Lao P(lease)D(on't)R(ush)

 

Der Grenzübergang verläuft recht reibungslos, aber langsam. Wir werden nach einem Carnet gefragt, aber als wir keines haben scheint das auch kein Problem zu sein. Die Visa werden bei der Ankunft ausgestellt, und das Schwierigste ist, Geld zu organisieren. Wir haben zwar noch Yuan und auch noch etwas an „ harten Währungen“ aber ansonsten sieht es mau aus. Direkt an der Grenze sind ein paar Restaurants und nun tingeln wir von einem zum anderen, bis jeder im Besitz von genügend Kip ist um es  bis an einen funktionierenden Bankautomaten zu schaffen. Der Kurs ist völlig Banane – 10000 Kip sind ein Euro.

 Anders und Petra ziehen gleich nach Erledigung der Formalitäten weiter, der Rest der Truppe will noch ein paar Tage gemeinsam verbringen, etwas ausspannen und Bilder austauschen. Wir sind alle nach über 3 Monaten Visa und Einreiseterminen und dann Reiseplan hinter hetzen etwas ausgenudelt und brauchen dringend ein paar Tage Erholung. Nachdem wir die Karten und nicht das Orakel befragt haben beschließen wir nach demokratischer Manier, dies in Luang Nam Tha zu tun – die erste etwas größere Stadt im Norden des Landes.  Martinas Abschleppseil bekommt mal wieder was zu tun, sie zieht James bis dorthin. James und Anna planen nach ein paar Tagen Pause einen Transport für ihr Motorrad zu suchen, um dieses in Thailand reparieren zu lassen.

Laos ist nach 33 Tagen China erst mal ein Kulturschock. Dieses Land wird nicht umsonst als P(lease)D(on’t)R(ush) Republik bezeichnet. Die Regenzeit ist gerade vorbei, der „Winter“ hat noch nicht eingesetzt und es ist für uns ungewohnt heiß und drückend, so dass wir schon vom denken ins Schwitzen geraten – nicht, dass wir davon zu viel tun würden im Moment! Auch die Einheimischen sind ab mittags extrem träge. Hier stellt sich nun die Frage, ob dies wegen der Hitze ist, oder wegen Marihuana und Opium. Beides wird hier angebaut und so ziemlich jeder Tourist bekommt täglich entsprechende Angebote. In Luang Nam Tha sehe ich eine Organisation, die versucht, den Bauern Alternativen zum Anbau von Drogen beizubringen und das Land hat große Probleme bis in die Schulen mit Opiumsucht, aber auch andere Drogen werden im steigenden Maße konsumiert. Konsum und Handel von Opium haben hier eine lange Tradition, und nach Afghanistan und Myanmar ist  Laos die 3 größte Opium exportierende Nation – erst seit 1996 wird der Handel und Anbau tatsächlich verfolgt und bestraft.  Das Personal unseres Guesthouses fällt regelmäßig ab mittags in eine Totenstarre und weder in Geschäften noch sonst wo braucht man zu dieser Zeit zu versuchen, irgendwas einzukaufen. Wenn man überhaupt wahrgenommen wird bekommt man nur ein : „No have“ als Antwort auf jede Frage und wenn man in einem Restaurant nach dem Essen noch etwas nachbestellen will – ein leckeres Beer Lao zum Beispiel, dann muss man wirklich sicherstellen, das der Kellner einem ins Gesicht schaut, während man mit ihm redet, denn sonst schwebt er einfach davon und man wartet bis zum St. Nimmerleinstag. Die Einzigen, die wirklich dauernd geschäftstüchtig sind, sind 3 alte Damen, die Armbänder, Taschen und Kappen verkaufen – die machen aber die Geschäftigkeit für ein ganzes Land wett. Mindestens 4-mal am Tag (meist aber öfter) kommen sie vorbei und versuchen ihre Waren an den Mann und an die Frau zu bringen. Sie sind wirklich gut und ausdauernd und nachdem sie 5 Abfuhren bekommen haben, die sie allerdings nie so ganz ernst nehmen haben sie meist beim 6 Mal Glück – man denkt sich ok, dann kaufe ich ein zwei Armbändchen und dann lassen sie mich in Ruhe – dies ist allerdings eine falsche Annahme, denn sie kommen einfach jeden Tag aufs Neue und das Argument, dass man doch schon was von ihnen gekauft hat lassen sie einfach nicht gelten – man hat doch zu Hause bestimmt noch ein Bibi, dem man was mitbringen muss! Aber sie sind immer freundlich und so kann man einfach nicht anders, als sie zu mögen und so machen wir unsere Scherze mit ihnen, und geben ihnen auch schon mal ein Glas Bier aus, womit man sie dann für eine Stunde los ist.

Wir verbringen eine Woche in Luang Nam Tha , waschen unsere Wäsche, Schlafsäcke und Motorräder und ich versuche endlich mit unserem Blog auf den neuesten Stand zu kommen. Leider hatte ich seit der Mongolei keine Zeit für mehr als Tagebuchberichte und was die Bilder anbelangt, so sind sie nur nach Städten und Ländern geordnet, aber ich muss noch die Guten ins Töpfchen und die Schlechten ins Kröpfchen sortieren und dann müssen auch alle Bilder noch  für das langsame Internet verkleinert werden, um sie dann  einzeln  auf die Webseite hochzuladen. Es ist eine zeitaufwendige Angelegenheit und so schaffe ich trotz der vielen Stunden, die ich in dieser Woche am Computer verbringe nur die Berichte und Bilder bis zur Mongolei. Mit dem Chinablog tue ich mich schwer – es ist einfach so viel zu erzählen und dann haben wir uns ja noch eine neue Kamera in China geleistet, so dass ich Unmengen an Bildern zu bearbeiten habe und irgendwie färbt auch die Lethargie der Laoten auf die Chaoten ein wenig ab.

Nach einer Woche Pause sind vom Chinatrupp nur noch Johan und wir übrig. Die anderen sind auf den unterschiedlichsten Routen unterwegs. Wir wollen als nächstes nach Luang Prabang und so rappeln wir uns dann endlich auf und machen uns auf den Weg. Es gibt zwar nicht allzu viele geteerte Straßen aber sie sind trotzdem wesentlich besser, als wir erwartet haben. Hier im Norden ist Laos noch recht bergig und die Straße führt  auf und ab durch den Dschungel und der riecht so gut. Wir haben nie herausgefunden, was es ist, dass diesen wundervollen Duft verbreitet, aber wir haben seitdem auch noch nicht wieder einen so gut riechenden Dschungel gefunden.

Wir fahren also erst mal nach Oudomxai auf und ab durch eine bergige Landschaft, leider kann man überall sehen, dass große Teile des Dschungels abgeholzt wurden. Die Straße ist über 150 km in einem recht erbärmlichen Zustand und große Teile sind einfach nur in rote Staubwolken eingehüllte Piste. Der Staub ist sehr fein und von einer Talkumpuderartigen Konsistenz. Er nistet sich überall ein – auch mit geschlossenem Visier entkommt man ihm nicht. Die kleinen Dörfer entlang des Weges sind recht armselig und bestätigen die große Armut dieses Landes, das noch immer mit den Folgen des Vietnam- und des zweiten Indochinakrieges zu kämpfen hat. Obwohl Laos politisch neutral war wurde es während des Vietnamkrieges stark bombardiert (laut wikipedia mit 2,5 Tonnen  Bomben pro Einwohner – ich glaube so was nennt man overkill !!) und noch heute finden sich überall Blindgänger, die Leben kosten. Obwohl der Tourismus im Land immer mehr zunimmt, konzentriert er sich doch überwiegend auf einige wenige Städte, und es gibt auch heute noch Gegenden, in denen Widerständler gegen die kommunistische Regierung kämpfen, so dass man dort weder hinfahren darf noch sollte.  Bildung und Handel sind mehr als ausbaubedürftig und auch die Landwirtschaft konzentriert sich überwiegend auf die Provinzen entlang des Mekong. Es ist ein etwas verschlafenes und auch zum Teil vergessenes Land. Oudomxai ist nicht wirklich schön. Wir suchen uns eine Bleibe für die Nacht und wandern durch die abendliche Stadt ohne wirklich Etwas zu finden, dass wir uns näher anschauen möchten. 

In der Nähe befindet sich ein Naturschutzgebiet mit Wasserfällen, das wir am nächsten Tag erkunden möchten, doch als wir dort ankommen stehen wir vor einem verschlossenen Tor und es lässt sich nirgendwo jemand finden, der hier für besuchswillige Touristen zuständig ist und so fahren wir halt weiter. Unser nächstes Ziel ist die alte Königsstadt Luang Prabang. Die Stadt der tausend Tempel (wir haben sie nicht gezählt, aber es ist wirklich an jeder Ecke einer). Im Backpackerviertel suchen wir uns ein Guesthouse – die Besitzer und ihre recht große Familie lebt in Verschlägen im Hof, während sie außer einem kleinen Büro alle Zimmer des Hauses in der Saison an die Touristen vermieten. In Luang Nam Tha haben wir einen Franzosen getroffen, dem in dieser Stadt ein kleines Unternehmen gehört, das Motorräder vermietet und geführte Offroadtouren anbietet. Olivierhatte uns auf einen Kaffee eingeladen und Hilfe zugesagt, falls wir welche benötigen, er ist jedoch zur Zeit als Guide mit einer Motorradgruppe unterwegs und so fragen wir nur einen der Angestellten, ob er uns eine Werkstatt empfehlen kann, in der Johan evtl eine neue Kette und Ritzel bekommen kann und so bringt uns der junge Mann hilfsbereit zu einem Suzukihändler. Der hat zwar nicht die Teile, verspricht aber, zu versuchen diese zu besorgen. Olivierwird für den kommenden Tag zurück erwartet und so beschließen wir, ihn dann noch einmal zu besuchen und nehmen statt dessen Luang Prabang auf die Hörner. Mittlerweile hat der Nachtmarkt geöffnet, der vor allem aus Ständen für die vielen Touristen besteht – hier werden Seidentücher, Handtaschen, Schmuck und was halt sonst noch das Touristenherz begehren mag verkauft und es schieben sich Ausländer aus allen Ecken der Welt durch die engen Gassen zwischen den Verkaufsständen hindurch. Wir finden diverse Buffets, wo man für einen Euro (also 10 000 kip) soviel essen kann, wie man möchte – dies gilt zumindest für die vegetarischen Sachen – für Fleisch und Wurst muss man dann schon extra zahlen. Natürlich herrschen auf dem Markt Touristenpreise, aber man kann schon gut handeln und sollte dies auch tun und nicht selten endet man bei der Hälfte des ursprünglich geforderten Preises oder sogar weniger – ich bin nicht sonderlich gut, was das Handeln anbelangt und immer wieder denke ich, dass ich ein Schnäppchen gemacht habe und wenn man mir dann trotzdem überschwänglich für den Kauf dankt, weis ich, dass ich trotzdem zu viel bezahlt habe.

In Laos herrscht ab 12 nachts Ausganssperre, aber gewöhnlich schließen die meisten Läden, Bars und Kneipen schon vorher und dann sind alle Bürgersteige hochgeklappt – die Einheimischen gehen mit den Hühnern ins Bett und stehen mit ihnen auf und so sind auch wir immer recht früh in den Federn. Wir besuchen Olivieram nächsten Tag noch einmal, er ist auch da, verhält sich aber recht abweisend und als Johan seinen Angestellten fragt, ob er etwas vom Susukihändler im Bezug auf seine Ersatzteile gehört hat reagiert er für unsere Begriffe recht merkwürdig und klärt uns darüber auf, dass er nicht möchte, dass sein Angestellter als Mittelsmann für uns tätig sei – wir verstehen nicht, was dies soll und beschließen, uns hier nicht weiter aufzudrängen. Wir finden den Händler auch alleine wieder, es stellt sich heraus, dass er die Teile nur zum Teil besorgen könnte, es aber kein passendes vorderes Ritzel für Johans Suzi in Laos geben wird – der einzige Vorschlag wäre, das Originalteil in ein etwas größeres Ritzel einzuschweißen – diese Idee gefällt  Johan allerdings nicht und so beschließt er, so weiter zu fahren und in Thailand etwas Passendes zu suchen.

Das Ende der buddhistischen Fastenzeit steht bevor und es ist dem Zufall zu verdanken, dass wir ausgerechnet jetzt hier sind, scheint so, als ob wir die Richtige Zeit für unseren Besuch der Stadt ausgesucht haben – überall laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.  Im Hof unseres Guesthouses herrscht emsige Betriebsamkeit, die Frauen kochen köstliche Speisen und lassen uns sogar probieren – die Sachen sind für die Mönche bestimmt und Teil des Festes, ein anderer Teil des Festes beinhaltet, dass überall kleine Boote gebaut werden, die zum Abschluss  bei einem Lichterfest mit Kerzen bestückt zu Wasser gelassen werden sollen. Vorher jedoch gibt es einen 2 tägigen Ruderwettbewerb auf dem Mekong, den sowohl Touristen, als auch Einheimische gespannt verfolgen. Wir wollen auf jeden Fall so lange bleiben, bis das Lichterfest stattfindet und so haben wir ein paar Tage, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt und Umgebung anzuschauen. Wir besuchen einige der vielen Tempel und den Königspalast an dem das Beeindruckendsde die Eingangshalle ist, die der letzte Herrscher bei seinem Amtsantritt neu gestalten ließ und dessen Wände mit einem bunten Glasmosaik die Geschichte des Herrschergeschlechtes darstellen – ansonsten scheinen die Könige dieses Landes recht schlicht gelebt zu haben und ich frage mich mehrmals, warum hier so strickt darauf geachtet wird, dass weder Fotos gemacht werden, noch irgendwelche Taschen mit ins Gebäude genommen werden dürfen – ich sehe nicht viel, das es lohnt zu stehlen und überall stehen sowieso Aufpasser, die sicherstellen, das die wenigen Kunstobjekte , die in Glasvitrinen verschlossen aufbewahrt werden auch dort bleiben. 1975 eroberten die kommunistischen Einheiten  der Pathet Lao die Stadt und darauf folgte die Abdankung des letzten Königs und es ist anzunehmen, dass so Einiges an potentiell wertvollen Gegenständen bei dieser Gelegenheit zerstört wurde.

Außerdem besuchen wir den Kuang Si Wasserfall – der ist wirklich schön und ich überrasche mich selbst damit, dass ich es schaffe, bis ganz nach oben zu klettern, was gar nicht so wirklich einfach ist denn hier wird an unnötigen Ausgaben für Sicherheitsvorkehrungen gespart und statt dessen auf den gut entwickelten Selbsterhaltungstrieb der Menschheit gebaut (so etwas wie Schadesersatzklagen kann man hier vergessen – man hätte sich halt nicht selbst überschätzen dürfen). Nachdem wir uns bei dem Auf- und Abstieg so richtig schön in Schweiß gearbeitet haben belohnen wir uns mit einem Bad in dem kristallklaren Wasser, dass unterhalb der einzelnen Etappen des Wasserfalls einladende Becken gebildet hat und ich bin erstaunt, dass nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische hier schwimmen – die jungen Leute nehmen es wohl mit der sittsamen Kleidungsregel auch nicht mehr so ganz genau.

Den krönenden Abschluss unserer Zeit in Luang Prabang bildet das Lichterfest oder Bun Awk Phansa. Es findet am Vollmond im Oktober statt. Überall in der Stadt werden kunstvolle Gebilde aus Blüten, Kerzen und Räucherstäbchen verkauft, morgens  in aller Frühe sind die Einheimischen in die Klöster gegangen und haben die vorher zubereiteten Speisen an die Mönche verteilt und Segnungen dafür empfangen. Die von unterschiedlichen Teams aus dem Umland gebauten und geschmückten Boote sind in einer Prozession quer durch die Stadt zum Haupttempel dem Wat Xieng Thong gebracht worden, wo sie nun nach Schönheit und Originalität bewertet werden. Wir warten schon ganz gespannt darauf, dass es endlich dunkel wird und was dann so alles passiert und so wandern wir schlie0lich in Richtung des Tempels, wo die Boote aufgereiht sind. Unterwegs leiste ich mir eines der ganz kleinen Blumengebinde schließlich stecke ich auch in jeder katholischen Kirche eine Kerze an, obwohl ich Protestant bin, da kann es nicht schaden mit den Laoten eine Kerze den Mekong hinunter zu schicken. Wir sind noch ein wenig zu früh und so schauen wir in einem Ufercafe dem Sonnenuntergang am Mekong zu – ein herrliches Erlebnis für sich. Als es endlich dunkel ist schließen wir uns dem Strom von Menschen an, die zu einer Treppe wandern, die vom Tempel bis hinunter an den Fluss führt und mit all den Anderen lasse ich mein Blumengesteck mit angezündeter Kerze zu Wasser. Dann gehen wir hoch zum Tempel, um uns die Boote anzuschauen. Hier herrscht eine ausgelassene Feierstimmung, überall wir traditionelle Musik gemacht, die Boote strahlen mit Hunderten von angezündeten Kerzen. Es riecht nach Räucherstäbchen und wir lassen uns von diesem Überangebot an Reizen für alle Sinne mitreißen. Über allem strahlt der Vollmond am Himmel und dazu gesellen sich Hunderte von Papierballonen. Der absolute Höhepunkt ist erreicht, als die riesigen beleuchteten Boote dann zum Fluss getragen und zu Wasser gelassen werden.

Wir wussten nichts von diesem Fest und es ist deshalb eine glückliche Fügung, das wir ausgerechnet jetzt hier sind, aber wir sind wirklich sehr froh das Spektakel erleben zu dürfen.

Am nächsten Tag brechen wir dann in Richtung Vientiane auf. Wir wollen über einen Höhenzug an Vang Vieng vorbei einen Abstecher an einem größeren See machen. Wir kommen durch kleine Bergdörfer mit Palmhütten. Die Menschen hier sind augenscheinlich sehr arm – wir fallen mit unseren großen Motorrädern schon extrem auf und außer uns sind auch kaum Ausländer hier unterwegs – erst als wir in die Nähe von Vang Vieng kommen sieht man wieder Tuktuks mit Touristen – doch uns zieht es weiter und die Männer freuen sich schon darauf, angeln zu gehen – noch 25 km und dann sollten wir in der Lage sein, ein Guesthouse oder einen Platz zum campen zu finden.

Im nächsten Ort biegen wir ab und plötzlich kommen bedenkliche Kratz- und Schleifgeräusche vom  Hinterrad unserer guten alten Gummikuh.

Schieße – doch nicht das, jetzt und hier. Um die Ecke ist eine Autowerkstatt – vielleicht können wir hier die Lager wechseln. Man ist recht hilfsbereit und zum Glück haben wir 2 Ersatzlager in der Mongolei gekauft also haben wir hier schon mal kein Problem. Das Problem ist, dass plötzlich alle helfen wollen und alles ratz fatz auseinandergenommen wird, wieder zusammengefrickelt  und dann plötzlich nichts mehr passt. Na toll – Johan und Kevin nehmen die Sache nun in die eigenen Hände, scheuchen die netten Helfer weg und nehmen alles wieder auseinander, um dann mit Logik und Versuch-Irrtum-lernen  alles wieder zusammenzubauen. Wir haben auf einer Seite eine gerissene Unterlegscheibe und ein flaches Radlager , das nur noch aus verbogenen Zähnen besteht, und für das wir auch keinen Ersatz haben. Nun wollen die Jungs hier auch noch Feierabend machen. Wir bauen zusammen, was wir können und obwohl wir noch immer zu viel Spiel in der Achse haben fahren wir weiter. Immerhin klingt das Ganze nun wieder ziemlich normal. Es ist dunkel und ich befürchte einen neuen Schaden bei jedem Schlagloch, aber wir finden nach einer Weile ein richtig schönes Guesthouse mit sauberen Zimmern, einem riesen Hof, auf dem wir morgen alles noch mal auseinander- und in Ruhe wieder zusammenbauen können und sogar mit Wlan und das Ganze für 5 € die Nacht. Na wer sagt es denn – ein wenig Glück muss man auch haben. Wir finden hier zwar nichts zu Essen, aber die verkaufen BeerLao – wir trinken uns glücklich – da wir den ganzen Tag nur eine Nudelsuppe hatten wird auch das billig!!

Am Morgen schauen sich die beiden Männer noch mal die Arbeit des Vorabends in Ruhe an, nehmen alles noch mal auseinander, säubern alle Teile richtig, um es dann wieder in Ruhe richtig zusammenzuschrauben  - und passt. Bevor wir nun losfahren will Johan nur noch mal nach seiner Kette schauen und hier kommt der nächste Schreck – das vordere Ritzel ist völlig hin und ein Zacken ist schon abgebrochen, die anderen schauen so aus, als ob sie sehr bald das gleiche Schicksal ereilt. Nach einigem Überlegen beschließen wir, die Kette abzunehmen und Johan dann mit dem Gespann bis nach Vientiane abzuschleppen – in der Hauptstadt sollte sich doch irgendwo eine Werkstatt finden lassen!

Das Abschleppen funktioniert unerwartet gut und wir sind recht schnell die 80 Km bis zur Hauptstadt gefahren. Wir wollen uns hier mit Micha – einem weiteren Mitreisenden der Chinatour treffen und er hat mir die Koordinaten für sein Guesthouse gemailt. Das geben wir nun in Johans GPS ein und fahren gerade Richtung Stadtmitte. Dann ruft Johan von hinten, dass wir anhalten sollen, wenn wir ein größeres Motorradgeschäft sehen, was wir dann auch bald tun. Von dort gibt man uns die Adresse einer Werkstatt, die auch mit großen Motorrädern (alles über 250ccm) handelt. Diese Werkstatt ist ebenfalls schnell gefunden und obwohl man die Teile hier nicht hat, können sie Johan weiterhelfen. Sie werden am Originalritzel die Zähne abschneiden und dann das Ganze in ein neues Ritzel einschweißen, für das Hinterrad haben sie was Passendes und ei ne Kette haben sie auch. Wir lassen Johans Motorrad dort und fahren nun zu Dritt mit Johans Gepäck auf dem Gespann weiter – allerdings erst, nachdem alle unsere Liza gebührend bewundert haben und die obligatorischen Bilder gemacht wurden.

Vientiane ist die dörflichste Hauptstadt, die mir im Leben untergekommen ist – auch hier herrscht ab 12 Uhr nachts Sperrstunde und auch hier ist spätestens ab 23 Uhr alles dicht. Auf den Seitenstraßen spielen Kinder Federball. Furchtbar viel zu besichtigen gibt es nicht, aber wir genießen die entspannte Atmosphäre hier und außerdem brauchen wir einige Anläufe, um alle ein Visum für Thailand zu bekommen – das heißt unser Visum ist kein Problem und im ersten Anlauf erledigt, aber Johan nicht – er hat ein paar Riesenprobleme. In China hat er seine Motorradjacke mit all seinen Papieren verloren und bekam dort einen provisorischen Pass mit nur 3 freien Seiten,  und die haben China und Laos schon voll gemacht. Nun hat er nur noch einen alten Pass mit einer leeren Seite und die ist die letzte, also nicht wirklich für den Gebrauch bestimmt – der nette Mann im Konsulat besteht auch noch darauf, nicht über Stempel kleben zu dürfen und außerdem muss das Thaivisa in den gleichen Pass, wo sich auch das Laosvisum befindet und auf die letzte Seite klebt er nur, wenn er dafür ein Berechtigungsschreiben von Johans Botschaft hat – dies  muss Johan sich nun „besorgen“ …… - wir werden kreativ und lassen uns was einfallen und nach etwas zittern und schwitzen haben wir nun alle ein Thailandvisum. Unsere Liza muss auch noch mal in die Werkstatt – nun ist der Bremssattel am Beiwagen verbogen und da wir hier sowieso keine passenden Beläge auftreiben können nehmen wir mal wieder die Bremse ab und fahren ohne weiter.

Wir besichtigen den größten Tempel und den Buddhapark und lassen ansonsten beim Bummeln die französische Kollonialarchitektur auf uns wirken.

Alles in Allem nutzen wir unsere Zeit in Laos überwiegend dazu, nach einem recht stressigen Beginn unserer großen Reise mit unglaublich vielen Eindrücken endlich ein paar Gänge zurückzuschalten und uns gemächlich auf Südostasien einzustimmen – es hat perfekt funktioniert.