgeschlossene Halle, ein Toiletten- und Duschgebäude, einen Aussichtsturm, einen Tisch und Bänke aus Beton und einen Sandstrand.  Na prima – hier bleiben wir. Das Moped ist schnell abgeladen und als wir unser Zelt aufbauen wollen gibt es ein Problem …. Wir können unsere Heringe nirgends finden und irgendwann erinnert sich Kevin dunkel daran, das er sie bei der Inspektion in Siem Reap aus der hinteren Kiste genommen und an die Seite gelegt hat – Johan hat gut lachen, ihm ist der gleiche Fehler unterlaufen, aber er hat es (wie im letzten Blog ja zu lesen war) schon gleich im nächsten Ort gemerkt und hat seine nun – während wir uns den Schädel kratzen steht Johans Hütte – allerdings habe wir in der nicht zu Dritt Platz. Während wir noch überlegen und in Betracht ziehen, das Zelt wieder mit 4 Schraubenziehern zu befestigen (hat ja in Kasachstan auch funktioniert) kommt ein Mann auf einem Moped, der uns lachend und freundlich zu verstehen gibt, dass wir hier die Nacht verbringen dürfen und nachdem wir ihm unser Problem mit den fehlenden Heringen klargemacht haben, öffnet er die Tür des Wachturmes für uns und erklärt uns wortreich ohne, dass wir etwas verstehen, dass wir hier schlafen können. Außerdem zeigt er Kevin das Toilettengebäude und die Schlauchdusche, die wir wohl ebenfalls benutzen dürfen. Mittlerweile hat sich ein Ehepaar zu uns gesellt, sie Thai, er Schwede und nun können wir uns über drei Ecken unterhalten: wir sprechen mit dem Schweden auf englisch, der übersetzt alles für seine Frau in schwedisch, die dann wiederum für den Dorfbewohner auf dem Mofa alles in Thai übersetzt und so können wir am Ende einen Handel abschließen, den  der Mann hat einen Kumpel, der uns  neue Heringe machen kann. Der wird auch gleich herbeigeholt und bringt ein passendes Stück  Eisenstange mit, aus dem er die Heringe biegen kann. Mit Hilfe des Schwedenpaares handeln wir einen Preis für 20 Heringe aus und bekommen das Versprechen, die Teile am nächsten Morgen vor unserer geplanten Abreise um 9 Uhr zu bekommen.  Während dieser ganzen Diskussionen habe ich angefangen, die Vorbereitungen für unser Abendbrot zu treffen: wir haben uns in Kambodscha mit Reispapier versorgt, das passende Gemüse haben wir auch dabei – bloß kein Fleisch, denn das wird uns auf den Motorrädern in der Hitze eh nur schlecht und so soll es nun vegetarische vietnamesische Frühlingsrollen auf dem Campingkocher geben. Während Johan mit dem Mann aus dem Dorf losfährt, um in einem kleinen Laden Bier zu besorgen weihe ich mein neues Hackbrett und Beil ein und schnippele fleißig das Gemüse für die Frühlingsrollen, wobei ich mir dann auch prompt die Daumenkuppe abschneide, weil ich  so scharfes Werkzeug nicht mehr gewöhnt bin – da nun werden die Frühlingsrollen doch nicht so ganz vegetarisch …….

Das frittieren mit Campingkocher und Pfanne will auch gelernt sein – die Frühlingsrollen werden nicht so schön, wie im vietnamesischen Wok ….. aber lecker sind sie trotzdem und zum Essen haben wir dann den Strand mit malerischem Sonnenuntergang für uns  - nachdem der freundliche und hilfsbereite Einheimische sich großzügig an unserem Bier bedient hat und dabei seinen Freund auch nicht vergisst muss er nämlich weg – zum Glück, denn bei Johan ist der Bure kurz vorm Ausbruch und ich fahre schnell los, um noch ein paar Bier nachzukaufen – schließlich kam die Selbstbedienungsaktion ja wegen unseren Heringen.

Am nächsten Morgen haben wir um 9 schon gepackt und unsere Zelte verstaut, und fragen uns bereits, ob es eine gute Idee war, die Heringe im Voraus bezahlt zu haben, da kommt unser neuer Freund auch schon auf seinem Roller angedüst – allerdings ohne Geringe und mit der Nachricht, dass sie nun doch ein wenig teurer sind – 50 Baht (1,25€ )mehr sollen sie nun kosten – na das macht den Bock jetzt nicht mehr fett und so geben wir ihm das Geld und er sagt irgendwas von 2 und deutet auf die Fischerboote, woraus wir glauben entnehmen zu können, dass es noch 2 Std dauern  wird, weil sein Freund zum Fischen gefahren ist und noch keine Zeit für die Heringe hatte …..

Nachdem 2 Stunden vergangen sind, die wir zu Frühstücken und mehreren Tassen Kaffee und etwas lesen am Strand genutzt haben ist immer noch kein Hering in Sicht – es wird schließlich ein Uhr bis unser freundlicher Helfer mit 18 statt 20 Heringen zurückkommt und der Musterhering, den Johan ihm mitgegeben hat ist auch nicht mit dabei – wir haben keine Chance, ihm dies verständlich zu machen und geben nach mehreren Versuchen auf – schließlich wollen wir hier ja auch mal weg.

Wir fahren an diesem Tag bis 60 km vor Bangkok und so langsam wird es Zeit, sich mit dem Gedanken des Abschieds vertraut zu machen, denn morgen werden sich unsere Wege ein für alle Mal trennen. Ein letztes Mal suchen wir uns ein Hotel,  wo wir uns ein Zimmer teilen, gehen noch mal gemeinsam um die Ecke essen und obwohl dies unser letzter Abend ist, sind wir schon früh im Bett, weil müde.

Johan versucht noch mal halbherzig, uns davon zu überzeugen, dass wir lieber nach Indien als Australien weiterfahren möchten, aber wir glauben ihm nicht und  so verdrängen wir fürs Erste noch mal die Tatsache, dass das Ende unserer gemeinsamen Zeit unterwegs naht.

Aber nichts lässt sich ewig hinausschieben und so fahren wir am nächsten Tag noch bis kurz vor Bangkok zusammen und vor der Kreuzung, wo wir endgültig in Richtung Süden abbiegen halten wir noch einmal, um es hier und jetzt amtlich zu machen.  Ich muss mich schwer zusammenreißen, um nicht loszuheulen, wir fallen uns noch mal alle in die Arme und dann machen wir es kurz und bündig, steigen auf und nach wenigen hundert Metern biegen wir unter Winken und Hupen ab während Johan geradeaus weiterfährt. Zum Trauern habe ich allerdings nicht sonderlich viel Zeit, denn nun muss ich im Schnellverfahren mit dem Navigationsprogramm auf unserem Computer gut Freund werden …. Wieder Erwarten klappt das allerdings gut und es sieht so aus, als ob unser Plan, am südlichen Stadtrand von Bangkok entlang zu segeln problemlos aufgeht. Wir brausen direkt unter dem Expresshighway entlang und plötzlich vernehmen wir ein lautes Hupen und da kommt auch schon Johan an uns vorbeigesaust. Wir halten gemeinsam an und erfahren, dass sein Vorhaben, direkt ins Zentrum zu fahren nicht geklappt hat – die Strecke endete am Expresshighway, auf dem Motorräder nun mal nicht erlaubt sind. Wir halten ein kurzes Schwätzchen, dann starten wir wieder los – jeder für sich, aber diesmal mit einem Grinsen und dem Gedanken, dass wir uns bestimmt wieder irgendwann und irgendwo über den Weg laufen werden…..

Wir folgen weiterhin meiner Routenplanung, während Johan zum 2. Mal auf eine andere Strecke abbiegt und plötzlich stehen wir vor dem Expresshighway. Da dürfen wir nicht lang und nun ist guter Rat teuer. Ich versuche alle möglichen Alternativen und muss am Ende klein beigeben und eben doch mitten durchs Zentrum navigieren – es gibt für uns keine andere erlaubte Route … Na super – ich der Navigationsnovitze (jedenfalls mit allem, das nicht aus Papier ist) muss uns nun durch diese Millionenstadt lotsen. Natürlich werden alle Fantasien wahr, die man nun zu diesem Thema haben kann. Wir kreisen durch Bangkok, enden immer wieder vor dem verbotenen Highway, in Sackgassen, auf Umkehrspuren, verlieren das GPS Signal und wissen nicht mehr, wo wir sind, schreien uns an, fragen immer wieder nach dem Weg, aber selbst in dieser großen Stadt hat man unwahrscheinliches Glück zu haben, um jemanden zu treffen, der Englisch spricht und seien es auch nur 3 Brocken……. Wir brauchen einige Stunden, bis wir endlich über eine Brücke fahren, über die Motorräder eigentlich nicht dürfen, aber die anderen scheinen sich darum auch nicht zu scheren und dann sind wir tatsächlich aus der Stadt.

Wir fahren noch bis es dunkel wird durch die Vorstädte und irgendwann sind wir einfach am Ende und wollen nur noch anhalten, etwas essen und ins Bett. Aber wie findet man hier ein Hotel? Die Thai scheinen trotz der vielen Touristen selbstbewusst genug zu sein, dass  sie davon ausgehen, dass jeder der sich in diesem  Land bewegt, auch die Sprache beherrscht und natürlich können wir die Kringel nicht lesen. Immer wieder halten wir an und fragen nach einem Hotel. Eifrige und nette Menschen zeigen die Straße entlang, geben uns Richtungsanzeigen, zeigen 2 oder was auch immer mit den Fingern (sind das dann Meter oder Kilometer?) viel yes yes aber welcher von den Kringeln bedeutet denn nun Hotel? Ich werde so langsam aber sicher stinksauer und fange an zu fluchen und würde am liebsten zur nächsten Grenze beamen, aber es hilft ja nichts und so kämpfen wir uns weiter bis wir irgendwann an einer Polizeikontrolle anhalten und den Freund und Helfer um Unterstützung bitten – die lachen uns aus und zeigen auf die gegenüberliegende Straßenseite: Noah‘s Garden Resort – ich werde weder dieses Hotel(?) noch das Schild jemals vergessen.

Dieses Resort ist tatsächlich der Erwähnung wert – es gibt Apartments, alle mit eigenem Parkplatz, durch Mauern von den anderen abgetrennt und am Eingang ist ein dicker Vorhang, der hinter unserem Motorrad zugezogen wird. An der Eingangstür ist eine Durchreiche – später finde ich heraus, sie ist für Getränke, die man telefonisch bestellen kann und die dann dort  von Angestellten  abgeliefert werden. Innen ist alles in Rot und Weiß gehalten und alle Wände sowie die Decke sind voller Spiegel. Das riesige Bett ist mit Kunstleder bezogen (abwaschbar) und neben dem Bett ist ein Kontrollpaneel, wo man den Fernseher (mit vielen Pornokanälen) und die Beleuchtung regulieren kann – natürlich spiele ich das Teil gleich kaputt und muss den Hausmeister holen, weil nichts mehr geht ….. wie peinlich.

Wir wollen nach dem langen anstrengenden Tag allerdings nur noch was essen und dann schlafen (wenigstens ist das Kunstleder angenehm kühl).

Am nächsten Morgen durchforsten wir unser Navigationsprogramm und da es uns nur einen Campingplatz vorschlägt, der im riesigen Keach Krachan Naturreservat ist, beschließen wir hierher zu fahren. Das Navigieren außerhalb großer Städte funktioniert recht gut und wir sind relativ schnell am Ziel – ziemlich ab vom Schuß und vor heruntergelassener Schranke – Motorräder dürfen hier nicht rein und nun brauchen wir einen Plan B.  Nicht weit vom Eingang zum Reservat sind ein paar Resorts und einige davon werben mit Campinggelegenheit und so suchen wir uns das mit den meisten Schattenspendern aus – eine gute Wahl : Samarn Bird Camp.  Wir sind die Einzigen mit Zelt hier, aber werden dermaßen nett aufgenommen. Es gibt ein Restaurant, wo man zu günstigen Preisen Frühstück und Abendbrot bekommt und außer uns ist das Resort voll mit „Birders“ – Leute, die in die entlegensten Ecken der Welt reisen, um Vögel zu beobachten – sie sind mit Superzoomcameras und /oder Ferngläsern ausgestatte und schreiben jede gesichtete Vogelart in einem Notizbuch auf. Gleich am ersten Abend treffen wir 3 reiselustige Birder aus Yorkshire, mit denen wir uns angeregt über ihre und unsere Reisen unterhalten und die mich über einen großen Irrtum aufklären und das Image des Steinadlers wieder für mich aufpolieren – was wir in der Mongolei gesehen haben waren Mönchsgeier – die für Europa größte Raubvogelart  und definitiv Aasfresser. Hiermit entschuldige ich mich offiziell bei allen Steinadlern für meine Ignoranz.

Die 3 Vogelbeobachter aus Yorkshire laden uns ein, am nächsten Tag mit ihnen in ihrem Leihwagen ins Reservat zu fahren, es stellt sich heraus, dass es Probleme mit Touristen und den wilden Elefanten hier gegeben hat und eine Frau zu Tode gekommen ist, deshalb das Verbot für Motorräder im Park.

Zum Glück ist es am nächsten Morgen nicht allzu schwer, zum Sonnenaufgang wach zu werden, denn dann fängt es auch gleich an, im Zelt ungemütlich warm zu werden und so schaffen wir es tatsächlich, mit den Jungs loszuziehen und verleben einen wundervollen Tag damit, nach den verschiedensten Vogelarten zu suchen - für eine ganze Weile danach knipst Kevin übrigens alles, was Federn hat und ich befürchte schon, ich muss ihm als nächstes ein Notizbuch kaufen. Wir verbringen hier 5 wirklich schöne Tage – ohne Internet mit viel Natur und Zeit, in der ich tatsächlich unseren Vietnamblog anfangen– zumindest auf deutsch -  und auch schon einen Teil der Bilder für die Webseite sortieren kann – zwischendurch  machen wir immer wieder Ausflüge in der Umgebung und auf einem dieser Trips finde ich Wlan in einem Cafe und die Nachricht, dass wir uns dringend zu Hause melden sollen. Sofort in Alarmbereitschaft versetzt (man weis ja nie, was los ist) beschließen wir, zurück in Richtung Zivilisation zu reisen, damit wir zu Hause anrufen können. Wir fahren zurück an die Küste und suchen uns ein kleines günstiges Apartment mit Internet und buchen dort gleich eine ganze Woche, da dies uns 100 Baht am Tag einspart. Sofort machen wir Gebrauch von der Möglichkeit, zu Hause anzurufen – zum Glück ist nichts Schlimmes passiert, nur ein paar organisatorische Fragen meiner Eltern zu klären. Bei der Gelegenheit bekommen wir eine Nachricht von Johan, der in Bangkok soweit alles geregelt hat, nun auf sein Indienvisum wartet und dem die Decke dort auf den Kopf fällt. Kurzerhand laden wir ihn zu uns ein – es sind nur 300 km bis Bangkok und die Straßen sind gut- Johan ist am nächsten Tag bei uns und wir alle freuen uns über die Gesellschaft des Anderen – wir verbringen hier eine extrem faule Woche, die wir noch einmal um ein paar Tage verlängern, um Kevins Geburtstag gemeinsam feiern zu können. Das Apartment hat einen Balkon, der direkt über dem Fluss liegt und so verbringen die Männer die Nachmittage damit, zu Angeln und ich mache weitere Fortschritte mit dem Vietnamblog, der wächst und wächst und wächst. Ich bin gerade durch 2 Wochen unserer 2 Monatigen Reise durch dieses Land und habe schon 9 Seiten geschrieben – so langsam kommen mir Zweifel, ob ich diese ellenlangen Blogs überhaupt jemanden zutrauen kann/soll. Aber ich bekomme es nicht übers Herz, zu streichen – und so mache ich halt weiter.

Kevins Geburtstagsfeier fällt recht bescheiden aus – ein Festessen an einem Fischstraßenrestaurant, das dann auch noch von einem Wolkenbruch verwässert wird. Unser dritter Abschied von Johan ist dann auch recht unspektakulär – Übung macht den Meister.

Während unser Freund und Weggefährte zuerst nach Bangkok und dann Indien reist trödeln wir der Küste entlang, müssen mal wieder Radlager wechseln und haben schließlich den schmalen Teil Thailands durchquert und können in Richtung Westküste fahren. Immer wieder treffen wir auf unglaublich nette Menschen, denen unser ungewöhnliches Gefährt und die Reise, die wir damit gemacht haben gefällt. Wir bekommen wertvolle Ratschläge, welche Strecken besonders schön sind und wohin wir auf keinen Fall fahren sollten und dann werden wir auch öfter mal zum Essen eingeladen, was Klasse ist, denn wir können keine Speisekarte lesen und uns auch nicht sonderlich gut verständlich machen  und so können wir endlich auch mal die Spezialitäten der hiesigen Küche genießen.

Dank der guten Ratschläge eines Pärchens, das ebenfalls auf einem Motorrad unterwegs ist landen wir schließlich in Khao Sok National Park. Wir haben nun schon öfter festgestellt, dass Nationalparks die besten Orte zum Campen sind: sie sind gewöhnlich besonders schön, das zelten kostet fast nichts, dafür hat man sanitäre Einrichtungen, meist günstige Restaurants und zum größten Teil auch irgendwo Zugang zu einer Steckdose ….. was braucht der Mensch sonst noch?  Höchstens ab und an mal Internet – aber in der Beziehung ist Südostasien recht gut bestückt – man findet immer mal eine Tankstelle oder Cafe, wo man mal schnell ins Netz kann um hochzuladen, was man an schönen Orten aufgeschrieben oder geknipst hat.

Während wir also hier in Khao Sok den heißesten Teil des Tages neben unserem Zelt im Schatten verbringen kommt Ronald auf seinem Motorrad angefahren. Wie das halt so ist, kommt er gleich herüber, um unsere Liza anzuschauen und wir kommen ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass er einer von 20000 Liechtensteinern ist, aber hier in Thailand oder genauer in der Nähe von Phuket lebt und gerade auf den Rest seiner Truppe (dem Eigentümer der Tamarindbar in Rawei, seine Angestellten und Lek, Ronis Freundin) wartet, die hier das Wochenende verbringen wollen, in der Hoffnung, dass es hier im Park kühler ist, als zu Hause. Roni gibt ein kaltes Bier aus und während wir in  der Hitze des Nachmittages gemütlich angedüdelt enden kommen schließlich die anderen auch an und nachdem wir ihnen dabei behilflich sein können, eine Unterkunft zu finden werden wir zur Grillparty eingeladen – na da kann man doch nicht ablehnen.

Hier lernen wir nun also, wie man in Thailand grillt …. Gar nicht so viel anders, als zu Hause, allerdings sind die Beilagen und Salate eine ganze Ecke schärfer. Wir verbringen einen schönen feucht fröhlichen Abend miteinander und nachdem wir erzählen, dass wir als nächstes der Westküste entlang in Richtung Phuket fahren wollen, werden wir natürlich gleich überredet, in der Tamarindbar vorbeizuschauen – allerdings können wir auf keinen Fall irgendwelche Versprechungen machen, wann das sein wird, denn wir wollen uns Zeit für die Küstenstrecke nehmen,

Am nächsten Morgen zieht die fröhliche Gruppe nach viel Abschied nehmen weiter und wir rasten noch einen Tag im Schatten des Waldes bevor auch wir alles zusammenpacken und uns auf die Suche nach dem Meer machen. Es ist nicht weit bis zur Andamansee – dem thailändischen Teil des indischen Ozeans, der vor fast 10 Jahren von dem schrecklichen Tsunami heimgesucht wurde. Die Küste ist wunderschön und von herrlichen weißen Sandstränden gesäumt.

Wir sind mal wieder auf der Suche nach einem Zeltplatz, aber alles ist  mit Resorts vollgebaut und es wird schwer, einen geeigneten Ort zu finden.  Vor dem Tsunami wurde dieserTeil Thailands eher von Hippies besucht und es gab billige Strandhütten, aber heute tobt hier der Pauschaltourist im mittleren bis fortgeschrittenen Alter und einem entsprechenden Urlaubsbudget – das hat die Preise verdorben und es scheint, als ob man nach der Katastrophe beim Wiederaufbau relativ gut weggekommen ist und nun mehr auf zahlungskräftigere Kundschaft gesetzt hat. Wir versuchen ein paar mal, auf kleinen Feldwegen an verlassenere Strandecken zu kommen, aber wir enden immer wieder mitten im Wald und der ist voll mit den verlassenen Ruinen, die von der riesigen Welle verwüstet wurden und die man dann auch nicht wieder aufgebaut hat -sie verfallen langsam immer weiter und irgendwie  verbreitet sich hier eine spukige Atmosphäre, in der wir uns nicht wohlfühlen. Wir fahren bis Khao Lak, ebenfalls Pauschaltouristhochburg und wollen schon weiterziehen, da entdecken wir etwas außerhalb des Ortes einen kleinen Nationalpark. Fragen kostet ja nichts und siehe da, sie haben einen Zeltplatz und es kostet 60 Baht die Nacht und wir müssen noch nicht mal Eintritt zahlen. Der Campingplatz ist direkt am Meer, in einer kleinen schönen Bucht, mit einem Dixiklo, einem Wasserhahn, einer Steckdose und einem Bambusgestell mit eingelassenen Duschköpfen – himmlisch, was braucht der Mensch mehr? Jeden Morgen kommen ein paar Angestellte, die den Strand sauber machen und ansonsten haben wir bis auf einige wenige Ausnahmen einen Traumstrand überwiegend für uns. Der einzige Nachteil der bisher paradiesischsten Bleibe in Ganz Thailand ist die Tatsache, dass der Parkplatz am anderen Ende eines ellenlangen Gehwegs mit ziemlich vielen wackeligen Treppenstufen ist und wir alles hin und herschleppen müssen – aber hey – ein geringer Preis  für eine solche Bleibe, es ist eben nichts perfekt!

 Nach einer Nacht mit Gewittern wachen wir schon früh auf, unser geschundenes Zelt hat erstaunlich gut dichtgehalten und nun ist es etwas bewölkt, so dass die Temperaturen endlich einmal halbwegs zum Aushalten sind. Nach einem Frühstuck aus Toastbrot mit Eier, Wurst und Chips als Belag geht es erst mal eine Runde im kristallklaren Meer schwimmen –herrlich. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, dass es uns hier so gut geht.

Wir verbringen den Tag mit Wäsche waschen und flicken (so langsam wird alles etwas ausgeblichen und löcherig) und immer wieder muss ich mal die Kamera rausholen, denn es gibt hier ziemlich viel an Viechern zu knipsen: ein junger Wasserwaran, Seevögel, Krabben, die sich bei Ebbe auf den Steinen sonnen und jede Menge niedlicher Einsiedlerkrebse, die ihr Heim mit sich herumschleppen und nach Schatten suchen – so langsam mutieren wir zu Herr und Frau Sielmann.

Ab und an müssen wir unser kleines Paradies aber doch verlassen – wir gehen immer mal wieder in ein Cafe, wo es kostenloses Wlan gibt um nachzuschauen, was es Neues in der Welt gibt und einzukaufen: wir brauchen was gegen Mücken, Wasser, was zum Abendbrot und Etwas Obst, aber das holen wir uns von einem Straßenstand – frische Wassermelonen, Ananas und Bananen werden nie wieder das Gleiche für uns sein.

Wir kaufen uns noch je 2 kalte Bier und machen uns zurück an unseren Strand – da ist es viel schöner, als bei den vielen Touristen und obwohl auch hier mittlerweile ein paar Leute und Kinder sind, ist es doch angenehm ruhig. Wir genießen unsere kalten Biere, bevor sie Zeit haben, pipiwarm zu werden und schauen der Welt zu. Thai sind wie alle Asiaten  sehr knipswütig –am liebsten lassen sie sich in allerlei Posen fotografieren und es ist recht amüsant, ihnen dabei zuzusehen, besonders wenn sie versuchen im Meer Bilder von sich selbst zu machen, denn zum Einen darf das Smartphone ja nicht nass werden und außerdem  haben sie erstaunlich viel Angst vor dem Wasser und nur wenige können schwimmen – man sieht selten mal jemanden, der sich weiter als bis zum Bauch hinaustraut. Bevor es dunkel wird sind sie alle verschwunden und wir können noch mal schön im Mondenschein schwimmen gehen.

Nach 4 Tagen in diesem Paradies beschließen wir, weiterzufahren – schließlich wollen wir ja noch ein wenig von Thailand sehen, bevor unser Visum abläuft und so geht es nun in Richtung Phuket, um wie versprochen unsere neuen Freunde in der Tamarindbar zu besuchen.