China Teil 1 - von Erenhot über Peking nach Xi an

China.....

Die meisten der Gruppe haben sich schon ein paar Tage vor der Grenze getroffen, am Morgen der Einreise kommen noch Micha und Martina dazu und schon kann es losgehen.  

Der Abschied aus der Mongolei verläuft leicht chaotisch, wir haben von Paul genaue Anweisungen bekommen, welche Art von Dokumenten wir brauchen werden und diese müssen auf der mongolischen Seite der Grenze ausgefüllt werden, bloß die Mongolen scheinen keine Ahnung zu haben und so dauert es ewig, man verlangt von den Passagieren noch mal 1000 Turic für den Ausreisestempel, aber wir haben kein mongolisches Geld mehr und sehen es auch nicht so recht ein und schließlich werden sie des Diskutierens müde und winken uns (verdammt noch mal) durch.

Endlich haben wir alles beisammen, sind mehr oder weniger den Bestimmungen gerecht ausgereist und stehen vor der chinesischen Grenze. Welch ein Unterschied! Alles sauber, übersichtlich und geordnet. Wir werden aufgefordert, die Fahrzeuge stehen zu lassen und ins Gebäude für die Passkontrolle bugsiert. Wir verlieren uns in einer riesigen Ankunftshalle, die mit einen Grenzverkehr wie er zwischen Mexiko und USA herrscht fertig werden könnte und das Verhältnis von Passkontrolleur zu Ankömmling ist 1 zu 1.  Hier erwartet uns Frank (ich bin sicher, er heißt anders, aber die Chinesen, die mit Ausländern zu tun haben suchen sich westliche Namen aus – entweder klangähnlich zu ihrem richtigen Namen oder was ihnen halt so gefällt. Wie das nun bei Frank ist habe ich nie herausfinden können). Er kümmert sich um alle Einreiseformalitäten, das Meiste hat er wohl schon im Vorfeld geregelt, man macht Fotos von den Fahrern und schon haben wir das erste Problem: an der mongolischen Grenze wurde Kevin als Fahrzeughalter im Ausfuhrformular angeführt, der Fahrzeugschein ist aber auf mich ausgestellt. Das erste kleine Problem und Frank wirkt schon leicht genervt, aber er kann es wohl irgendwie regeln, wir werden durch gewunken und nun ist die Zollkontrolle dran. Die Motorräder sind scheinbar von geringem Interesse, aber Martina muss ihr Auto  näher untersuchen lassen. Man findet eine Landkarte von China und es gibt ein großes Getue, weil Taiwan drauf eingezeichnet ist. Man will die Karte konfiszieren, aber Martina löst das Problem, indem sie Taiwan ausschneidet – die Seiten in ihrem Lonely Planet, die von Taiwan berichten muss sie ebenfalls herausreißen – wir finden das Ganze etwas affig, aber Vorschrift ist halt Vorschrift und dann warten wir, bis wir endlich losfahren können. Wir müssen laut neuer Verordnungen in ein für Ausländer bestimmtes Hotel – unsere Fahrzeuge sind noch nicht für China freigegeben und wir brauchen ja auch noch unsere chinesischen Nummernschilder und Führerscheine.

Das Hotel gehört der Zollbehörde – ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt!

Na ja, das Zimmer kostet 20 € für die Nacht und wir haben sogar angeblich Internetzugang auf den Zimmern (der funktioniert aber nicht)

Alle haben jetzt erst mal Hunger und unser Guide schleppt uns zu einem Straßenverkäufer von köstlichen Pasteten. Der arme Kerl versucht jetzt gerade 9 Leute mit unterschiedlichen Beschwerden, Wünschen und Dringlichkeiten zufriedenzustellen. Wir haben Hunger, Martina sucht ein Internetcafé, Johan eine Telefonkarte, Petra einen Iphone-shop und so weiter und so weiter. Gegen 18 Uhr ist der Typ mit den Nummernschildern und Führerscheinen da – wie schade, es sind nur laminierte Kärtchen, die wir mit uns führen sollen – und ich hatte gedacht, wir kriegen ein richtiges Nummernschild! Na macht nix, dafür bekommt jeder einen chinesischen eigenen Führerschein.

Abends versuchen wir zum erstem mal chinesische Straßenkost – immer noch Schaf, aber mit definitiv asiatischen Gewürzen und wir sind alle ganz happy (all meine Wunschträume – gesponnen in der kasachischen Wüste werden wahr, lecker China Essen) – sogar das (nach deutschem Rezept) gebraute Tsingtao Bier kann man trinken. Und nach dem Abendbrot das erste Feuerwerk – wieder ein wahrgewordenes Vorurteil: die Chinesen lieben wirklich ihre Feuerwerke und auf unserer langen Reise sollen wir noch einige sehen.  Erenhot ist eine ziemlich neue Stadt, sehr sauber und modern. Ich bin gleich von den Lastenmotorrädern eingenommen und mache mir so meine Gedanken, wie ich eines über den deutschen TÜV kriegen kann, ich habe auch schon gute Vorstellungen, was ich damit alles so anstellen werde…. aber das würde jetzt hier den Rahmen sprengen.  Was uns etwas aus der Bahn wirft – man bedenke, wir kommen alle gerade aus der Mongolei – ist das überqueren von Straßen. Überall Roller, Motorräder mit allerlei Aufbauten und Fahrräder und sie alle haben einen Elektromotor – man hört sie nicht und sie erscheinen scheinbar aus dem Nichts. Unser Guide gluckt wie eine Henne, muss er doch 9 Individualisten vor den Konsequenzen ihrer Neugier bewahren und wir sind wie ein Sack Flöhe und jeder wandert in eine andere Richtung und er kann nicht so recht glauben, dass wir auch ohne Übersetzer irgendwie zurechtkommen. Na ja – wir werdens ihm schon beibringen.

Wir verbringen  noch über die Hälfte des nächsten Tages in Erenhot, müssen darauf warten, dass die Kaution für unsere Fahrzeuge überwiesen wird und wir die Erlaubnis bekommen, weiterfahren zu dürfen. Endlich ist es soweit und es geht los. Wir sind noch im chinesischen Teil der Gobi, alles ist flach und nur wenig bewohnt – dafür stehen entlang der Straße hunderte von Plastikdinosaurieren und wir schaffen gerade mal so um die hundert Kilometer, bis wir anhalten müssen, weil es langsam dunkel wird – wir finden ein großes freies Feld entlang der Straße, wo wir unser Lager aufschlagen können und Frank, unser Guide prophezeit uns, das wir von nun an nur noch selten eine Möglichkeit zum Zelten finden werden, weil es in China einfach zu viele Menschen gibt.

Am nächsten Tag geht es weiter in Richtung Beijing, so langsam wird es hügeliger und irgendwie auch chinesischer. Zum ersten mal verfahren wir uns schon in einer riesigen Baustelle, die laut Frank das letzte mal als er hier war noch nicht da war. Um uns herum stehen neue Hochhausblocks, alle identisch mit Wohnungen für Hundertausend Menschen – alle leer- und einem im Bau befindlichen neuen Straßennetz.  Wir  quetschen uns alle durch eine Lücke in einem Erdhaufen, der auf der Straße liegt (Holfords sind natürlich die Einzigen, die sich hier festfahren) und finden um die nächste Ecke die Auffahrt auf die richtige Straße.

Nach eine Weile müssen wir zum ersten Mal  zum  Tanken halten und werden damit überrascht, dass wir nicht direkt an die Pumpe fahren dürfen – wir sollen unsere Tanks mit kleinen Kannen befüllen (hallo! Unser Tank fasst 45 L und die Kanne 5!) . Angeblich gibt es ein Gesetz, das verbietet Motorräder direkt zu betanken, da es wohl öfter zu spontanen Bränden bei  den chinesischen Motorrädern kommt – allerdings haben die auch nicht so große Tanks und nach einigen Diskussionen bittet man Martina, ihren Toyota vor die Kamera zu stellen, während wir tanken, damit der Tankstellenbesitzer keinen Ärger bekommt, wenn er uns gestattet, an der Pumpe zu tanken….. Wir finden das Ganze recht amüsant.  Dieser Tag ist zum Kilometer machen bestimmt und so sind wir auch bis zum  Abend unterwegs

Es wird wieder dunkel, bevor wir abends irgendwo anhalten, um  zu diskutieren, ob wir ein Hotel suchen, oder ein Plätzchen zum  campen. Die Gegend ist völlig bebaut aber Frank besteht darauf, dass sein Boss ihm gesagt hat, wir können hier campen – leider ist nun auch nichts mehr zu sehen und so stehen wir am Straßenrand und diskutieren, ob wir nun zurück ins Verkehrschaos der letzten Stadt fahren, oder nicht als uns ein Chinese fragt, welches Problem wir haben. Er bietet uns schließlich an, unsere Zelte auf einer Baustelle, an der er Nachtwächter ist, aufzustellen.

E s kommt zu ersten Unmutsäußerungen. Die einen (Frühaufsteher) wollen lieber morgens um  6 schon unterwegs sein, damit wir abends früher anhalten können, die anderen finden es schon schwer genug, um 8 Uhr nicht nur wach sondern auch schon fertig gepackt zu sein (so mit Zähne putzen und wenigstens einer Tasse Kaffee und Zelt abbauen usw.) und da wir mehr Langsamstarter als Frühaufsteher in der Gruppe haben ist 8 Uhr der wirklich früheste Kompromiss, auf den wir uns alle einlassen wollen – ganz ehrlich gesagt, sehe ich nicht ganz ein, 30 Tage lang Frühschicht zu machen ….. . Wir legen ebenfalls fest, spätestens um 18 Uhr anzuhalten, damit wir noch im Hellen unsere Zelte aufbauen können.

Unser dritter Tag soll uns an die Mauer und Beijing bringen. Martina fragt vorsichtig an, ob wir nicht an einer anderen Stelle zur Chinesischen Mauer  fahren können, die nicht ganz so touristisch überlaufen ist, aber Frank meint, wir würden dies nicht schaffen, da wir sonst einen zu großen Umweg fahren müssen und dann mit dem gesamten Reiseplan schon hier in Verzug kommen. Also fügen wir uns und machen unsere obligatorischen Fotos auf der Mauer – zusammen mit Tausenden von Chinesen und anderen Touristen. Die Aussicht ist recht begrenzt – und das obwohl unser Guide uns versichert hat, dass es zu dieser Jahreszeit keinen Smog hier gibt …….. hmm die Dunstwolke wird wohl eine Fata Morgana sein – schließlich ist die Wüste Gobi ja nicht weit von hier.

Nun geht’s Richtung Beijing . Wir dürfen mit den Motorrädern auf den äußersten 5 von 10 Ringautobahnen fahren und die Himmel öffnen sich zu einem  Regenschauer, der sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hat und innerhalb kürzester Zeit sind fast alle (wir auf jeden Fall, weil schon seit ein paar Wochen die Reißverschlüsse unserer beiden Motorradjacken nicht mehr richtig schließen)bis auf die Unterwäsche nass und als wir nach Erreichen der 5. Ringstraße abfahren müssen ist es mal wieder sehr spät, dunkel und es stellt sich heraus, das unser Guide keine Ahnung hat, wo wir unterkommen werden. Bisher hat der Teufel ihn ja noch nicht erschlagen – er hatte immer irgendeine Ausrede, aber wenn er auf Unzulänglichkeiten angesprochen wird ist er ganz schnell schwer kiebig und versucht uns zu erzählen, das wir froh sein sollen, dass wir ihn haben, schließlich ist er der beste Guide in ganz China und wir wären komplett verloren ohne ihn …. Ich frage mich, ob er eine Vorstellung davon hat, wie man durch einige der größten Länder der Erde reisen kann und obwohl alle andere Sprachen und Schriften benutzen den Weg gefunden hat und das ohne Babysitter. Na ja – wir finden ein Hotel und Frank verschwindet zu unserer Erleichterung gleich in seinem Zimmer. Wir beschließen, das Restaurant nebenan zu testen. Es wird ein schwieriges Unterfangen, aber wir bekommen eine Speisekarte mit Bildern um beim Aussuchen der Speisen zu helfen. Als das Essen dann aber verteilt wird bekommen einige nicht das, was sie bestellt haben und so versuchen wir uns zu verständigen und zu klären, was schiefgelaufen ist – die Restaurantbesitzer holen Frank herbei, um die Missverständnisse mit den Langnasen zu klären und so erfahren wir, das Martina eine andere Suppe bekommen hat, weil diese besser schmeckt, als die die sie bestellt hat und Kevins Gericht ist ein anderes, weil er etwas essen wollte, das nach Ansicht des Personals zu scharf für ihn ist!

Am nächsten Tag geht es per U-Bahn in die Stadt – zu Sommerpalast, zum Tian Amen Platz mit der verbotenen Stadt und ins Huton, eines der ältesten Viertel der Stadt und zum Schluss auf den Nacht Markt, wo man sich sichtlich Mühe gegeben hat, die exotischsten Speisen zu präsentieren und alle Vorurteile der Touristen zu bedienen – es gibt von Seestern über Seepferd bis Seidenraupe, Spinne und Skorpion sowie Fortpflanzungsorgane diverser Tierarten alles, was nicht normales Essen ist – Kev macht sich natürlich einen Spaß daraus, zartere Gemüter damit zu schocken, das er eine gebratene Spinne isst (das Teil ist nun wirklich nicht nahrhaft und groß genug, um den stolzen Preis von 10 € zu rechtfertigen, aber ich nehme an, dass es ihm das wert war) Männer müssen halt doch immer mal den Macho raushängen lassen.

Beijing ist allerdings für jeden in der Gruppe eine angenehme Überraschung : wir dachten alle, es wäre wesentlich aufdringlicher, mit viel Verkehr, Schmutz und Lärm  - aber irgendwie stellt sich heraus, das wir in einer sehr modernen Millionenstadt gelandet sind, die auf Touristen eingestellt ist und ein Gefühl von stressfreier Ruhe und Platz vermittelt. Wir wandern durch die Innenstadt, können problemlos riesige Kreuzungen überqueren und der Verkehr ist gesitteter, als ich ihn von mancher deutschen Großstadt in Erinnerung habe.

Den nächsten Tag haben wir für uns – kein Guide, kein Programm – geil. Johan möchte unbedingt ein Tattoo als Erinnerung mitnehmen, ich möchte gerne eine neue Kamera kaufen, weil ich eingesehen habe, dass ich meine zwar nicht kaputt machen kann, aber auch keine wirklich tollen Bilder von unserem Abenteuer hinbekomme (nur manchmal einen Glückstreffer). Wir beschließen also, gemeinsam in die Stadt zu fahren und eben diese Ziele zu erreichen.

Das U-Bahnsystem ist einfach genial und man muss kein Nobelpreisträger sein, um es zu verstehen. Wir suchen uns ein paar Tattoostudios im Internet und es ist kein Problem sich mit Hilfe von Smartphone und U-Bahn zurechtzufinden, wir nehmen die Stadt auf die Hörner und auch wenn die erste Adresse ein Fehlschlag war, werden wir fündig und so ganz spontan beschließe ich, das auch ich Beijing mit einer dauerhaften Erinnerung verlassen werde. Natürlich dauert das Ganze mal wieder wesentlich länger, als erwartet, nach der stundenlangen masochistischen Tortur (bei der ich schmerzhaft daran erinnert werde, warum ich eigentlich nie wieder ein Tattoo haben wollte) ist es Nacht geworden, wir haben keine Lust mehr, noch nach Kameras zu suchen und erwischen gerade noch die letzte U-Bahn zurück zum  Hotel, dort hat das letzte Restaurant gerade dicht gemacht und so fallen wir hungrig ins Bett ….. immerhin….. ich wurde im gleichen Tatoostudio wie Nicolas Cage von der Chefin persönlich tätowiert  – wer kann das schon von sich behaupten (außer Johan, der wurde vom Meister selbst genadelt)?

Am nächsten Tag brechen wir wieder auf, haben Beijing relativ schnell hinter uns gelassen, wenn man mal von der Tatsache absieht, dass ich nach einem Kilometer feststellen muss, dass meine Kamera verschwunden ist, alle zum Anhalten bringe, zurück zum Hotel fahre, dort alles auf den Kopf stelle – ohne Erfolg. Wir fahren weiter, ich kann keine Bilder mehr machen, obwohl wir jetzt bei blauem Himmel und Sonnenschein im Gebirge sind und herrliche Sandsteinlandschaft genießen dürfen. Es schaut hier herrlich chinesisch aus mit Pagoden malerisch verteilt. Nach einem Fotostopp will unsere Liza nicht anspringen und es scheint, als ob die Batterie leer ist – wir schieben an, das funktioniert für ein paar Kilometer und dann geht plötzlich nichts mehr …. Lichtmaschine! Mit dem Auto laden wir die Batterie etwas auf, was uns genügend Saft für ca 30 km gibt und versuchen eine Werkstatt unterwegs zu finden. Die Motorradwerkstätten unterwegs sind recht nutzlos, die kennen sich nur mit den hiesigen kleinen 2Taktern aus und so enden wir schließlich am Abschleppseil bis zur Provinzhauptstadt – das Einzig Positive bis hierher ist, dass Kev unsere Kamera in seiner Hosentasche findet! Ja er hat es überlebt, aber nur, weil ich im Moment andere Sorgen habe.

Am nächsten Tag erreichen wir die Stadt, fragen bei diversen Werkstätten nach, bis wir eine Art  chinesischen Boschdienst finden und mit der hiesigen Expertise und etwas Hilfe aus dem Werkstatthandbuch wird der Fehler gefunden – eine Wicklung im Anker ist gebrochen und wird gelötet – das kostet uns 80 Yuan (10,-€) und nun bringt die Lichtmaschine wieder Ladestrom, bloß nicht genug, um mit Licht zu fahren – aber immerhin, wenn wir ohne Licht fahren geht es ( das finden wir heraus, als die Batterie das nächste mal leer ist.

Das Gebirge, durch das wir fahren besteht entweder aus sehr losem Sandstein oder relativ festem Dreck (kommt drauf an, wie man es betrachtet) und immer wieder kommen wir durch Orte, wo die Häuser ins Erdreich gegraben sind – schätze, dies ist sowohl im Sommer, als auch im Winter eine super Isolierung.

Unser nächstes Ziel ist die historische Stadt Pingyao.  Die Altstadt ist von einer hohen Stadtmauer umgeben und obwohl recht touristisch doch auch sehr schön und im historischen Stil erhalten. Wir übernachten  in einem Guesthouse in der Altstadt. Touristen dürfen hier nur in bestimmten Hotels übernachten – zu ihrer Sicherheit, weil sich angeblich mal eine Amerikanerin in einem (billigen)Hotel außerhalb der Altstadt das Leben genommen hat. Ich verstehe mal wieder die Logik nicht, es sei denn man hat in den Unterkünften der Altstadt speziell psychiatrisch geschultes Personal!?Den nächsten Tag dürfen wir hier auf eigene Faust die Stadt erkunden und freuen uns darüber. Zum einen ist es anstrengend, in einer so großen Gruppe unterwegs zu sein und dann sind wir auch nicht unbedingt Freunde von Programmen und Frank unser chinesischer Guide, der uns andauernd erzählt, das er der beste Guide in ganz China ist geht uns mittlerweile auch ein wenig auf die Nerven – wir haben eh schon festgestellt, das er eigentlich nur zum Übersetzen gut ist und selbst das gestaltet sich schwierig, da er oft nicht versteht, was wir zu ihm sagen (dies begründet er damit, das er amerikanisches Englisch gelernt hat und wir zu Englisch und zu schnell reden), er weis sehr wenig zu berichten wenn wir ihm Fragen zu Gebäuden, Sitten oder historischen Begebenheiten stellen. In den kommenden Tagen, an denen wir in Richtung Xi an unterwegs sind müssen wir außerdem zu unserem Leidwesen feststellen, das Frank mit seinem Navi total überfordert ist und wir uns dank dieser Tatsache immer wieder verfahren. Einmal stellt sich dies als Glück heraus – wir sind auf der Hauptstrecke im chinesischen Kohlenpot unterwegs und alles ist mit LKWs verstopft, wir kommen nur langsam voran und die Luft ist voller Kohlenstaub, der sich überall festsetzt. Wenn die Visiere unten sind, sehen wir fast nichts, weil sich der Staub zwischen die beiden Lagen des Visiers eingenistet hat, wenn es offen ist sind wir innerhalb kürzester Zeit schwarz und husten uns die Lungen raus. Überholen ist schwierig, wir sind zu viele Fahrzeuge, um in dem dichten Verkehr zusammen bleiben zu können. Dann  verhaspelt Frank sich mal wieder mit seinem Navi und wir finden uns auf einer wenig befahrenen kurvigen Seitenstrecke, die durch die schönste und vor allem sauberste Landschaft  seit langem führt – auf und ab über Gebirgspässe – wir danken zum ersten mal Gott dafür, das unser Guide ein technischer Analphabet ist.

Er ist außerdem wenig kritikfähig (ich muss allerdings fairerweise zugeben, dass er auch einiges davon bisher einstecken musste) und so kommt es am Ende zu einem Streit, bei dem Frank beinah das Handtuch wirft – er droht damit, uns zu verlassen und mit dem Bus nach Hause zu fahren – nach einigen aufgebrachten Telefonaten mit seinem Boss , der ihm zu verstehen gibt, dass er in diesem Fall auch nicht mit Bezahlung zu rechnen braucht überlegt er es sich noch einmal und beschließt , dass er doch bleibt – wir wissen nicht so recht, ob wir darüber froh sein sollen oder nicht. Wenn er tatsächlich recht hat, und er der beste Guide ist, den wir hätten bekommen können, hätten wir uns warm anziehen können. Ich vermute, dass er nicht so ganz schief liegt, da es in China noch nicht sehr viele Übersetzer gibt und die wenigen, die mehr auf dem Kasten haben sind in besseren Jobs, als 30 Tage am Stück Touristensitter spielen zu müssen. Also versuchen wir uns zusammen zu raufen.

In den nächsten beiden Tagen sind wir auf dem Weg nach Xi an. Immer wieder und jeden Tag ein anderes Problem, aber was kann man auch erwarten? Wir alle haben mit unseren Fahrzeugen riesige Distanzen bis hierher zurückgelegt und das teilweise auf Pisten, die die Bezeichnung Straße geradezu verhöhnen….  So hat ein Bike Probleme mit der Bezinzufuhr und deshalb gerade beim Überholen immer wieder mit plötzlichem Leistungsabfall des Motors zu kämpfen, was vor Xi an nicht behoben werden kann und wir haben mit einem Schrecken herausgefunden, das wir nur noch ohne Licht fahren können und außerdem machen die Radlager am Seitenwagen gar fürchterliche Geräusche.

Wir wollen die Yangtse Wasserfälle auf dem Weg besuchen, zirkeln stundenlang auf Umleitungen herum bis wir letztendlich an einer Vollsperrung angelangen und beschließen, auf die Wasserfälle zu verzichten und nun einfach auf direktestem Weg nach Xi an zu fahren (wenn da nicht Franks Probleme mit dem Navi wären). Natürlich brauchen wir  auch hier auf das nächste Problem nicht lange zu warten. Wir gelangen zu einer Brücke mit Höhen und Breitenbegrenzung. Die breite meistert Martinas Toyota gerade so aber für die Höhe müssen wir erst mal alles vom Dachtäger herunter holen, auf der anderen Seite wieder aufladen, die 200 m bis zur nächsten Begrenzung fahren, alles wieder abladen, durchquetschen und auf der anderen Seite wieder aufladen. Die Aktion kostet uns 2,5 Stunden und Johans Helm, den sich jemand vom stauenden Gegenverkehr als Belohnung für geduldiges Warten unter den Nagel gerissen hat.

Johan muss nun erst mal ohne Helm weiterfahren und das wieder durch ein Gebiet mit Kohlenstaub überall, der von endlosen LKW Schlagen verursacht wird. Zum Glück finden wir bald einen neuen Helm für ihn – er wird zwar im Fall eines Falles nicht viel nutzen, hält ihm aber wenigstens den Dreck aus den Augen.

Wir sind alle recht froh, als wir endlich nach Xi an kommen. Wir sind mittlerweile etwas hinter unserem Zeitplan und so langsam wird immer klarer, dass es schwer wird, diesen wieder aufzuholen und es macht sich auch etwas Unmut breit, selbst an den wenigen Tagen, in denen Nichts passiert schaffen wir nur mit Ach und Krach mehr als 250 Km und dann muss aber auch alles stimmen. Wir haben kaum Zeit, um mal einen Fotostopp zu machen und einen recht nervigen Guide, der dauernd am Drängeln ist und außerdem weder einen Führerschein hat noch Ahnung vom Fahren und Verkehrsregeln, aber darauf drängt, Zeit aufzuholen.

Wir müssen allerdings in Xi an bleiben, biss alle Motorräder repariert sind, was immerhin 2 Tage in Anspruch nimmt. Zum Glück sind die Radlager kein Problem und sowohl schnell gefunden, als auch gewechselt und so haben wir wenigstens genug Zeit, um uns die berühmte Tonsoldaten Armee anzusehen.  Das unglaubliche Grabmal des ersten chinesischen Kaisers , das 210 vor Christus erbaut wurde! Alle Statuen haben unterschiedliche Gesichter und es handelt sich wohl tatsächlich um Abbilder eines jeden Soldaten des Kaisers schon ein Wunder, dass ich nicht jeden einzeln fotografiere denn   ich habe mir hier eine neue Kamera gegönnt.  Ich bin schon eine Weile damit unzufrieden, dieses einmalige Abenteuer nicht entsprechend dokumentieren zu können – mit Hilfe von Johans aktiver Unterstützung im Handeln bekomme ich das begehrte Modell fast 100 € billiger, als zu Hause. Und nun knipse ich alles, was sich nicht wehrt.

Xi an liegt am chinesischen Weisswurstäquator  also einer gedachten Linie, die Süd- und Nordchina definiert, was für mich eine prima Stelle ist, um meinen Blog in 2 Teile zu spalten – ist ja so schon eine Zumutung, so viel auf einmal lesen zu müssen