Mongolei, erster Teil - wo wir viel Gastfreundschaft erleben

Mongolei

Unsere erste Erfahrung an der Grenze – die sind hier viel lockerer drauf. Späße werden bei der Passkontrolle gemacht und ich werde gleich darauf aufmerksam gemacht, das ab September Deutsche kein Visum mehr für die Mongolei brauchen.

Die Landschaft ändert sich hier wieder recht schnell und wir fühlen uns ein wenig an Wales erinnert mit den grasbewachsenen Bergen und den vielen Schafen. Alles Vieh läuft frei umher und die wenigen Felder mit  Kartoffeln oder Kohl sind eingezäunt, damit sie nicht abgefressen werden.

Es gibt überall Rinderherden ( in manchen Gegenden Yaks), Schafe, Pferde und Kamele.  Man kann überall einfach so sein Zelt aufschlagen – manchmal bekommt man Besuch von Hirten auf Pferden oder kleinen chinesischen Motorrädern. Die Menschen sind eher schüchtern und unaufdringlich, aber auch hier an uns Fremden sehr interessiert.

Zuerst fahren wir nach Ulaan Baatar, um dort unser Visum für China zu beantragen. Für eine Hauptstadt ist UB zwar nicht besonders groß, aber das Verkehrschaos ist schlimmer, als alles, was wir bisher erlebt haben. Die Mongolei hat ca.3,2 Mio Einwohner (also weniger als es Autos in Beijing gibt) und 40% davon leben in der Hauptstadt, was trotzdem keine wirklich große Zahl ist, außerdem dürfen an jedem Tag in UB nur Fahrzeuge mit festgeschriebenen Nummernschildern unterwegs sein aber trotzdem wird hier keiner Herr über das Chaos.  An jeder2. Kreuzung steht ein Verkehrspolizist, der die Lage noch verschlimmert. Die Stadtwirkt trotz des Verkehrsgetümmels irgendwie ländlich, Hochhäuser sieht man nur direkt im Zentrum, ansonsten gibt es Ghers und die hier so beliebten einstöckigen Häuser mit den knallbunten Dächern. Am Stadtrand wird Viehmarkt abgehalten und selbst hier im Zentrum haben wir Kühe in einem ausgetrockneten Flussbett weiden sehen.

Wir übernachten im Oasis – einer Herberge für Reisende aus aller Herren Länder, wo man sich ein traditionelles Gher mieten kann und Reisegeschichten austauscht, Tipps für die Weiterreise erhält oder gibt und viele bleiben dank der guten Atmosphäre, den gut funktionierenden Duschen und Toiletten, dem Restaurant, der Wäscherei und dem Frisör länger, als geplant. Wir wollen aber nur unser Chinavisum beantragen, unser Moped wieder in Ordnung bringen und dann eine Rundreise machen, bis wir unser Visum abholen können. Also bestellen wir gleich für den kommenden Morgen ein Taxi, um zur chinesischen Botschaft zu gelangen – die hat aber heute zu. Wir erfahren, dass man nur Mo. Mi und Freitag zu bestimmten Zeiten kommen kann. Also fahren wir zurück und auf dem Weg mache ich den Fehler, den Taxifahrer zu fragen, ob er weis, wo man hier Tabak bekommen kann, was er bejaht und dann heizt (das mit dem heizen gilt nur für die Strecken, die er zu Fuß vor und her jagt - mit dem Auto wird nur hin und her gestaut)er mit uns durch die halbe Stadt, rennt mit uns über den schwarzen Markt, wie hier der große Basar heißt. Wir finden allerdings nur Pfeifentabak und als wir wieder beim Oasis sind will der kleine Halsbaschneider 80000 Turic, die er als ich einen Pfiff von mir gebe gleich auf 60000 reduziert. Ich weis zwar nicht, wie viele Km wir gefahren sind, aber mir ist schon klar, dass ich hier abgezockt werde. Ich bezahle und der geschäftstüchtige Kerl gibt uns für Morgen gleich seine Karte, da wir ja dann wieder zur Botschaft müssen.  Im Oasis ist man ziemlich entrüstet über den Taxifahrer und dank der Visitenkarte finden sie dann für uns das dazugehörende Unternehmen. Die Chefin droht damit, dieses Unternehmen nicht mehr zu nutzen wenn der Mann uns nicht einen fairen Preis macht und etwas Geld zurückbringt, was dann tatsächlich auch so geschieht – von einem zehr zerknirschten Taxifahrer bekommen wir am nächsten Abend 35ooo Turic zurückgebracht. Wir werden am kommenden Tag vom Ehemann einer der Angestellten zur Botschaft gebracht, wo wir es schaffen, relativ problemlos unser Visum zu beantragen, dann geht es zu verschiedenen Autoteilehändlern, um Radlager und eine neue Feder für unser Motorrad zu finden – was die Feder anbelangt, haben wir Glück, wir finden sogar mehrere in einer Tonne eines Gebrauchtteilehändlers - aber passende Radlager finden wir nicht. Also bauen wir erst mal eine neue Feder ein, die zwar gekürzt werden muss und neu gebogen, aber dann wunderbar funktioniert. Später machen wir uns dann noch einmal allein und zu Fuß auf den Weg zum Autoteil des Basars. Wir wurden ausgiebigst vor Taschendieben gewarnt und so haben wir auch nur das Allernötigste dabei, aber so ein paar Bilder muss man von diesem Gewusel ja doch machen. Hier gibt’s einfach Alles, man muss es nur finden – wir bekommen auch irgendwann 2 passende Radlager.

Am nächsten Morgen fahren wir los - für eine Woche in die Berge, wo wir ein altes Kloster besichtigen wollen. Man hat uns davon abgeraten, noch weiter nördlich zu fahren, da dieser Sommer ungewöhnlich nass für diesen Teil der Welt war und ziemlich vielen der Pisten für unser schweres Gespann einfach zu nass und ausgewaschen sind. Wir kommen erst recht spät los, weil wir erst noch unser Motorrad zusammenbauen müssen und alles wieder packen – im Oasis findet man auch immer jemanden, mit dem man sich erst unbedingt noch unterhalten muss. Wir tanken, stauen uns einmal quer durch die Stadt, kaufen noch ein paar Lebensmittel und als wir Gas geben wollen, geht das Motorrad aus und springt nicht mehr an. Es dauert eine ganze Weile, bis wir den Fehler gefunden haben : wir haben nach dem Tanken die Tankdeckel vertauscht und der vom Zusatztank hat keine Belüftung. Es hat sich also im Tank ein Vakuum gebildet und dann konnte kein Sprit mehr fließen – kleine Ursache, große Wirkung. Danach hält uns zwar nichts mehr auf, es ist aber schon richtig Spät geworden und schon bald müssen wir zusehen, dass wir ein Lager für die Nacht finden.Wir folgen einem Schild zu einem historic, hidden Touristcamp und suchen gerade nach einem geeigneten Zeltplatz, als wir Christian treffen, er wohnt schon seit vielen Jahren hier und hat ein Bauunternehmen in UB. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, anderen Freunden und Geschäftspartnern und deren mongolischen Familien hat man sich hier zu einem Grillwochenende getroffen und so werden wir mir nichts dir nichts eingeladen, uns anzuschließen. Peter ein Schweizer der hier als erster Schweine gezüchtet hat liefert das Grillfleisch und es ist etwas für alle leiblichen Belange da. Wir werden herzlichst aufgenommen und lecker verköstigt.

Am nächsten Morgen scheint die Sonne aus einem blauen Himmel ohne Wolken und wir können uns gar nicht so recht aufraffen, alles schon gleich wieder zusammenzupacken. Stattdessen halten wir Schwätzchen, tauschen Email Adressen aus und Kevin fährt die Kinder im Beiwagen auf der Wiese herum. Gegen Mittag sind wir dann endlich wieder soweit, bauen unser Zelt ab und verstauen alles und nach vielem Händeschütteln und Winken sind wir wieder unterwegs. Wir kommen über eine Hügelkuppe da können wir unseren Augen kaum glauben – vor uns sitzen und fliegen mindesten 6 Steinadler – natürlich bin ich mit der Kamera wieder viel zu langsam, aber ein oder 2 erwische ich schon. Später erfahren wir, das dies hier keine Seltenheit ist, oft hat jemand geschlachtet und  die Abfälle irgendwo entsorgt, diese holen sich dann die Raubvögel und unter anderem eben auch die Adler - irgendwie leidet das Image des einsam seine Kreise ziehenden majestätischen Königs der Lüfte da schon etwas not.

Der größte Teil unserer geplanten Strecke ist geteert, was hier eine Seltenheit ist und auch die Teerstraßen haben oft  sehr lange Baustellen, die per Sandpiste umfahren werden müssen. Als wir dann aber zur Abzweigung für das Kloster kommen, das wir besuchen wollen ist Schluss damit, es gibt nur noch Sandpisten und meist mehr als nur eine.Die Pisten teilen sich immer wieder fächerartig auf, alle gehen aber irgendwie in die gleiche Richtung und so versucht man die zu finden, wo die wenigsten Schlaglöcher sind. Es geht über recht haarige steile Wege, durch Flüsse und wir sind froh, das wir so ein schönes Wetter haben, die Piste trocken ist und wenn ich im Beiwagen auch ab und zu in recht bedenklicher Schräglage hänge und in den Flüssen nasse Füße bekomme, so kommen wir doch recht gut voran. Es gibt allerdings keine Schilder mehr und die Wege teilen sich so oft und gehen in alle erdenklichen Richtungen, dass wir uns doch irgendwann fragen, ob wir eigentlich noch in die richtige Richtung fahren. Wir kommen an einen Fluss, der recht steil und tief ist und fahren hin und her, bis wir uns endlich durch trauen, aber auch wenn wir am anderen Ufer mehrmals Anlauf holen müssen, bis wir hochkommen – wir schaffen es zum Schluss aber doch.

Es dämmert schon, als wir endlich das Kloster vor uns auftauchen sehen. Es liegt in einem Talkessel, man sieht mehrere Gherdörfer, überall sind Schaf- Rinder- und Pferdeherden und quer durch das Ganze schlängelt sich mal wieder ein breiter Fluss. Außer uns ist jeder entweder zu Pferd oder mit Jeep unterwegs und wir beobachten, wie die Allradfahrzeuge recht tief versinken bevor sie am anderen Ufer wieder aus dem Fluss klettern. Wir brauchen eine ganze Weile, bis wir unseren Mut zusammennehmen und es ebenfalls versuchen. Wir holen Anlauf und brettern durch, das Wasser steigt immer höher und zischt am Motor. Kurz bevor wir das Ufer erreichen geht Liza aus und ich denke schon, das wars jetzt, aber sie springt wieder an und ich kann es fast nicht glauben, aber wir haben es tatsächlich mal wieder geschafft.

Es ist zu spät, um noch zum Kloster zu fahren – wir verschieben das auf den kommenden Tag und suchen uns eine Stelle zum  Zelten.  Wir halten neben einer Reisegruppe, die zur Hälfte aus Russen und zum anderen Teil aus Mongolen besteht und fragen, ob sie etwas dagegen haben, wenn wir uns zu ihnen gesellen. Wir werden freundlich aufgenommen und wollen gerade mit der allabendlichen Routine des Hausbaus anfangen, da werden wir erst einmal auf einen Tee und eine Suppe eingeladen  Beides ist sehr lecker und einige in der Gruppe sprechen ein wenig Englisch. Wir erfahren, dass die Mongolen der Gruppe Maler und Bildhauer sind, die Russinnen sind Wissenschaftlerinnen, die mongolische Baukunst und Malerei studieren. Wieder ist es schon fast stockdunkel, bis wir endlich unser Zelt gebaut haben und nach der anstrengenden Fahrt sind wir außerdem rechtschaffen müde – noch ein paar Fotos vom fast Vollmond und ab ins Bett.

Am nächsten Tag besuchen wir das Kloster und weil es angefangen hat zu nieseln, drehen wir die Gebetsräder, spenden 500 Turik ( 25 Cent) und brennen ein Räucherstäbchen für eine heile Rückfahrt. Das Kloster und die Tempelanlage sind sehr alt und wunderschön aber da es sich immer mehr zuzieht, und aus dem Niesel langsam Regen wird halten wir uns nicht so sehr lange auf.

Bald machen wir uns auf den Rückweg aber auch wenn wir durch den ersten Fluss noch ganz gut durchkommen wird aus dem Niesel dann Regen und schon am zweiten Fluss wird es eng. Wir sind einem einheimischen Fahrzeug gefolgt, aber er schafft es nicht und so versuchen wir es erst gar nicht. Gemeinsam suchen wir eine andere Stelle zur Überquerung und schaffen es schließlich auch, aber wir fangen immer mehr an zu rutschen und irgendwann haben wir uns das erste Mal so richtig festgefahren. Ich klettere aus dem Beiwagen und versuche zu schieben, aber wir sind mit beiden Rädern in einer tiefen Rinne und sitzen mit dem Motor auf. Es ist so glitschig, dass ich beim schieben keinen Halt finde und schließlich auch noch im Matsch liege. Das ist auch nicht das letzte Mal für diesen Tag. Immer wieder graben wir uns mit dem schweren Gespann im Matsch ein und wir sind nur zu froh, dass alle hier im selben Boot sind und so einer dem anderen hilft, wieder rauszukommen. Wir brauchen 5 Stunden für 35 km, aber wir schaffen es. Wenn es nicht so schütten würde, ich nicht so völlig durchnässt, kalt und eingeschlammt wäre, würde ich jetzt aus dem Beiwagen klettern und den Asphalt küssen. Wir fahren noch ca 65 km bis Erdenet und finden hier auch schließlich ein Hotel – natürlich wieder mal ohne Wlan. Aber immerhin – nachdem wir eine Viertelstunde das Wasser laufen lassen, können wir lauwarm duschen, unsere Motorradklamotten im Bad ausbreiten, wo sie fleißig tropfen können und bekommen auch noch ein warmes Abendessen. Es ist zwar nicht so einfach, was zu bestellen, aber ich schließen einfach die Augen, lasse einen Finger über der Speisekarte kreisen und was dabei herauskommt schmeckt richtig gut und wir sind weder etwas aufgewärmt.

Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne und wir bleiben tunlichst auf der Teerstraße, auch wenn immer wieder Sandpitsten in die schönsten Richtungen winken. Wir fahren bis zum Ende, und drehen dann wieder um, weil wir auf halber Strecke zum letzten Ort ein schönes lauschiges Plätzchen an einem Fluss gesehen haben, wo wir unser Zelt aufbauen wollen. Kevin holt die Angel raus und ich mein Ebook und so verbringen wir Beiden einen geruhsamen Abend .

Nach einer Woche in den Bergen mit viel Natur freuen wir uns aufs Oasis und eine Dusche. Wir holen unser Chinavisum ab – alles lief wie am Schnürchen. Wir treffen Tom und Abby – zwei Australier, die ebenfalls als nächstes in Richtung Karakorum und weißer See wollen und weil wir uns so gut verstehen, beschließen wir, gemeinsam zu fahren.Tom hat für eine Woche eines der kleinen chinesischen Motorräder gemietet, weil seine Triumph Boneville das Terrain nicht schaffen wird und wir ziehen los.