Mongolei zweiter Teil - wo wir lernen, das auch Gruppenreisen schön sein können

Mit Tom und Abby verbringen wir eine gemeinsame Woche in einer unglaublich schönen Landschaft und genießen die Freiheit, sich überall niederlassen zu können, wir kochen gemeinsam und helfen uns auch gegenseitig immer wieder aus der Patsche – so haben wir zum Beispiel eine abgebrochene Brenshalterung im Beiwagen zu flicken und fahren uns auch schon mal in einem Flussbett fest, Tom muss Radlager am Chinesenbike wechseln. Wir machen Bilder voneinander und so gibt es denn auch mal welche, auf denen wir Beide sind.

Die Beiden haben unseren Humor und ähnliche Interessen, die gemeinsame Zeit ist voller Spässe, Lachen und so ist auch der Altersunterschied kein Problem.

Zuerst fahren wir nach Karakorum, der ehemaligen Hauptstadt (vor Unzeiten), schauen uns dort die Tempelanlage an – ich muss gestehen, der alte Tempel, den wir vorher besucht haben hat uns mehr beeindruckt, dafür können wir eine Gruppe von Frauen in traditionellen Trachten bewundern, die vor dem Tempel für die Touristen posieren.

 Die Fahrt hierher hat uns schon 2 Übernachtungen gekostet, denn wir fahren nicht wirklich schnell und es gibt immer wieder was zu bestaunen, so halten wir einmal, um Bilder von Steinadlern zu machen, die gemeinsam mit Bussarden ein Festmahl an Schlachtresten halten – es müssen so an die 20 (in Worten Zwanzig!!) Adler auf einem Haufen sein. Unglaublich – ich denke an die vielen male, wo wie einen der riesigen Vögel aus der Ferne am Himmel kreisen sah und ich mir vor Freude fast in die Hosen gemacht habe ( das sind die Bilder, wo man einen braunen Punkt am Himmel sieht und ich ganz aufgeregt erkläre, dass der kleine Punk ganz ehrlich ein Steinadler war) – meine Vorstellung vom einsamen König der Lüfte hat etwas Not gelitten. Immer wieder müssen wir für Bilder anhalten und werden dann auch meist schnell von Leuten umringt, die uns und die Motorräder bestaunen, wobei auch Tom und Abby nicht zu kurz kommen, denn es erscheint den Einheimischen wohl bewundernswert, das auch Touristen auf ihrem Pferdersatz unterwegs sind. Außerdem ist die Straße zu großen Teilen nur Sandpiste und hier kommen wir nicht ganz so schnell voran, wenn Tom auch wirklich einsame Klasse auf seinem Chingchang  - oder wie auch immer es hieß –ist, hier sind wir langsamer, denn der Beiwagen zieht ganz schön auf losem Untergrund und es ist schwieriger  eine gute Linie für unser zweispuriges Gefährt zu finden. Immer wieder haut es mich fast aus dem Seitenwagen, wenn Kevin durch ein Loch brettert. Abby ergeht es auf dem Rücksitz von Toms Motorrad nicht besser und ich sehe sie immer wieder abheben – wir sind wohl alles besonders verrückt, dass wir diese Art zu reisen so sehr lieben oder halt einfach Masochisten.

Wir kommen auch morgens alle nicht so wirklich schnell  los. Es dauert halt, bis Frühstück gemacht, abgewaschen und Zelte samt Inhalt verstaut sind……… außerdem wir sind hier auf Abenteuer -  nicht Arbeit!!!!!  Und wir bekommen auch hier öfter  Besuch von Einheimischen, die mal nachsehen wollen, wer sich denn da in der Nachbarschaft niedergelassen hat.

Auf unserem Weg zum Weißen See kommen wir an Tsertserleg vorbei – ein wirklich schönes Städtchen das mit seinen bunten Häusern in einem malerischen Talkessel liegt, dann an einer  tiefen Schlucht, von einem Fluß ins Basaltgestein gegraben. Wir müssen einmal anhalten, um einer Gruppe Jungs zuzusehen, die sich im mongolischen Nationalsport üben – dem Ringen.

Nach Tsertserleg gibt es keine Teerstraße mehr – nur noch Sandpiste und es sind immer noch ca 80 km zum See. Wir finden nur noch selten Siedlungen und Geschäfte und diese sind auch recht ärmlich bestückt. Das Einkaufen wird recht mühselig – besonders da wir kein Mongolisch sprechen und uns mit Händen und Füßen verständlich machen müssen – dies führt immer wieder zu den besten Missverständnissen , so versucht Tom einmal Eier zu kaufen und nachdem wir alle vergeblich versucht haben, uns verständlich zu machen versucht Tom sich darin ein eierlegendes Huhn nachzumachen – die Verkäuferin zeigt daraufhin auf den Wodka und wir alle lachen uns halbtot – vielleicht sehen mongolische Männer ja so aus, wenn sie zu viel Wodka intus haben!?  - Eier haben wir keine bekommen.

Am Weißen See suchen wir uns einen wunderschönen Platz zum Campen in einem Talkessel mit unglaublichem Ausblick auf dem See und bevor es dunkel wird springt Tom plötzlich auf sein Motorrad und klettert den steilen Berg hoch – verrückter Kerl, aber fahren kann er wie der Teufel !!

Auf unserem Weg zurück wollen wir uns eigentlich etwas mehr beeilen, wir müssen in 3 Tagen in UB sein, wo wir unser Chinavisum abholen wollen, können, müssen.  Aber erst versuchen wir Kevins Netz zu finden, dass sich auf der Hinfahrt losgerüttelt und aus dem Staub gemacht hat. Schon eine ganze Weile werden wir von  einem wild hupenden Kleinbus verfolgt und irgendwann beschließen wir anzuhalten, weil wir ja vielleicht schon wieder was verloren haben oder sonst was nicht stimmt. Der Bus hält ebenfalls an und aus Fenstern und Türen klettern unglaublich viele Mongolen, die nun alle Bilder machen wollen…

Als wir weiterfahren verliere ich einen Handschuh und wir verschwenden noch einmal fast eine Stunde mit Suchen, bis wir ihn wieder gefunden haben – in der Zwischenzeit hat Tom mal wieder ein zwei Hügel erklettert.

Am Abend finden wir unseren schönsten Campingplatz – an einem Fluss mit Bäumen und Sträuchern umgeben, am anderen Ufer stehen malerisch ein paar Yaks – in der Ferne Ghers. Tom und Kevin ziehen einen halben Wald für ein Lagerfeuer herbei und dann muss Kev dringend angeln gehen. Tom macht Fotosafari und wir Mädels wollen Abendbrot machen. Ich habe schon seit Russland Mehl und Hefe gebunkert und wir freuen uns schon alle auf Stockbrot – leider stellt sich heraus, dass ich Maismehl gekauft habe und das lässt sich einfach nicht vernünftig verarbeiten – es gibt Maisfladen – na ja – was ist schon perfekt?

Kev hat 2 Fische gefangen, also zieht er am nächsten Morgen vorm Aufstehen los und fängt noch einmal 4 Fische – ein schönes Frühstück.

Nach einer Woche sind wir mal wieder im Oasis  wir müssen nun echt so langsam in Richtung chinesische Grenze tingeln,  und wir müssen vorher in UB noch die Bremse reparieren, Wäsche waschen, Webseite aktualisieren, einkaufen, duschen, alles an Akkus laden, das Ladegerät, das übers Moped läuft hat nämlich auch den Geist aufgegeben. Wir wissen auch nicht, ob und wie es mit Elektrik und Internet in China werden wird.

Wir haben Johan im Oasis getroffen – der erste, der zu unserer Chinatruppe gehört – und er ist genau unsere Kragenweite, ich bin ziemlich sicher, dass wir es miteinander aushalten können. Wir haben beschlossen, zusammen zur Grenze zu fahren. Vorher allerdings wollen wir noch die Khan Statue besichtigen und eine Nacht in einem Naturschutzgebiet campen, das uns von einem der Reisenden im Oasis empfohlen wurde, außerdem wollen Tom und Abby noch diese eine Tour mit uns machen, was definitiv ein Anreiz dafür ist, die Abfahrt in Richtung Grenze noch etwas hinauszuzögern. Die letzte Woche, die wir zusammen in der mongolischen Wildnis verbracht haben war einfach nur klasse und die Beiden sind uns ans Herz gewachsen – schade, dass sie in die genau entgegengesetzte Richtung weiterfahren werden.

Die Dschingis Khan Statue ist ein 250 Tonnen schwerer Edelstahlkollos  und das größte Reiterstandbild der Welt. Sie steht auf einem Gebäude, das Andenken Geschäfte  enthält und einen Fahrstuhl mit dem man in Dschingis‘ trojanisches Pferd hochfahren kann und einen Ausblick auf die im Bau befindlichen Touristenghers hat. Der Mongolenführer hält eine goldene Gerte in der Hand, die er laut Sagen hier gefunden haben soll.

Wir halten an und eine breit grinsende Frau stürzt auf uns zu: „ Hi I am Anna!“ Ich kann es nicht fassen – das sind noch 2, die mit uns nach China fahren werden und sie scheinen auch noch richtig nett zu sein – wir haben echt ein Glück. Ich hatte mich schon öfter gefragt, wie die beiden wohl sind – wir hatten nur sehr kurze Mailkontakte vorher. Wir beschließen natürlich spontan, dass die Beiden nun mit uns fahren. Erst mal bis ins Naturschutzgebiet für heute Nacht und dann weiter bis an die Grenze.

Nachdem wir alle unsere Fotos gemacht haben  fahren wir los. Das Reservat ist noch keine 30 km entfernt und wir sind schnell da – natürlich sind auch hier die Straßen  überwiegend Sandpiste und Tom heizt vorneweg wie von der Tarantel gestochen. Anna und James haben ihre Probleme, mitzuhalten, denn ihre Transalp ist sehr niedrig, extrem vollgepackt und der hintere Stoßdämpfer ist ziemlich hin. Die Landschaft ist mal wieder einfach nur umwerfend bloß leider auch ungewohnt touristisch.

Wir fahren bis wir endlich an eine Ecke kommen, wo keine Touricamps sind ( wahrscheinlich, weil die Straße hier wirklich schwierig wird. Wir müssen eine Abfahrt runter, von der ich hoffe, dass wir sie am nächsten Tag auch wieder hoch schaffen. Dann noch durch ein Flüsschen und wir 7 finden ein richtig schönes Camp am Fluss im Wald und wir können hier sogar ein Feuer machen.

Es ist schon klasse – wir sind 7 Leute aus 7 Nationen : Australien, Canada, Neu Seeland, Polen, Südafrika Deutschland und England und wir haben so richtig viel Spaß. Nachdem die Zelte aufgebaut sind ziehen die Männer los, um Feuerholz zu organisieren. Sie finden es zu mühsam, alles zu tragen also nehmen sie unser Arbeitstier Liza dafür.

Der Rest fängt an eine gute Suppe zum Abendbrot zu kochen. Jeder bringt seine Vorräte auf einen Haufen und wir machen einfach was draus – es schmeckt lecker. Danach sitzen wir am Feuer, trinken unsere Bier- und Vodkavorräte  und erzählen dummes Zeug. Es ist echt toll wie gut wir alle zusammenpassen und die Fahrt durch China verliert so langsam ihre Schrecken. Wir sind alle sehr erleichtert, dass wir ähnlich ticken . Es bleibt nur noch eine große Unbekannte, die Deutsche, die uns mit dem Auto begleitet und beschließen, dass wir die schon in den Griff bekommen.

 Die nächsten 2 Tage fahren wir durch die Gobi – viel Nichts, ebenfalls von einer schönen Schlichtheit. Auch hier sind wir gefangen von der Natur – das Fahren ist manchmal schwierig im weichen Sand – die Mongolei hat uns in allen Teilen gefallen aber 3 einhalb Wochen sind definitiv für den zweitgrößten Binnenstaat der Welt zu wenig.

Leider sind die nomadisch lebenden  Menschen nicht an Plastikmüll gewöhnt und werfen alles einfach aus dem Fenster bzw lassen ihren Müll liegen, was für uns das einzig Negative an diesem Land war. Es bleibt zu hoffen, dass sich dies ändert aber die Menschen haben einfach zu viel Platz.

Wir müssen definitiv noch einmal hierherkommen – vielleicht mit dem Flieger und dann kaufen wir uns zwei kleine Chinesebikes und klettern durchs Altaigebirge und ich fahr dann weiter durch die Gobi, weil Kev ja dann kein Visum mehr übrig hat und ich brauche hier ja keins mehr!!!!